Sebastian Vettel ist im Fahrerlager der Formel 1 seit jeher einer derjenigen, die am lautesten auf Missstände und Probleme hinweisen. Seit 2010 ist der Deutsche im Vorstand der Fahrervereinigung GPDA und setzt sich dort für die Belange der Piloten ein.
Seit einigen Jahren erhebt Vettel auch immer wieder seine Stimme, wenn es um die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht. So weist der 35-Jährige bei vielen Rennen mit Botschaften auf seinen Helmen und Shirts auf die Folgen der Klimakrise hin.
Auch abseits der Rennstrecke sieht man Vettel immer wieder auf "Klimamission". Mit Müllsammelaktionen oder der Eröffnungen von Bienenhotels nutzt er seine prominente Stimme, um der Öffentlichkeit die Verletzlichkeit des Planeten vor Augen zu halten.
Klar, dass er bei den Klimazielen der Formel 1 ganz genau hinschaut. Die Rennserie hat sich dem Ziel verschrieben, bis 2030 klimaneutral zu sein. Alle Emissionen, die die Formel 1 verursacht, sollen also auf anderem Wege ausgeglichen werden. "Da wird es interessant, welche Projekte man wählt", sagt Vettel im Interview mit "Auto Motor Sport". "Es gibt vieles, das sich schön anhört, aber ziemlich leer ist, was den Inhalt angeht."
Die Einführung synthetischer Kraftstoffe, die zur Saison 2026 kommen sollen, sieht der viermalige Weltmeister kritisch. Nicht, weil er nichts von den nachhaltigen E-Fuels hält, sondern, weil der Umstieg seiner Meinung nach zu spät kommt.
"Die Technologie ist ja bereits da. Es ist keine neue Technologie", sagt Vettel. "Die Formel 1 schreibt sich ja gerne auf die Fahnen, dass man technischer Vorreiter ist. Aber Vorreiter wäre man gewesen, wenn man das vor zehn Jahren ausgepackt hätte."
Laut Vettel hängt der Erfolg der Maßnahmen außerdem in erster Linie davon ab, wie effektiv sie kontrolliert werden. "Wer ist der Kontrolleur? Wenn die Formel 1 sich selbst kontrolliert, dann ist das zwar ein schöner Slogan, aber nicht besonders glaubhaft", sagt Vettel. Er plädiert also für eine externe Kontrollinstanz, wie auch immer diese aussehen mag.
Die Formel 1 möglichst grün zu gestalten, geht für Vettel generell nicht ohne Kompromisse einher. "Am Ende ist es wichtig, dass man auch bereit ist, vom eigenen Gewinn eine Scheibe abzuschneiden, um damit glaubhafte Schritte zu gehen", sagt der Aston-Martin-Fahrer.
Für Sebastian Vettel wird diese Saison die letzte in der Formel 1 sein. Ende Juli hatte er seinen Rücktritt verkündet – auch mit der Begründung, dass sich das Rennen fahren nicht mehr mit seinen Klimaschutzambitionen vereinbaren lässt. Welchen Projekten Vettel sich dann widmen wird, ist noch nicht bekannt. Dass sie sich um den Kampf gegen die Klimakrise drehen werden, davon darf aber ausgegangen werden.