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DFB-Star Felicitas Rauch vor der Frauen-WM 2023: "Haben viel Feuer entfacht"

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Felicitas Rauch ist als linke Verteidigerin bei der deutschen Nationalmannschaft gesetzt.Bild: imago images / BEAUTIFUL SPORTS
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DFB-Star Felicitas Rauch vor der WM 2023: "Niederlagen haben viel Feuer entfacht"

Sie ist Stammspielerin und Leistungsträgerin. Vor der WM in Australien spricht Nationalspielerin Felicitas Rauch (27) im Interview mit watson über ihre Ziele, den WM-Titel und nachhaltigen Fußball.
15.07.2023, 14:23
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watson: Felicitas, wie wird man eigentlich Weltmeisterin?

Felicitas Rauch: (lacht) Das war mit der U20 natürlich in einem bisschen kleineren Rahmen und ist schon neun Jahre her. Aber es war ein schönes Gefühl, das sich gern zeitnah in einem größeren Rahmen wiederholen kann.

Mit dir, Lina Magull, Merle Frohms und Sara Däbritz waren damals schon vier Spielerinnen dabei, die auch jetzt im WM-Kader stehen. Melanie Leupolz, die damals verletzt absagen musste, steht auch im Kader. Was hat euer Team damals ausgemacht?

Natürlich muss zunächst das rein Sportliche passen. Du brauchst aber auch den Teamgeist, wie wir ihn zum Beispiel auch vergangenen Sommer hatten. Und natürlich etwas Spielglück. Es muss sich eine Dynamik aus verschiedenen Komponenten entwickeln.

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Der aktuelle Kader hat sich im Vergleich zur EM im vergangenen Jahr kaum verändert. Ist das ein Vorteil?

Es hilft natürlich immer, wenn du eingespielt bist. Dennoch haben wir ein paar neue Gesichter dazu bekommen, die erfrischend sind und Reize setzen. Nun müssen wir die richtige Balance finden.

Im 23er-Kader seid ihr zehn Spielerinnen, die beim VfL Wolfsburg unter Vertrag stehen. Inwiefern habt ihr die bittere 2:3-Niederlage im Champions-League-Finale gegen Barcelona weggesteckt?

In der Pause war es wichtig, das Ganze mental und sportlich einmal aufzuarbeiten, aber dann auch einen Schlussstrich zu ziehen, denn die Saison war gerade im mentalen Bereich lang und kräftezehrend. Ich denke, man fährt gut damit, diese negativen Ereignisse in positive Energie umzuwandeln. Die Niederlage im EM-Finale vergangenes Jahr und dann diese Niederlage haben wieder viel Feuer entfacht.

Wäre alles andere als der WM-Titel eine Enttäuschung?

Ich glaube schon. Wenn du als deutsches Team zu so einem Turnier fährst, willst du auch den Titel gewinnen. Und Deutschland ist eine Nation, die immer um Titel mitspielt und das sollte unser Anspruch sein. Ich bin auch zu ehrgeizig, um mich mit einem anderen Platz zufriedenzugeben.

Das Turnier wurde auf 32 Teams aufgestockt. Was bedeutet das?

Das macht es definitiv nicht einfacher. Durch die steigende Professionalisierung hast du immer mehr Teams, die um den Titel mitspielen, dadurch wird es für den Zuschauer attraktiver. Zudem ist es der richtige Schritt, um mit den Männern gleichzuziehen. Als Spielerin freut es mich, ein Achtelfinale zu spielen. Man merkt: Es tut sich etwas in der Gestaltung der Turniere.

Wie würdest du den aktuellen Stand des Frauenfußballs beschreiben?

Aktuell ist es wie eine Welle. Aber es war schon öfter mal, dass es ein bisschen aufgeschwappt ist. Gerade im Rahmen der Fifa oder auch in Gesprächen spürt man, dass immer mehr investiert wird. Besonders in den Lizenzmannschaften. Und wir so zum Beispiel Champions League in großen ausverkauften Stadien spielen.

Das war lange Zeit nicht der Fall.

Genau. Es ist einfach wahnsinnig schön, vor so vielen Leuten Fußball spielen zu dürfen. Und ich glaube, jeder von uns kennt auch andere Zeiten. Deshalb ist diese Wertschätzung gleichzeitig auch eine Verpflichtung, mit dem gleichen Feuer und der gleichen authentischen Art und Weise, das immer wieder zu bestätigen.

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Felicitas Rauch (r.) spielt seit 2019 beim VfL Wolfsburg. Bild: imago images/regios24

Ihr spielt die Gruppenphase an Australiens Ostküste, wodurch euch lange Reisen erspart bleiben. Kolumbien hingegen hat einmal einen fünfstündigen Flug von Sydney nach Perth vor sich.

Das ist auch ein Thema, das bei uns an den Tischen immer wieder präsent ist. Dann spinnt man mal den Gedanken, ob es möglich und realitätsnah ist, so ein Turnier an einem Ort auszurichten. Denn natürlich ist es ein Interessenskonflikt, wenn man einmal um die Welt fliegt, um ein Turnier spielen zu dürfen. Ich glaube, es geht wie im Alltag darum, Lösungen zu finden, hinter denen man steht und wodurch man anderen Generationen gerecht wird.

Wie kannst du als Sportlerin deinen Teil dazu beitragen?

Es sind kleine Dinge, wo jeder selbst Verantwortung übernehmen kann. Mein Handtuch muss zum Beispiel nicht jeden Tag gewaschen werden. Grundsätzlich ist es sehr wichtig, seine Mitmenschen weiterhin zu sensibilisieren und dann nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.

Du machst aktuell deinen Master in Innovation- und Zukunftsforschung. Ist das einer deiner Schwerpunkte?

Mein Ziel ist dort vor allem, wie Sponsoren oder eben Personen im Sport einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten können. Es geht darum, gewisse Prozesse nachhaltiger zu gestalten, wie das Reisen oder das ganze Drumherum.

Und wie blickst du auf den Fußball der Zukunft?

Es wäre mir am liebsten, wenn er authentisch bleibt. Ich würde sagen, dass er das bei uns noch ist, während er im Herrenfußball finanzielle Dimensionen erreicht hat, die immer mehr Ablehnung finden. Auch in meinem Umfeld nehme ich wahr, dass sich der Fußball entfremdet.

Wie kann sich das ändern?

Es gilt, die richtige Balance zu finden, damit das nicht passiert. Jeder hat immer noch das Kind im Kopf, das einfach aus Spaß spielt und darum sollte es im Kern gehen.

Trotz aller Professionalisierung?

Dass die Strukturen professioneller werden, damit Leute davon leben können, ist gut und wichtig. Trotzdem darf er sein Ziel nicht verlieren: Leute verbindet, zusammenhält und Freude generiert.

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