Mit dem Super Bowl in der Nacht von Sonntag auf Montag zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers endet eine aus deutscher Sicht historische Saison in der NFL.
Zum ersten Mal fanden zwei Spiele der regulären Saison in Deutschland statt. Mit Amon-Ra St. Brown eroberte ein Spieler mit deutschen Wurzeln dank seiner überragenden Leistungen die Sympathien der Amerikaner. Und mit dem Super Bowl geht auch die erste Saison zu Ende, in der RTL die NFL-Spiele im deutschen Free-TV überträgt.
Dass der Kölner Privatsender mit dem Dschungelcamp dafür sogar seine erfolgreichste Unterhaltungsshow kürzte, liegt nicht nur an RTL und der Hoffnung, mit dem US-Sport in Deutschland ein Millionenpublikum zu erreichen.
Dazn-Football-Kommentator und Journalist Martin Pfanner erklärt in seiner Super-Bowl-Kolumne in der "Vorarlberger Zeitung", wie groß der Einfluss von ProSieben auf RTL war und gibt einen Einblick, wie zukunftsfähig das Projekt bei RTL ist.
Als im September 2022 bekannt gegeben wurde, dass es die letzte Saison sein wird, die ProSieben überträgt, war die Aufregung groß. Schließlich liefen NFL-Übertragungen seit 2015 vor allem auf dem Spartensender ProSieben Maxx und erzielten dort trotz Übertragungen am Sonntagabend beachtliche Quoten. Während der Playoffs wurden dann auch Spiele im Hauptprogramm des Senders gezeigt.
Doch an diesem Konzept hielt der Münchner Sender nach dem Verlust der Rechte nicht mehr fest. Stattdessen wurden die Spiele in der letzten Saison der Übertragungsrechte allesamt im Abendprogramm vom Hauptsender ProSieben gezeigt. Pfanner erklärt:
Dadurch, dass ProSieben die Spiele kurzerhand ins Hauptprogramm holte, hätte eine Übertragung auf dem RTL-Spartensender "nach innen und außen wie ein Rückschritt" ausgesehen. Der Szenekenner erklärt weiter:
Den eigentlichen Plan, Spiele lediglich bei Nitro oder im Stream auf RTL+ zu zeigen, setzten die Senderverantwortlichen nur vereinzelt Ende November und Anfang Dezember um. Schon damals war es verwunderlich, dass die NFL-Übertragung für eine Spezialfolge von "Bauer sucht Frau" und anschließenden Filmen ins Spartenprogramm weichen musste.
Doch der Wechsel zu RTL hatte für einige Beobachter:innen auch etwas Gutes. Schließlich hatte es der Kölner Sender schon einmal geschafft, vermeintliche Randsportarten wie Formel 1 und Skispringen massentauglich zu inszenieren und ein Millionenpublikum zu begeistern.
RTL setzte größtenteils auf das TV-Team von ProSieben, große Quotensprünge konnte der Sender aber nicht erzielen. Nach zahlreichen Spekulationen und Interpretationen um die Einschaltquoten, gaben RTL und die NFL bereits Mitte Dezember eine Pressemitteilung heraus, in der sie die bisherigen Zuschauerzahlen als "vollen Erfolg" bewerteten. Pfanner bewertet diese Maßnahme als "zumindest ungewöhnlich".
Für den Kommentator stellt sich daher bereits die Frage, ob Football im deutschen Fernsehen vielleicht auch einfach nicht mehr größer werden kann, als es aktuell der Fall ist. Er schreibt:
Für eine Beantwortung dieser Frage sei es aber noch zu früh, jedoch sollte die kommende Saison erste Antworten liefern.