Es war ein vertrautes Bild: Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern, sprach im "Doppelpass", der sonntäglichen Institution des deutschen Fußballfernsehens. Doch was der 72-Jährige dort zum Besten gab, war mehr als nur ein launiger Kommentar – es war ein Signal, dass die innere Balance im Münchner Machtzentrum nicht frei von Spannungen ist.
Im Mittelpunkt: die Rolle von Sportvorstand Max Eberl, der in der jüngsten Transferperiode offenkundig nicht jede seiner Ideen durchsetzen konnte. Hoeneß ließ keinen Zweifel daran, dass er Eberls Ambitionen mit Blick auf zusätzliche Verpflichtungen bremste.
"Er hätte gerne einen Spieler gekauft, aber wir kennen unseren Kassenstand. Der ist am Ende genauso wichtig wie der sportliche Erfolg", erklärte Hoeneß in der Jubiläumssendung von Sport1. Dass Eberl in diesem Punkt anderer Ansicht war, verschwieg Hoeneß nicht.
Gleichwohl sei es aber normal, dass es innerhalb einer sportlichen Führung zu Reibungen komme. Mit Karl-Heinz Rummenigge, so erinnerte er, habe er sich "oft gestritten wie die Besenbinder, aber wenn die Tür hinter uns zuging, war das wieder okay". Der Unterschied sei, so Hoeneß süffisant, dass "Max da ziemlich empfindlich" sei.
Die Worte von Hoeneß blieben nicht ohne Resonanz. "Es war schon eine ordentliche Watschn für Eberl", kommentierte Sepp Maier, "aber beim FCB wird keiner mit Samthandschuhen angefasst – das muss man wissen, bevor man hier Verantwortung übernimmt."
Im Interview mit "Sport1" stellte sich der langjährige Bayern-Torwart und Weggefährte von Hoeneß an die Seite des Ehrenpräsidenten. Eberl habe, so sagte er, "einen Höllenjob, das darf man nicht vergessen. Beim FC Bayern ist man immer unter Dauerfeuer. Dass Uli ihn da öffentlich ein bisschen kritisiert, ist nicht böse gemeint, sondern soll ihn stärken."
Die öffentliche Kritik sei "ein Ritterschlag", keinesfalls ein Angriff. "Uli redet nie, um jemanden zu demütigen. Er sagt, was er denkt, und das wirkt dann manchmal härter, als es gemeint ist. Aber eigentlich macht er damit klar: Max ist wichtig, er muss Verantwortung tragen."
Der frühere Nationaltorhüter unterstellte Eberl, dass dieser manches womöglich zu sehr an sich heranlasse. "Der Uli ist halt ein Dickschädel, der steckt alles weg, und der Max nimmt sich Sachen vielleicht mehr zu Herzen."
Dennoch glaubt Maier, dass Eberl unbeirrt seiner Arbeit nachgehen wird. Konträr zur Meinung anderer, "Eberl müsste jetzt hinwerfen", sagt Maier, glaube er an den Verbleib des Sportvorstands. "Er wird jetzt nicht seine Sachen packen."
Ganz anders beurteilte hingegen Didi Hamann die Lage. Der TV-Experte, der in seiner Rolle bei Sky seit Jahren auch als innerparteilicher Opponent des Rekordmeisters gilt, zeigte sich überzeugt, dass die Beziehung zwischen Klub und Sportvorstand belastet ist.
"Die Aussagen lassen mich darauf schließen, dass das Verhältnis in absehbarer Zeit auseinandergeht. Ich wüsste nicht, wie es weitergehen sollte nach dem, was gesagt wurde", erklärte Hamann.
Und er fügte hinzu: "Nach diesen Aussagen weiß ich nicht, wie lange es möglich ist, die Zusammenarbeit weiterzuführen."