Die Stadt Berlin ist dieser Tage ein Ort der sportlichen Emotionen. Im Olympiastadion sorgte am vergangenen Wochenende bereits die Eröffnungsfeier der Special Olympics für Jubel und Tränen, es folgen die Wettbewerbe an verschiedensten Veranstaltungsorten in ganz Berlin.
Die Leistungen im Schwimmen werden im Europasportpark ausgetragen, zunächst geht es um die Klassifizierung für die Finals. An diesem Wettbewerbsstandort wurde bereits am ersten Tag der Olympiade bewiesen, dass das Event von wahrem Sportsgeist lebt.
Beim Schwimmen über 100 Meter Freistil war es die Athletin Esmeralda Encarnacion, die das Publikum und die sozialen Netzwerke mit einer besonderen Geste überraschte. Sie half ihrer Kollegin Sarah Ghandoura, nachdem diese die Entfernungen im Becken falsch abgeschätzt hatte.
Statt der geforderten 100 Meter schwamm Ghandoura nur 50 Meter, beendete ihr Rennen deshalb bereits nach einer Bahn. Mitstreiterin Encarnacion schwamm die vollen zwei Bahnen und bemerkte dann das Problem auf der benachbarten Bahn.
Die Puertoricanerin entschied daher kurzerhand, zu ihrer Kollegin zu schwimmen und ihr das Missverständnis klarzumachen. Gemeinsam mit Ghandoura schwamm sie den Rest der Bahn bis zum Anschlag.
Auch die Zuschauer:innen riss Encarnacion mit sich: Von der Bahn aus forderte sie die Menschen im Europasportpark auf, zu klatschen und Ghandoura anzufeuern. Die Szene wurde begleitet von Standing Ovations.
Das Video von der Szene löste auf Social Media eine Welle der Emotionen aus. "Amazing", kommentierten Twitter-Nutzende, in vielen Medien wird von "unglaublichen Sportsgeist" gesprochen, der die Special Olympics 2023 ausmache.
Insgesamt finden bei der Olympiade in Berlin Wettbewerbe in 26 Sportarten statt, unter anderem Reiten, Tennis und Leichtathletik. Zu Beginn treten die Sportler:innen in sogenannten Klassifizierungswettbewerben an. Anhand der Ergebnisse werden sie anschließend in Leistungsgruppen eingeteilt, sodass in den Finalsrunden ähnlich leistungsstarke Athlet:innen gegeneinander antreten.
Die Special Olympics sind die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung und werden in diesem Jahr erstmals in Deutschland ausgetragen. Die Olympiade wurde 1968 in den USA von der Schwester des damaligen US-Präsidenten, Eunice Kennedy Shriver, ins Leben gerufen.
Shrivers Sohn hielt am vergangenen Wochenende eine Rede bei der Eröffnungsfeier in Berlin. Er ist Vorstandsvorsitzender der Special Olympics. Auch hier erlebten die Zuschauer:innen einen emotionalen Zwischenfall.
Während der Rede rannte ein Athlet der syrischen Delegation auf die Bühne, umarmte Timothy Shriver und gab ihm einen Kuss. Der Redner erwiderte die Umarmung und hieß den jungen Athleten willkommen – auch hier unterstützt vomJubel aus dem Publikum.
Die Wettbewerbe der Special Olympics finden noch bis zum 26. Juli in Berlin statt, Deutschland stellt mit 400 Athlet:innen die größte Delegation. Läuferin Annika Meissner bescherte dem deutschen Team am Montag bereits die erste Silbermedaille.