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WM 2022: Ex-DFB-Held setzt alle Hoffnung in einen Star

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Andi Brehme wurde 1990 mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister. Nun spricht er über die WM in Katar.Bild: www.imago-images.de / imago images
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WM 2022: Ex-DFB-Held Brehme ordnet deutsche Chancen ein – und hebt besonders einen Spieler hervor

22.11.2022, 14:5222.11.2022, 15:04
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Im WM-Finale 1990 war Andi Brehme der Spiel-Entscheider. In der 85. Minute verwandelte er gegen Argentinien einen Elfmeter, traf zum 1:0 und sicherte Deutschland dadurch den dritten WM-Titel. Über 30 Jahre später steht die umstrittene Weltmeisterschaft in Katar an. Deutschland will mit Kapitän Manuel Neuer, Mittelfeldmotor Joshua Kimmich und Bundestrainer Hansi Flick den fünften Titel gewinnen.

Vor dem Start der DFB-Elf sprach Andi Brehme mit watson über die Chancen des DFB-Teams, den Spieler, auf den er sich am meisten freut und über die Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland.

watson: In dieser Woche spielt Deutschland sein erstes WM-Spiel. Wie sehen Sie die Chancen für das DFB-Team?

Andi Brehme: Chancen auf den Titel gibt es immer. 1986 hatte uns auch kaum jemand auf dem Schirm und wir sind trotzdem ins Finale gekommen. Eine deutsche Mannschaft ist nie abzuschreiben. Wir müssen das erste Spiel gegen Japan gleich gewinnen. Das gibt Selbstvertrauen. Eine deutsche Mannschaft muss mindestens bis ins Halbfinale kommen.

"Besonders auf Jamal Musiala. Er hat bei Bayern einen Riesensprung gemacht und kann bei der WM sein ganzes Können zeigen."
Andi Brehme über den Spieler, auf den er sich besonders freut

Welche anderen Mannschaften sind aus Ihrer Sicht die stärksten Konkurrenten?

Brasilien, Argentinien und die Niederlande sehe ich ganz weit vorne. Die Engländer sehe ich noch nicht so bereit. Auch bei den Franzosen bin ich skeptisch. Aber von den anderen Mannschaften glaube ich, dass eine auch Weltmeister wird und hoffe natürlich auf Deutschland.

Glauben Sie, dass Japan mit den vielen Spielern in der Bundesliga und in Europa ein Stolperstein werden könnte?

Ich muss zugeben, dass ich wenig über den japanischen Fußball weiß. Aber ich habe kürzlich mit meinem Freund Pierre Littbarski gesprochen. Er hat dort gespielt und kennt sich noch immer im japanischen Fußball aus und hat vor der Nationalmannschaft gewarnt. Sie sind flink und haben eine gute Technik.

Gibt es Spieler, auf die Sie sich während der WM speziell freuen?

Besonders auf Jamal Musiala. Er hat bei Bayern einen Riesensprung gemacht und kann bei der WM sein ganzes Können zeigen. Von anderen Spielern lasse ich mich überraschen.

Andi Brehme (M.) schoss im WM-Finale 1990 gegen Argentinien den entscheidenden Elfmeter zum 1:0.
Andi Brehme (M.) schoss im WM-Finale 1990 gegen Argentinien den entscheidenden Elfmeter zum 1:0.Bild: WATSONCH Bob Thomas Sports Photography / Bob Thomas

Worauf freuen Sie sich sonst in diesem WM-Monat?

Am meisten freue ich mich darauf, wenn die Achtelfinals beginnen und nur der Sieger weiterkommt. Da geht eine WM erst richtig los.

Zu Ihrer Zeit in der Nationalmannschaft hat Deutschland mit einem klaren Stürmer gespielt. Danach sieht es jetzt nicht aus, aber zumindest wurde Niclas Füllkrug in den Kader mitgenommen. Wie stehen Sie grundsätzlich zu der Diskussion?

Für unsere Spielweise wäre es ganz gut, wenn wir einen Stürmer vorne hätten, der immer anspielbar ist. Ein Kandidat könnte da tatsächlich Niclas Füllkrug sein. Meiner Meinung nach sollte man es mit ihm probieren.

Sie selbst haben vier Jahre bei Inter Mailand gespielt. Wie viel Kontakt haben Sie noch zu Italienern vor Ort?

Ich bin fast mehr in Italien als in Deutschland.

Dann sind Sie der perfekte Ansprechpartner, um zu erklären, wie die Italiener der WM gegenüberstehen, bei der sie selbst nicht dabei sind ...

Sie sind noch immer sehr enttäuscht, dass ihr Nationalteam nicht dabei ist – und jetzt sogar das zweite Mal hintereinander bei einer WM. Das ist schade, aber die Italiener, die ich kenne, drücken alle der deutschen Nationalmannschaft die Daumen.

Ein anderes Thema, das bei der WM in Katar immer mitschwingt, sind die Menschenrechtsverletzungen. Wie stehen Sie dazu, dass so ein prestigeträchtiges Turnier dort ausgespielt wird?

Dazu möchte ich mich nicht äußern, weil ich persönlich nicht so viel darüber weiß. Auf das, was man in den Medien liest, gebe ich gar nicht so viel. Damals wurde sich für das Land entschieden und jetzt muss die Fifa dafür auch geradestehen.

Andi Brehme Biographie
Andi Brehme veröffentlichte im Oktober seine neue Autobiographie, die seine Karriere beleuchtet.Bild: Andi Brehme

Trotzdem sind für den Bau der WM-Stadien Menschen gestorben …

Ich weiß nicht, was in Katar passiert ist und kann es auch wirklich nicht sagen. Deswegen möchte ich mich dazu auch nicht weiter äußern.

Aber trotzdem müsste am Vergabeprozess doch etwas geändert werden, oder?

Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Ich hätte es auch lieber gesehen, wenn das Turnier in Italien, Spanien, Deutschland oder England wäre. Bei der nächsten Vergabe hoffe ich daher auf ein europäisches Gastgeberland.

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