Sport
Nah dran

MMA-Kämpferin Alina Dalaslan: Im Käfig kennt sie keine Gnade

Alina Dalaslan (r.) kämpft gegen Frauen, aber mit Männern: "Ich brauche ehrliches Sparring."
Alina Dalaslan (r.) kämpft gegen Frauen, aber mit Männern: "Ich brauche ehrliches Sparring." bild: OKTAGON MMA
Nah dran

MMA-Kämpferin Alina Dalaslan: Im Käfig kennt sie keine Gnade

Am 14. Juni steigt Alina Dalaslan zu ihrem zweiten Profikampf in den Käfig – vor 27.000 Zuschauer:innen in Prag. Sie gilt als eine der spannendsten MMA-Kämpferinnen Deutschlands. Und als jemand, der nicht gekommen ist, um sich langsam heranzutasten.
13.06.2025, 08:0513.06.2025, 08:05
Mehr «Sport»

"Ladies and Gentlemen", sagt ein Mann mit tiefer Stimme, adrett gekleidet in einem Anzug. Er steht in einem Käfig, umgeben von Maschendraht. 12.000 Zuschauer:innen hören ihm zu und warten nur darauf, dass er ihren Namen sagt. Den von Alina Dalaslan. Die Frau mit dem Kampfnamen "Iron Fist".

Alina Dalaslan ist MMA-Kämpferin. Im März gab sie ihr Profidebüt. Und zeigte, was sie in den vergangenen zwei Jahren gelernt hat: schlagen, treten, ringen und den Körper ihrer Gegnerin werfen. Möglichst hart, möglichst präzise.

Was Dalaslan tut, steht unter der Prämisse FSK 18. Wenn man sie kämpfen sehen möchte, muss man volljährig sein. Kein Wunder, es erinnert an Gladiatorenkämpfe aus dem alten Rom. Oder an blutige Prügelfilme aus Hollywood.

Was aber oft in Vergessenheit gerät: MMA ist Hochleistungssport. "Und kein sinnloses Draufhauen", sagt Dalaslan im watson-Gespräch. "Wer MMA nur als Gewalt sieht, hat sich noch nie wirklich mit dem Sport beschäftigt."

MMA: Alina Dalaslan will keine Sonderbehandlung

Wenn man Dalaslan mustert, ihre stählernen Schultern, ihr Sixpack, ihre ausgeprägten Venen, durch die mit jedem Schlag mehr und mehr Blut gepumpt wird, dann versteht man ihre Kritik. Und auch, was genau sie an der Sportart fasziniert. "Es fordert dich körperlich, aber vor allem mental."

"Man muss im Chaos ruhig bleiben", erklärt sie. Jeder Kampf, jedes Training sei anders. Sie habe gelernt, mit Druck umzugehen, aber auch, sich auf sich selbst zu verlassen. Der Sport hat ihr in den vergangenen zwei Jahren "extrem viel" über sich selbst gezeigt. Und zwar wie viel "Disziplin, Fokus und Durchhaltevermögen" in ihr steckt.

Sie trainiert mit Männern, schwerer, stärker, aber nicht vorsichtiger. "Ich brauche ehrliches Sparring", sagt sie. Dass sie auf dem Trainingsplan nicht in rosa Sonderfarbe steht, ist für sie selbstverständlich. Dass sie so stark sei wie ein Mann, nimmt sie als Kompliment. Ihre Diäten hält sie durch. Drei Tage ohne Kohlenhydrate? "Gehört halt dazu."

Alina Dalaslan antwortet, als dürfe sie keine Schwäche zeigen. Als wolle sie sich bloß nicht angreifbar machen. Ob sie jemals Mitleid für eine Gegnerin empfunden habe? "Nicht wirklich. Im Fight bin ich da, um zu liefern." Emotionen hätten dort nichts zu suchen.

Alina Dalaslan: Aufgewachsen mit Strenge und Liebe in Illertissen

Auch wenn sie im Käfig niemanden verschont, abseits davon ist sie Alina – Schwester, Buchhalterin und eine Frau, die gerne Kleider trägt – nicht die mit der "Iron Fist".

Zu Hause befreit sie ihre schwarzen Haare aus den "Boxer Braids", die Handschuhe legt sie beiseite. Ihre Härte hingegen nicht. Das liegt auch daran, dass sie "ziemlich streng erzogen" wurde, ohne je auf "Liebe und Rückhalt" verzichten zu müssen.

"Langfristig will ich mich mit den Besten der Welt messen."

Dalaslan ist im idyllischen Illertissen in Bayern groß geworden. Sie ist die Älteste von vier Geschwistern. Einen ihrer Brüder hat sie mal zum Kickboxen begleitet. Eigentlich nur, weil ihre Mutter nicht wollte, dass er allein im Training ist. Dann erkannte der damalige Trainer ihr Talent und überzeugte sie weiterzumachen. Quasi der Anfang von ihrer Karriere im Kampfsport.

Doch den Grundstein für ihre physischen Fähigkeiten legte sie weit vorher. Dalaslan war Kunstturnerin. "Ich hab's viele Jahre gemacht und bin im Nachhinein mega froh darüber."

"Körpergefühl, Koordination, Disziplin" – das alles seien Dinge, die sie in Kindheitstagen gelernt habe. Mit dem Turnen musste sie irgendwann aber aufhören. "Wegen gesundheitlicher Probleme", sagt sie. Was das bedeutet? Darüber wolle Dalaslan lieber schweigen.

Alina Dalaslan kämpft im Prager Fußballstadion

Die Karriere von ihr ist noch jung. September 2023: erster Amateurkampf. Dezember 2024: Weltmeisterin der Amateure (IMMAF). März 2025: Profidebüt.

Das alles sieht aus wie ein Raketenstart, aber Dalaslan sagt: "Das wirkt von außen vielleicht so, aber da steckt viel Arbeit drin." Sie habe nie mit dem Ziel angefangen, Weltmeisterin oder Profi zu werden. "Ich hatte einfach Bock auf den Sport, hab Vollgas gegeben und will immer das Maximum rausholen."

Nun ist sie auf dem Weg, die MMA-Welt zu erobern. Allmählich wird man auf Dalaslan aufmerksam. Auf Instagram, wo sie mit dem Weltmeistergürtel posiert. Oder auf Youtube, wo der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR) sie für eine Doku begleitet hat.

Alina Dalaslan und Regina Halmich (l.)

+++ Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet. +++
Zusammen im Käfig: Regina Halmich (l.) und Alina Dalaslan.bild: RTl

Das Rampenlicht schmeichelt ihr. "Ich genieße es total", sagt Dalaslan, die kürzlich Regina Halmich kennenlernen durfte. "Eine unglaubliche Ehre und Bereicherung für mich."

Halmich, Pionierin des Frauenboxens, war Vorbild einer ganzen Generation. Dalaslan ist noch keine Ikone. Aber sie hat das Zeug dazu.

Am 14. Juni folgt ihr bisher größter Kampf – live übertragen auf RTL+. Vor 27.000 Zuschauer:innen in der Prager Eden Arena. Dort, wo normalerweise der Fußballverein Slavia Prag spielt, trifft sie auf Roza Gumienna. Neun Profikämpfe, erfahren und unbequem.

Gegen die Polin will Dalaslan natürlich gewinnen. Das sei aber nur ein kurzfristiges Ziel. "Langfristig will ich mich mit den Besten der Welt messen." Die besten Frauen kämpfen in den riesigen Hallen der Ultimate Fighting Championship (UFC). Sie heißen Kayla Harrison, Julianna Peña und Raquel Pennington. Und stammen aus den USA.

Mandy Böhm, genannt "Monster", war bisher die einzige deutsche Kämpferin der UFC. Alina Dalaslan hat gute Chancen, die nächste zu werden.

Almuth Schult im Porträt: Karriereende, ARD-Job, Vermögen und ihr Ehemann

Ex-Profifußballerin, TV-Expertin, dreifache Mutter und nebenbei setzt sie sich noch stark für Gleichberechtigung ein: Almuth Schult ist das Vorzeigebild im deutschen Frauenfußball. Ihre erfolgreiche Laufbahn und ihr ausgelastetes Familienleben erwecken den Anschein, dass Almuth Schult genug vom Profisport hat.

Zur Story