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Olympia 2024: Surferin übt IOC-Kritik und spricht über heikle Sponsorenlage

Olympia-Hoffnung Noah Lia Klapp
Noah Lia Klapp hat im Surfen die Olympischen Spiele 2024 in Paris angepeilt und fokussiert sich auf die Qualifikation im kommenden Februar.Bild: Deutscher Wellenreitverband / Pablo Franco
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Olympia 2024: IOC-Kritik und wenig Sponsoren – wie Surferin Noah Klapp Paris angeht

Noch dauert es einige Monate, bis die Olympischen Spiele in Paris beginnen. Watson hat bei Deutschlands Top-Athlet:innen nachgefragt, wie die Vorbereitung läuft. Heute: Surferin Noah Lia Klapp.
06.01.2024, 09:11
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Surfen. Für viele Menschen ist das eine Urlaubserfahrung. Zwei Wochen Surf-Camp im Sommer in einem fernen Land. Morgens entspannt mit Yoga und einem Smoothie starten, am Nachmittag mit dem Surfbrett in die Wellen stapfen und am nächsten Tag mit Ganz-Körper-Muskelkater aufwachen.

Es ist aber auch ein Lifestyle, der oft mit Klischees versehen ist: Surfer:innen, die in den Tag leben, sich vom Schicksal überraschen lassen und immer an den schönsten Spots der Welt ihre Wellen surfen. Sie begrüßen jeden Menschen mit einem "Aloha", hören Jack Johnson und surfen mit ausgeblichenem, langem Haar an den Küsten.

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Für Noah Klapp ist es dieser Lifestyle. Ein Blick auf ihr Instagram-Profil zeigt: Sie war in diesem Jahr in Indonesien, Puerto Rico, Nicaragua oder El Salvador. Die Liste der Länder ließe sich noch weiterführen. Im Gespräch mit watson bringt sie auch zum Ausdruck, dass sie ihren Lifestyle "fantastisch" finde.

"Ich reise in viele verschiedene Länder, erkunde den Ort, an dem ein Wettkampf sein wird und lerne diesen Flecken Erde wirklich kennen. Das ist einzigartig", schwärmt die 20-Jährige. Sie wohnt mit ihren Eltern in Ventura, etwas mehr als 100 Kilometer an der Küste entlang entfernt von Los Angeles – wenn sie denn dort ist. 2023 sei sie lediglich eineinhalb Monate dort gewesen. Die restliche Zeit erkundete sie Surf-Spots und war auf Wettkämpfen.

Die Deutscher Olympia-Hoffnung im Surfen Noah Lia Klapp
Seit Noah Klapp zehn Jahre alt ist surft sie.Bild: Deutscher Wellenreitverband / Pablo Franco

Klapp ist deutsche Surferin, wurde 2019 U16-Weltmeisterin und hat für das kommende Jahr ein großes Ziel ins Auge gefasst: Sie möchte gerne bei Olympia teilnehmen und Deutschland vertreten. In Paris 2024 werden zum zweiten Mal olympische Medaillen im Wellenreiten vergeben. Je 24 Surfer und 24 Surferinnen werden darum kämpfen. Das große Hindernis: Klapp muss sich noch qualifizieren.

Über Noah Lia Klapp
Die 20-Jährige wurde in Barcelona geboren, zog mit ihren deutschen Eltern im Alter von zehn Jahren nach Kalifornien und stieg in diesem Alter erstmals auf ein Surfbrett. In Deutschland hat sie noch nicht gelebt, kann auch nur wenige Brocken Deutsch. Das soll sich jedoch schnell ändern.

Olympia-Qualifikation: Letzte Chance 2024 in Puerto Rico

Bei den World Surfing Games in El Salvador im vergangenen Sommer verpasste sie knapp die Qualifikation, wurde Elfte. In Puerto Rico bekommt Klapp Ende Februar 2024 die nächste Chance. Dort erhalten die besten sieben Surferinnen einen Startplatz für Paris. Die acht besten Surferinnen der World Surf League (WSL) Championship Tour, der höchste und angesehenste Surf-Wettbewerb, sind bereits qualifiziert und werden in Puerto Rico bei der Vergabe der Olympia-Startplätze übersprungen.

"Meine Chance ist gering, aber es ist möglich. Wenn der Wettkampf beginnt, muss ich einfach selbstbewusst sein und mein Bestes zeigen", nimmt sich Klapp vor. Dafür trainiert sie täglich. Oder zumindest geht sie jeden Tag surfen.

"Jeder versucht, jeden Tag rauszugehen und sich zu verbessern", erklärt sie. "Aber natürlich bin ich auch nicht immer motiviert. Es ist mental anstrengend, in jeder Welle an alles zu denken. Deshalb finde ich es auch immer schön, nach Lust und Laune zu surfen, ohne an etwas zu denken."

Abhängig von den Gezeiten versucht sie zweimal am Tag ins Wasser zu kommen. Das kann auch sehr früh am Morgen sein. Dazwischen schiebt sie gerne eine Yoga-Einheit ein.

Auf dem Surfbrett habe sie mittlerweile ein Niveau erreicht, bei dem "eine falsche Handbewegung oder ein Blick in die falsche Richtung" entscheiden könnten. Deshalb trainiert sie diese Kleinigkeiten mit ihrem Trainer beim deutschen Verband oder mit ihrem Vater, wenn sie in Kalifornien ist. Er war früher professioneller Windsurfer, hat daher das Know-how.

Unabhängig davon, wer gerade als Trainer für sie zuständig ist, erhält sie Aufträge, was sie verbessern muss. Danach arbeitet sie einige Tage an diesem technischen Detail. "Es reicht, wenn der Trainer ein paar Tage später drüberschaut, weil man nicht schon nach einer Session eine Verbesserung sieht", beschreibt sie den Trainingsalltag.

"Sollte ich mich für Olympia qualifizieren, würde ich eigentlich gerne die Atmosphäre vor Ort mitnehmen, mit den ganzen Zuschauern."
Surferin Noah Klapp über eine mögliche Olympia-Teilnahme

Führt sie ihre Trainingseinheiten gewissenhaft durch, sollte es mit Olympia klappen. Zu einer der größten Sportveranstaltungen weltweit hat sie aber auch kritische Dinge zu sagen. Beispielsweise die Wahl des Ortes für den Surf-Wettkampf.

Die Medaillen werden nämlich nicht in Paris (wo auch, ohne Meer) oder einer französischen Küstenstadt vergeben, sondern auf Tahiti in Teahupoo. Die Wellen dort zählen zu den gefährlichsten weltweit, sind aber auch rund 15.000 Kilometer von Paris entfernt.

Klapp, die Teahupoo zwar herausfordernd findet, ist dennoch skeptisch: "Sollte ich mich für Olympia qualifizieren, würde ich eigentlich gerne die Atmosphäre vor Ort mitnehmen, mit den ganzen Zuschauern. Das ist doch die Grundidee von Olympia: Viele Menschen jubeln den Sportlern zu. Es ist ein riesiges Event, aber es ist sehr kurios, dass Surfen davon abgekoppelt ist."

Olympia 2024: Klapp kritisiert IOC für Tahiti-Auswahl beim Surfen

Demnach habe Frankreich mit Hossegor oder Biarritz auch fantastische Spots. "Da wären ebenfalls verrückte Zuschauermassen", ist sich Klapp sicher. Außerdem sieht sie den Umwelt-Aspekt in Tahiti.

"Das IOC will dort mitten im Korallenriff einen Jury-Turm errichten, mit Klimaanlage, Bädern und anderem Luxus. Für die Inselbewohner ist es heiliges Land. Der Bau dieses Turms würde einen großen Teil des Riffs zerstören und der Insel Probleme bringen." Das alles nur für ein paar Tage sportlichen Wettkampf.

Klapp hätte es daher besser gefunden, den olympischen Surf-Wettbewerb in Frankreich abzuhalten.

Bei den ganzen Trips, die sie machen muss, um sich optimal auf die Wettbewerbe und die Olympia-Qualifikation vorzubereiten, stellt sich aber auch die finanzielle Frage. Wie schafft es eine 20-Jährige, sich etliche Reisen in die exotischsten Länder zu finanzieren, um ihren Sport professionell zu betreiben?

Die Antwort darauf verbindet sie mit einer großen Danksagung: "Ich bin sehr glücklich, dass ich vom Deutschen Wellenreitverband und der Deutschen Sporthilfe unterstützt werde. Sie stellen ein jährliches Budget zur Verfügung." Gepaart mit der Lifestyle Marke Hurley, die ihr die Surf-Ausrüstung stelle und auch mit zum Reise-Budget beisteuere, könne sie so ihren Sport betreiben, auch wenn die Situation "hart" sei.

Dabei hofft sie noch auf eine Steigerung der Sponsoren-Zahl. Da könnten ihre Social-Media-Auftritte eine besondere Rolle einnehmen. Lange habe sie sich gegen Instagram und sogar gegen ein Smartphone gesträubt, wollte sich nur aufs Surfen konzentrieren. "Irgendwann kam ich an einen Punkt, an dem ich von Sponsoren nicht beachtet wurde", schildert Klapp.

Sie habe dann realisiert, dass Social Media bei ihr gefehlt habe. "Gerade Sponsoren achten mehr auf den Social-Media-Auftritt als auf die Ergebnisse", hat Klapp das Gefühl. "Wenn ich auf der Junior Tour gut bin, wirkt das nicht so gut, wie wenn meine Beiträge auf Social Media von tausenden Menschen gesehen werden."

Deshalb lässt sie Fans regelmäßig teilhaben an ihrem Leben und postet von den schönsten Surf-Spots. "Es sollen Bilder von schönen Orten sein, was beim Surfen leicht ist", erklärt sie ihre Gedanken hinter ihrem Social-Media-Auftritt.

"Ich reise zu wundervollen Flecken der Erde und mache richtig cooles Zeug, surfe riesige Wellen. Das ist, was die Leute sehen wollen." Und gleichzeitig befeuert sie dadurch aber auch das Klischee eines Surferinnen-Lebens.

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