
Bastian Schweinsteiger legte den Finger schonungslos in die DFB-Wunde. Bild: screenshot ard
Fußball
19.11.2020, 12:0919.11.2020, 12:09
Ausgerechnet Spanien. Das Land, an dem die deutsche Nationalelf schon 2008 bei der EM und 2010 bei der WM scheiterte, fügte Deutschland am Dienstagabend eine empfindlich schmerzende 0:6-Niederlage zu. Der Schock darüber sitzt immer noch tief, und auch wenn Bundestrainer Jogi Löw aller Voraussicht nach im Amt bleiben wird, dürfte die Kritik an seinen Entscheidungen nun nicht leiser werden – im Gegenteil.
Einer, der Löw und dessen aktuelle Mannschaft schon direkt nach dem Spiel unter Beschuss nahm, ist der WM-Held von 2014, Bastian Schweinsteiger. Und der heutige ARD-Experte nahm bei seiner Analyse kein Blatt vor den Mund. Schonungslos legte er seinen Finger in die offene DFB-Wunde.
WM-Held nimmt nicht nur den Trainer in die Pflicht
"Ich sehe keine Reaktion", grollte Schweinsteiger, der keineswegs nur Richtung des Bundestrainers schoss.
"Ich muss jetzt auch mal die Spieler in die Verantwortung nehmen. Ich habe auch nicht mal ein richtiges Foul gesehen, es läuft alles so dahin. Ich sehe nicht, dass sich einer richtig wehrt."
Schweinis Fazit nach etwa einer Stunde: "Ich bin ein bisschen sprachlos." Was er sah, konnte ihm nicht gefallen: "Die Spanier sind uns in allen Belangen überlegen, wir haben in 61 Minuten nicht ein Mal aufs Tor geschossen."
Schweini sieht kein Team
Nach dem Spiel legte er dann nochmal nach. Man könne als deutsche Nationalmannschaft gegen Spanien verlieren – er selbst war 2008 und 2010 schließlich auch dabei – "Aber nicht so!" Was er mit "so" meinte, erklärte er auch direkt. Am meisten habe ihn gestört, dass sich niemand gegen die Niederlage gewehrt habe. "Es hat sich nicht wie ein Team angefühlt."
Für Schweinsteiger stand fest, dass es so auf keinen Fall weitergehen könne. "Man muss was verändern, so darf man nicht als deutsche Nationalmannschaft auftreten." Was er damit meinte, ließ er auch nicht offen. Über kurz oder lang müsse man sich mit einer Rückholaktion der verbannten DFB-Stars Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller befassen.
"Ich weiß, dass Spieler wie Jerome Boateng oder Thomas Müller das Triple gewonnen haben mit dem FC Bayern München. Die spielen in der ersten Elf, die haben Qualität. Warum nicht für die Nationalmannschaft?"

Bastian Schweinsteiger im Moment des größten Triumphs: Nach dem Gewinn der WM 2014 in Brasilien.Bild: www.imago-images.de / bimago sportfotodienst
(om)
Michael Reschke kennt das Fußball-Geschäft. Für den FC Bayern, Bayer Leverkusen, Stuttgart und Schalke arbeitete er in unterschiedlichsten Rollen und verpflichtete dutzende Spieler. Nun blickt er von außen auf die Münchner Kaderplanung.
Watson: Herr Reschke, im aktuellen Bayern-Kader stehen 22 gestandene Profis, 23 wenn Paul Wanner mitgezählt wird. Dazu kommen zahlreiche Talente. Allerdings sind Top-Stars wie Jamal Musial und Alphonso Davies noch lange verletzt. Reicht das für drei Wettbewerbe?