Konstantin Heide, Max Moerstedt oder Fayssal Harchaoui waren wohl den wenigsten Fußballfans bis zur letzten Woche ein Begriff. Wenn überhaupt, kannten absolute Liebhaber des Sports diese Nachwuchsfußballer, die am vergangenen Wochenende sensationell den ersten U17-Weltmeistertitel für Deutschland geholt haben.
Mittlerweile sind sie in der Sportwelt bekannt, wurden vom DFB in der Zentrale in Frankfurt feierlich geehrt und bekamen Lob vom einen oder anderen TV-Experten. Lothar Matthäus bewunderte beispielsweise in seiner Sky-Kolumne die Einstellung der Nachwuchsprofis: "Die Jungs haben gefightet, jeder hat seine Aufgabe erfüllt, es war ein klares System zu erkennen."
Für den Fight und den Siegeswillen haben die Spieler selbst gesorgt. Für die taktische Einstellung und das Spielsystem jedoch nicht. Dafür ist Trainer Christian Wück verantwortlich gewesen. Der 50-Jährige arbeitet seit 2012 für den DFB, hat immer wieder Jugendjahrgänge von der U15 bis zur U17 begleitet und weiterentwickelt. Nun auch den Jahrgang um Paris Brunner und Kapitän Noah Darvich.
Allerdings ist aktuell nicht klar, wie es um die Zukunft von Wück steht. Eindeutig ist, dass sein aktueller Vertrag nur noch bis Ende des Monats geht. Dann wäre der ehemalige Trainer von Holstein Kiel ablösefrei und könnte bei jedem Verein unterschreiben, der ihm ein lukratives Angebot macht.
Nach dem Finalsieg hatte Wück über seine Zukunft noch gesagt, dass es nicht an ihm liege, sondern daran, "ob der DFB weitermachen möchte". Im Podcast "Kicker Daily" hat Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter beim DFB, bereits am Montag angekündigt, in jedem Fall mit Wück sprechen zu wollen.
"Es gab kein Blankopapier im Flieger und keine schnelle Unterschrift. Das ist ja keine Einbahnstraße, er muss ja auch zusagen. Aber er wird mit Sicherheit ein Angebot bekommen."
Doch genau bei diesem Angebot steckt der DFB in einer Zwickmühle. Wück hatte bereits erwähnt, dass die Nachwuchstrainer in den vergangenen Jahren immer nur Einjahresverträge erhalten haben. Laut "Sport Bild" sei das auch wegen der finanziell angespannten Lage des Verbands gewesen. Von dieser Schieflage sei sogar Sandro Wagner, Assistent von Bundestrainer Julian Nagelsmann, betroffen.
Laut dem Wochenmagazin sei innerhalb der Verbandsspitze klar, dass mit Wück verlängert werden soll. Der Trainer soll mit dem nächsten U15-Jahrgang einen weiteren Dreijahres-Zyklus prägen und die jungen Spieler erfolgreich entwickeln.
Das Problem für den DFB: Es ist offen, ob Erfolgstrainer Wück einen neuen Einjahresvertrag annehmen würde. Bei einem Verein könnte er möglicherweise einen längerfristigen Vertrag erhalten, dadurch mehr Planungssicherheit haben. Erhält Wück allerdings einen langfristigen Vertrag, könnte es wiederum bei den anderen Nachwuchstrainern zum Aufschrei kommen.
Rund 20 Coaches sollen in der gleichen Situation sein und sich jährlich von Vertrag zu Vertrag hangeln. Würde der DFB bei Wück eine Ausnahme machen, könnten die anderen Trainer unzufrieden sein. Deshalb bleibt es spannend, was sich die deutschen Fußball-Bosse einfallen lassen, um Wück zu behalten und gleichzeitig seine Kollegen nicht zu verärgern.