Ena Mahmutovic ist Teil des Torwart-Quartetts in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Bild: imago images / Beautiful Sports
Nah dran
Ena Mahmutovic ist sich ihrer Pflichten bewusst. "Ich muss die Flaschen beschriften und das Torwartteam fragen, was sie trinken wollen. Ich muss die Materialien tragen und wenn etwas fehlt, werde ich meist geschickt. Damit komme ich aber auch klar", erzählt die Torhüterin mit einem Lachen im Gesicht.
Die 19-Jährige ist die jüngste Spielerin im Trainingslager des DFB-Teams, wo watson Mahmutovic getroffen hat. Sie hofft auf eine Nominierung für den finalen 23er-Kader, der von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Samstag verkündet wird. Dann ist klar, welche Spielerinnen Deutschland bei der WM in Australien und Neuseeland vertreten werden.
"Jeder will dabei sein. Das ist kein Geheimnis. Wenn man es bis hierher geschafft hat, will man auch zur WM fahren", sagt sie. Doch die Rollen im DFB-Tor sind eigentlich klar verteilt. Merle Frohms vom VfL Wolfsburgs ist die unangefochtene Nummer 1, Ann-Katrin Berger vom FC Chelsea ihr Ersatz. Dahinter kämpfen Mahmutovic und Stina Johannes von Eintracht Frankfurt um den verbliebenen Platz.
Für Mahmutovics Vereinstrainer wäre eine Nicht-Nominierung "unverständlich".
Im Gespräch mit watson ist sich Thomas Gerstner sicher, dass sie jetzt schon in der Lage sei, "die Nummer eins zu sein." Zwar wäre es für die Vorbereitung des MSV Duisburg auf die anstehende Bundesliga-Saison besser, wenn sie nicht mit zur Endrunde fliegt, "aber verstehen würde ich es tatsächlich nicht. Ich bin allerdings nicht bei den Lehrgängen vor Ort und kann dies daher nur aus Sicht des Vereinstrainers bewerten."
Die gebürtige Duisburgerin sei für ihn "eine rundum komplette Torhüterin, die vieles mitbringt und mittlerweile nahezu alles hat, was sie zur Top-Torhüterin braucht." Er charakterisiert sie als ruhig, gelassen, wahnsinnig ehrgeizig, fokussiert und clever.
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DFB-Frauen: Torwartgruppe pusht sich zu Höchstleistungen
Trotz des Konkurrenzkampfs im DFB-Tor ist die Stimmung während der WM-Vorbereitung unter den Torhüterinnen gut. "Die Entscheidung können wir ja sowieso nur durch unsere Leistung beeinflussen. Sie hat nichts damit zu tun, wie wir uns untereinander verstehen. Deshalb können wir gut miteinander auskommen und trotzdem im sportlichen Konkurrenzkampf stehen", sagt Mahmutovic.
Fakt ist: Von der aktuellen Situation kann sie nur profitieren. Es gibt im Weltfußball nicht viele bessere Torhüterinnen als die vierfache Deutsche Meisterin und zweifache Champions-League-Siegerin Frohms. Berger gewann viermal die englische Premier League und landete 2021 und 2022 bei der Wahl zur Welttorhüterin des Jahres auf Rang drei.
Mahmutovic, Frohms, Berger und Johannes (v.l.n.r.) : das Torwart-Quartett der DFB-FrauenBild: imago images / beautiful sports
"In unserem Torwart-Team ist so viel Qualität und gleichzeitig sind alle so offen, sodass ich viel für die Zukunft mitnehmen kann. Nicht nur fußballerisch, auch menschlich sind alle korrekt und ich kann mich entwickeln. Man kann offener werden und nicht mehr so schüchtern sein", sagt Ena Mahmutovic.
Mahmutovic hat Potenzial zur "weltbesten Torhüterin"
Für ihren Vereinscoach ist klar: "Wenn sie gesund und verletzungsfrei bleibt, wird Ena über kurz oder lang die Nummer eins in der Nationalmannschaft und eine der weltbesten Torhüterinnen."
Unabhängig davon, ob sie jetzt zur Weltmeisterschaft fliegen darf oder nicht.
Die junge Torhüterin ist sich dieser Situation durchaus bewusst und könnte auch eine Nicht-Nominierung einordnen. Allein, weil sie nochmal vier Jahre jünger als ihre Konkurrentin Stina Johannes ist. Da sie bei keinem der Top-Vereine der Bundesliga spielt, sondern mit dem MSV Duisburg in der vergangenen Saison knapp den Klassenerhalt feierte, sei sie allein von der Nominierung überrascht gewesen. "Deshalb mache ich mir da gar keinen Druck und gehe alles entspannt an".
DFB-Frauen: Hintertür für Nominierung bleibt offen
Doch die Torhüterin ist nicht die einzige der 28 Spielerinnen, die noch um ihr Ticket für die Endrunde zittern muss. Neben einer Torfrau werden auch vier Feldspielerinnen nicht mit dem Team am kommenden Dienstag nach Australien reisen.
"Wir versuchen alle, unser Bestes zu geben und uns gegenseitig zu pushen", versicherte Sarai Linder. Die Außenverteidigerin gilt wie ihre Hoffenheimer Vereinskolleginnen Chantal Hagel als Wackelkandidatin. Im Testspiel gegen Sambia am Freitag bietet sich die letzte Chance, auf sich aufmerksam zu machen. Paulina Krumbiegel hingegen wurde bereits am Mittwoch aus dem Kader gestrichen. Da sie laut DFB-Mitteilung "zusätzlich muskuläre Probleme" hat, reiste sie bereits aus dem Trainingscamp in Herzogenaurach ab.
Doch eine Hintertür ist für die Wackelkandidaten noch offen. Co-Trainerin Britta Carlson erklärte auf einer Pressekonferenz am Dienstag, dass es die Überlegung gibt, "ein oder zwei Spielerinnen zusätzlichen" mitzunehmen. Dies hänge jedoch davon ab, wie fit der Kader ist, den das Trainerteam nominiert. "Falls man eventuell noch Verletzungen hat, die man nicht so einordnen kann", seien zusätzliche Spielerinnen durchaus eine Option.
Rund um die Weihnachtszeit gibt es vor allem eine Frage, die heiß diskutiert wird: Team Geschenktüte oder das Präsent liebevoll in Geschenkpapier einwickeln?