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Vor Handball-WM: Nationalspieler Häfner ordnet Chancen für DHB-Team ein

Foto : am Ball Kai Häfner / GER gegen Jonas Gunnarsson Faroe Islands , links Handball Herren am 13.04.2022 Handball Länderspiel der Herren Deutschland - Faröer Inseln *** Photo on the ball Kai Häfner  ...
Kai Häfner debütierte im April 2010 bei einem Spiel gegen Dänemark in der Nationalmannschaft.Bild: imago / Claus Bergmann
Interview

Vor Handball-WM: Nationalspieler Kai Häfner ordnet Chancen für DHB-Team ein

11.01.2023, 11:4811.01.2023, 13:14
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Katar, Serbien, Algerien – das sind die drei Vorrundengegner der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Polen und Schweden. Am Freitag (18 Uhr, ZDF) bestreitet das DHB-Team seine erste Partie.

Vor dem Auftakt hat watson mit Nationalspieler Kai Häfner (33) gesprochen. Der Rückraumspieler, im Verein seit 2019 für die MT Melsungen aktiv, ist seit Jahren Stammspieler im Team von Bundestrainer Alfred Gislason.

Im Interview spricht er über die Chancen der Nationalmannschaft, das Corona-Chaos im Vorjahr und die Kritik ehemaliger Profis an einige seiner Kollegen.

Watson: Herr Häfner, die WM beginnt für Deutschland am Freitag mit der Partie gegen Katar. Ist das Team bereit für den Start?

Kai Häfner: Ja, das würde ich so unterschreiben. Die Stimmung ist gut und die beiden Auftritte gegen Island am vergangenen Wochenende waren vernünftig. Vieles hat gut ausgesehen gegen eine wirklich gute isländische Mannschaft. Und wie immer in den letzten Tagen vor einem Turnierstart geht es jetzt um den Feinschliff, weil einige Auffälligkeiten haben wir schon noch gesehen.

Zum Beispiel?

Die Abwehr hat ziemlich gut funktioniert, finde ich. Problematisch war eher die fehlende Konstanz in der Offensive. Wenn man die Bälle in der Vorwärtsbewegung zu leicht verliert, kassierst du auf diesem Niveau viel zu billige Gegentore. Und schon sieht das Ergebnis nicht mehr so gut aus. Ich bin froh, dass wir das zweite Spiel gegen Island dennoch mit 33:31 gewonnen haben – weil das 30:31 am Tag davor war echt ärgerlich.

Der zweite Test endete für Sie mit einer Blessur am Knie. Ist das Auftaktspiel in Gefahr?

Die Schmerzen nerven, aber das sollte bis Freitag alles wieder verheilt sein. Gegen Katar stehe ich auf dem Feld, davon gehe ich aus.

Kai Häfner war gegen Island mit seinem Gegenspieler zusammengeprallt.
Kai Häfner verletzte sich gegen Island bei einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler am Knie.Bild: dpa / Axel Heimken

Apropos Katar: Über das Land wurde in der Sportwelt wegen der Fußball-WM 2022 sehr, sehr viel diskutiert. Für die Handballer ist das aktuell aber vermutlich kein Thema, oder?

So ist es. Wir spielen ja jetzt auch nicht zum ersten Mal gegen Katar und hatten gegen die schon einige heiße Begegnungen. Ich bin gespannt, was für eine Mannschaft sie dieses Jahr aufs Feld schicken, aber die Diskussionen aufgrund der Fußball-WM sind ja nicht vergleichbar mit unserer WM. Für die hat sich Katar sportlich eben qualifiziert.

"Zu den Top-Favoriten gehören wir nicht."

Dennoch: Deutschland ist klarer Favorit, oder?

Unser Anspruch muss es natürlich sein, diese Partie zu gewinnen. Man wiederholt sich da ja in den Interviews, die man jedes Jahr vor dem Turnier gibt, aber: Ein guter Rhythmus ist wichtig, entsprechend wichtig ist ein Sieg im ersten Spiel. Ich hoffe, dass wir Schwung aufnehmen und dann in einen guten Flow kommen.

Was trauen Sie Ihrem Team denn zu?

Sorry, da wiederhole ich mich auch: Man weiß es nicht. Was ich sagen kann, ist: Zu den Top-Favoriten auf den Titel gehören wir nicht. Das sind schon die Mannschaften, die in den letzten Jahren regelmäßiger in Halbfinals oder Endspielen standen: Die Dänen, die Schweden, die Franzosen, die Spanier. Und ich werfe, um mal etwas Neues zu sagen, Island ins Rennen. Die sind für mich Geheimfavorit.

GISLASON Alfred Trainer Team Deutschland mit HAEFNER Kai Handball Laenderspiel Deutschland - Island 30 : 31 am 07.01.2023 in Bremen *** GISLASON Alfred coach team Germany with HAEFNER Kai handball cou ...
Kai Häfner (neben Bundestrainer Alfred Gislason) verlor mit dem DHB-Team am Samstag knapp gegen Island.Bild: imago / Laci Perenyi

Und Deutschland?

Wir müssen uns an einem guten Tag vor keinem Team der Welt verstecken. Um gegen die absoluten Top-Teams zu gewinnen, muss aber viel zusammenkommen.

Wie zufrieden sind Sie als erfahrener Führungsspieler mit der Zusammensetzung des Kaders?

Ich finde unsere Truppe gut. Die Gesamtchemie passt und wir haben viele spannende Charaktere und eine gute Mischung. Ich habe ein gutes Gefühl.

"Jeder einzelne, der nicht mitfährt, wird seine privaten Gründe für diese Entscheidung haben. Das haben wir zu respektieren."

Vor dem Turnierstart gab es einige Kritik von ehemaligen Profis, die alle ihre Meinung dazu haben, dass mehrere Spieler ihre Teilnahme an der WM abgesagt haben. Wie blicken Sie auf die Diskussion?

Das stimmt, da hat nun jeder seine Meinung. Dürfen sie auch haben. Aber ganz ehrlich: Das interessiert mich nicht.

Warum nicht?

Weil mich das nicht weiterbringt. Jeder einzelne, der nicht mitfährt, wird seine privaten Gründe für diese Entscheidung haben. Das haben wir zu respektieren. Und keine Diskussion der Welt macht da etwas besser. Für mich ist es immer eine absolute Ehre, für Deutschland bei einem Turnier antreten zu dürfen. Wenn andere ihre Teilnahme nicht möglich machen können, ist es eben so. Ich konzentriere mich lieber auf die Männer, die mitfahren. Denn mit denen will ich erfolgreich sein.

Bei der EM 2022 war nach großem Corona-Chaos im Team nach der Hauptrunde Schluss. Ist Corona aktuell noch ein Thema bei Ihnen?

Nicht wirklich. Und ich hoffe – toi, toi, toi –, dass das so bleibt. Klar, man denkt noch daran, mein Turnier mit Corona-Erkrankung werde ich auch nie vergessen. Wir testen uns und passen auf, aber wir sind ohnehin schon immer einigermaßen gut abgeschirmt in unseren Teamhotels. Gleichzeitig ist's schon auch sensationell schön, wieder in ausverkauften Hallen zu spielen.

Herr Häfner, zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Kann es passieren, dass das Ihr letztes Turnier für die deutsche Nationalmannschaft wird?

Scheiße, ich werde echt alt (lacht). Ich mache keine Pläne, weil im Sport alles immer so schnell gehen kann. Und ja, ich weiß, dass ich dieses Jahr 34 werde. Aber gerade denke ich nicht über mein Ende in der Nationalmannschaft nach. Solange ich helfen kann und eingeladen werde, bin ich da.

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