Pünktlich um 0.44 Uhr war die Party vorbei. Zwar feierten sich die Fans und Spieler von Eintracht Frankfurt gerade erst so richtig warm, einige Spieler wollten sogar auf das Tor klettern, doch die Uefa und die abgestellten Ordner vor der Eintracht-Kurve hatten darauf nicht mehr so viel Lust und beendeten die Feierlichkeiten im Est adio Ramón Sánchez Pizjuán schneller als Beteiligten lieb war.
Nach 42 Jahren hatte Eintracht Frankfurt durch den 6:5-Erfolg im Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers wieder einen internationalen Titel gewonnen, nach dem Schalker Triumph 1997 holte eine deutsche Mannschaft mal wieder die Europa League.
Das einzige Problem: Sevilla war als Austragungsort zwischen zwei Teams mit solch euphorischen Fan-Lagern einfach der falsche Austragungsort. Und so zog sich das Problem mit zu wenig Bier und Wasser wie ein roter Faden durch die komplette Nacht.
Nachdem die feiernden Eintracht-Fans das Stadion verlassen mussten, gab es in Sevillas Innenstadt kaum einen Ort, um den Pokaltriumph weiter ausgelassen zu bejubeln. Denn aufgrund der gesetzlichen Sperrstunde haben ab 1 Uhr Nachts alle Bars und Restaurants geschlossen.
Die Rettung für zahlreiche Eintracht-Fans kam dann durch Maria und Carolina, die aus ihrer kleinen Metzgerei Getränke an die durstigen Anhänger verkaufen. Innerhalb von 15 Minuten verkaufen sie mit 120 Bier, 100 Cola und 50 XL-Wasserflaschen für je 2,50 Euro ihren kompletten Bestand. Um 1.45 Uhr schließen sie ihren Laden wieder zu.
Orte zum Feien gab es in der Innenstadt von Sevilla lediglich zwei. Eine etwas heruntergekommene Rock-Bar und ein Dönerladen. Ein paar hundert Frankfurter nutzten genau diese Location, um den historischen Triumph zu feiern.
Ein Wirt versorgt die Anhänger hin und wieder mit 20 warmen Bier für 80 Euro, verschwand jedoch schnell wieder aus Angst vor der Polizei.
Trotz aller Feierlichkeiten der Eintracht und der Trauer der schottischen Fans, blieb es nach dem Spiel ruhig. Überall in der Stadt saßen und lagen Fans und warteten auf ihren Zug oder Rückflug. Es wurde freundlich gratuliert und man merkte den meisten an, dass sie seit über 20 Stunden auf den Beinen waren.
Schon bevor das nervenaufreibende Endspiel begann, gab es so einige Probleme zwischen den Eintracht-Fans und den Abläufen in und um das Stadion.
Die Frankfurter-Fans hatten zum Einlauf der Teams eine Mega-Choreografie über die komplette Fankurve vorbereitet – laut "Bild"-Zeitung lagen die Kosten dafür bei über 50.000 Euro. Für ein stimmiges Gesamtbild mussten sie aber die Uefa-Werbung zwischen Ober- und Unterrang mit weißer Folie abdecken. Die Frankfurter widersetzen sich jedoch den Uefa-Ordnern und entfernten zusätzlich noch die Werbung des europäischen Verbandes.
Zum Anpfiff war die Choreografie dann größtenteils wieder hergestellt. Die Unzufriedenheit über den Endspielort machten die Frankfurter Verantwortlichen schon vor dem Spiel deutlich. Präsident Peter Fischer nannte es das "Micky-Maus-Stadion" und sagte: "Wenn ich meinen Geburtstag feiere, sind so viele Leute da, aber doch bitte nicht zu einem Finale."
Doch die Choreografie blieb nicht das einzige Problem. Bei über 30 Grad in der südspanischen Metropole gab es im Stadion schon eineinhalb Stunden vor Anpfiff in der Fankurve der Eintracht keine Getränke mehr.
Ähnlich sah das auch im Oberrang der Gegengerade aus. Laut Dazn-Experte Ralph Gunesch hätte sich die Fans vom Oberrang zwei Stände geteilt. Zwar gab es weitere Stände, die mit einem Uefa-Logo markiert waren, doch diese waren geschlossen. "Seit Anpfiff gibt's nur noch 1 Stand mit ausschliesslich Bier (alle 10 Minuten kommt ein Sixpack Wasser an)", schrieb er bei Twitter.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Stadt Frankfurt heute Abend beim Empfang der Mannschaft auf dem Römer besser ausgestattet ist.
Die Mannschaft wird am späten Nachmittag am Frankfurter Flughafen landen und dann "bahnen sich die Europapokalhelden ihren Weg durch die Stadt", heißt es in einer Vereinsmitteilung.