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FC Bayern: Kahn und Salihamidžić weg – aber das Problem liegt woanders

ARCHIV - 20.05.2023, Bayern, München: Fußball: Bundesliga, Bayern München - RB Leipzig, 33. Spieltag, Allianz Arena. Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic (M) und Münchens Vorstandsvorsitzender Ol ...
Hasan Salihamidžić (l.) und Oliver Kahn sind ihren Job beim FC Bayern los. Kahn durfte nicht einmal in Köln auf der Tribüne sitzen. Bild: dpa / Tom Weller
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FC Bayern: Jeder Kreisliga-Verein verhält sich besser als die Münchner

28.05.2023, 17:07
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Der FC Bayern ist Deutscher Meister. So weit ist das in Deutschland eigentlich nichts Neues. Schließlich holten sich die Münchner zum elften Mal in Folge den Bundesliga-Titel. Doch an diesem Samstagnachmittag war alles anders.

Das lag nicht nur am dramatischsten Finale der vergangenen Jahre samt des 2:1-Last-Minute-Siegs in Köln und dem folgenschweren Patzer des BVB gegen Mainz. Das Sportliche geriet in den Hintergrund. Trotz Meisterfeier.

Nach dem Schlusspfiff drehte sich alles um die News, dass Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić von ihren Aufgaben als Vorstandsboss und Sportvorstand entbunden wurden. Aufgrund der Chaos-Saison eigentlich keine ganz so überraschende Entscheidung. Doch in Sachen katastrophaler Außendarstellung haben es die Bayern am letzten Spieltag geschafft, sich selbst zu übertreffen.

Schlechter Stil und der FC Bayern: das gehört in dieser Saison zum Verein wie Uli Hoeneß.

"Jeder Dorfverein schafft es, seine Funktionäre oder Trainer stilvoller rauszuwerfen als der FC Bayern."

FC Bayern: Kahn widerspricht dem Verein

Dass Kahn vor dem Spiel nicht auf der Tribüne saß, sondern laut Vereinsmitteilung mit einer Grippe zu Hause blieb, deuteten erste Beobachter als Indiz für seinen Abgang.

Umso verblüffender war es, dass der "kicker" und die "Bild" noch während des Spiels die Meldung veröffentlichten, dass sich der Verein von den beiden trennen wird. Spekuliert wurde darüber in den letzten Wochen bereits, doch alle Verantwortlichen verwiesen auf die eigentlich geplante Aufsichtsratssitzung am Dienstag. Eine Stunde nach Schlusspfiff gab es dann die offizielle Mitteilung des Klubs.

Kahn ging am Abend noch in die Gegenoffensive. Er erklärte in mehreren sozialen Netzwerken, dass ihm eine Anreise vom Klub verboten worden. Die Ausrede des Klubs für sein Fehlen klingt im Nachhinein, als wäre in der Kommunikationsabteilung der Schülerpraktikant zufällig im Einsatz gewesen. Es sei der schlimmste Tag seines Lebens gewesen, "es mir zu nehmen, mit den Jungs zu feiern", erklärte Kahn bei Sky.

Ein absoluter Weltklub, der sich zu den größten Playern im Fußball-Business zählt, verhält sich in dieser Saison wie ....ja, wie denn eigentlich? Sagen wir es so: Jeder Dorfverein schafft es, seine Funktionäre oder Trainer stilvoller rauszuwerfen als der FC Bayern.

Überrascht ist man über die Geschehnisse vom Samstagnachmittag dennoch nicht. Denn wenn die Münchner in einer Disziplin in diesem Jahr besonders stark sind, dann ist es, Informationen an die Medien durchzustechen.

FC Bayern: Chaos seit mehreren Monaten

Immer wieder landeten Kabinen-Interna während der Saison in der "Bild", im "kicker" oder bei Sport1. Spieler sollen sogar in Gesprächen mit Salihamidžić vorsichtiger geworden seien, weil sie nicht wussten, was an die Öffentlichkeit weitergegeben wird.

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Weitere Akte des Dramas in Kurzform: der unerwartete Rauswurf von Torwarttrainer Toni Tapalovic oder Manuel Neuers nicht autorisiertes Interview in der "SZ". Und wer dachte, die Entlassung von Julian Nagelsmann sei als kommunikatives Desaster nicht zu übertreffen, wurde am Samstag eines Besseren belehrt.

Warum spricht in diesem Zusammenhang eigentlich niemand über Klub-Präsident Herbert Hainer? Schon klar, Salihamidzic ist für das sportliche Abschneiden verantwortlich, Kahn für die gesamte Ausrichtung des Vereins, aber der Ex-Adidas-Boss muss den Laden als Präsident zusammenhalten.

"Die x-te Meisterschaft infolge hin oder her: Wer hat schon Bock auf so ein Arbeitsumfeld?"

Das schafft er nicht auf Funktionärsebene und schon gar nicht in Sachen Außendarstellung oder Kommunikation mit den Fans. Kurzer Flashback zur abgebrochenen Jahreshauptversammlung oder zur weiterhin ungeklärten Frage des Katar-Sponsorings. Und nicht zu vergessen: Julian Nagelsmann sprach er drei Tage vor seiner Entlassung eine Jobgarantie aus.

FC Bayern: Tuchel-Rücktritt ebenfalls denkbar

Selbst Thomas Tuchel, der erst seit zwei Monaten im Klub ist, dürfte sich hinterfragen, ob er sich dieses Chaos auch die kommenden Monate antun möchte. Im Sky-Interview nach dem Spiel wirkte er sichtlich desillusioniert. Auf die Frage, ob er in der kommenden Saison Trainer sei, sagte er lediglich: "Davon gehe ich mal aus." Die beiden Verantwortlichen, die ihn zum FC Bayern geholt haben, sind jetzt nicht mehr da. Im ZDF antwortete er auf die Frage, was sich für ihn nun verändere, ziemlich prägnant: "Alles."

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Der künftige Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen (r.) gratuliert Thomas Tuchel zum Titelgewinn. Bild: dpa / Federico Gambarini

Dem FC Bayern stehen nun turbulente Wochen bevor. Die Nachfolge von Salihamidžić ist noch ungeklärt. Die Kaderplanung für die kommende Saison dürfte dadurch alles andere als einfach werden. Gerade, wenn man bedenkt, wer schon alles auf seiner Wunschliste stehen soll.

Die Münchner könnten mit ihren chaotischen Auftritten nicht nur ihren aktuellen, sondern auch künftige Trainer und Spieler nachhaltig verprellen. Die x-te Meisterschaft infolge hin oder her: Wer hat schon Bock auf so ein Arbeitsumfeld?

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