Während alle anderen Formel-1-Teams ihre Cockpits für 2023 nach und nach besetzt haben, zögert Haas-Boss Günther Steiner nach wie vor, sich auf einen zweiten Fahrer neben Kevin Magnussen festzulegen. Mick Schumacher, der vor zwei Jahren als große Nachwuchshoffnung zu Haas kam, hat zwar gute Ansätze gezeigt, aber das Vertrauen seines Teamchefs nie abschließend bestätigen können.
Nun steht die Entscheidung kurz bevor. "In Abu Dhabi wollen wir wissen, wer im nächsten Jahr unser Auto fährt", hatte Steiner vor zwei Wochen angekündigt. Der Große Preis von Brasilien am Sonntag wird also Micks letzte Chance sich für einen neuen Vertrag zu empfehlen. Viele Experten prophezeihen mittlerweile, dass Schumachers Tage in der Formel 1 gezählt seien.
Zu ihnen zählt auch der langejährige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone. "Ich glaube nicht, dass er [nächstes Jahr noch] dabei ist", mutmaßte der 92-Jährige zuletzt bei RTL. "Die Leute waren enttäuscht und mit seiner Performance nicht zufrieden – ob es nun an ihm lag oder am Team, wissen wir nicht."
Ecclestone, der als Gründer und CEO der Formula One Constructors Association (FOCA) die Formel 1 zur berühmtesten Rennserie der Welt machte, hat auch eine Idee, warum Schumacher zum Scheitern verdammt ist: "Sein Name ist seine größte Bürde. Er versucht, diesem so gut wie möglich gerecht zu werden. Aber genau das bringt ihm die ganzen Probleme ein", erklärt der Brite. Sein Tipp: Schumacher solle die Formel 1 "vergessen und in einer anderen Kategorie gewinnen."
Diesen Weg lehnt der Haas-Pilot jedoch ab. "Es ist schwer, die Formel 1 zu vergessen. Ich liebe sie zu sehr, also werde ich das nicht tun", wird Schumacher von der "Bild" zitiert. Angesichts des ungebeten Ratschlags schickt er zudem eine kleine Schelte in Richtung Ecclostone.
"Jeder hat immer eine Meinung zu allem. Aber mir sind die Meinungen der Menschen wichtig, die mir wichtig sind." Und dazu zählt offenbar nicht der Wegbegleiter seines Vaters.
Derweil zeichnet sich ab, dass es nach Schumachers letzter Chance auf einen neuen Vertrag bei Haas, womöglich noch eine allerletzte Chance auf ein anderes Formel-1-Cockpit geben könnte: Der 21-Jährige Logan Sargeant, mit dem der britische Rennstall Williams ins kommende Rennjahr gehen will, hat nämlich noch keine Superlizenz.
Die Superlizenz ist jedoch Bedingung für einen Start in der Formel 1. Damit soll der Einstieg in die schnellste Rennserie der Welt dem Leistungsprinzip untergeordnet werden, es soll verhindert werden, dass sich Fahrer aus anderen Serien einfach "einkaufen". Dem Reglement zufolge braucht ein Fahrer mindestens 40 Superlizenz-Punkte, um starten zu dürfen.
Die würde der US-Amerikaner Sargeant automatisch kriegen, wenn er seinen dritten Platz in der FIA-Formel-2 im letzten Saisonrennen in Abu Dhabi verteidigt. Allerdings sitzen ihm mit jeweils neun Punkten Rückstand gleich drei Fahrer im Nacken. Da ein Sieg im Hauptrennen 25 Punkte wert ist, und ein Sieg im Sprintrennen 10 Punkte, könnte Sargeant theoretisch noch verdrängt werden.
Dann stünde Williams auf einmal ohne zweiten Fahrer da. Mit dieser Möglichkeit beschäftigt sich auch Williams-Boss Jost Capito. Dass Mick Schumacher in dem Fall ein Kandidat sei, wollte er im Interview mit dem "Motorsport-Magazin" nicht bestreiten: "Wenn das mit der Superlizenz nicht klappt, sind alle ein Thema, die Erfahrung und eine Superlizenz haben."