Formel 1: Lando Norris wundert sich über Buhrufe in Mexiko
Nach fünf sieglosen Rennen fuhr Lando Norris am Sonntag in Mexiko von der Poleposition zum Sieg. Das Ende einer Negativserie. Aber nicht nur das: Obendrauf schnappte er sich die Führung im Gesamtklassement und stieß seinen McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri im Kampf um die Formel-1-Weltmeisterschaft vom Thron.
Für Norris war es demnach ein rundum gelungenes Wochenende – wären da nicht die Buhrufe.
Lando Norris von mexikanischen Fans ausgepfiffen
Vom ersten Training bis zur Siegerehrung wurde der Brite auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez von Teilen des Publikums ausgebuht – ein ungewöhnlicher Anblick für einen der populärsten Fahrer in der Formel 1.
Vor allem in der legendären Stadionsektion Foro Sol, wo die Zuschauer:innen die Strecke in einer Arena umschließen, war das Missfallen deutlich zu hören: Statt Jubel ertönte ein lautes, ablehnendes Raunen, sobald der orangefarbene McLaren mit der Startnummer 4 vorbeifuhr.
Den Grund dafür konnte sich Norris nicht erklären. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum", sagte er später auf der Pressekonferenz. "Aber die Menschen können tun, was sie wollen. Das ist Sport. Ich kann nur lachen, wenn ich ausgepfiffen werde. Irgendwie macht es das für mich sogar unterhaltsamer."
Warum Lando Norris in Mexiko ausgepfiffen wird
Aber warum gerade in Mexiko? Wie das Fachportal "Autosport" berichtet, dürften manche der in Mexiko beheimateten Fans noch eine alte Bemerkung in Erinnerung haben.
Beim Grand Prix von Katar im vergangenen Jahr hatte Norris gesagt, dass Max Verstappen "keinen Teamkollegen hat, der ihn herausfordern könnte" – eine Bemerkung, die viele Fans von Sergio Pérez, Mexikos populärstem Rennfahrer und damals Verstappens Teamkollege, als Affront verstanden.
Der eigentliche Grund für die Unmutsbekundungen dürfte jedoch ein anderer sein. Das mexikanische Motorsportmagazin "Fast Mag" hatte kurz vor dem Rennen eine Leserumfrage gestartet.
Darin wurde die Frage aufgeworfen, ob Norris der WM-Titel geschenkt werde – weil McLaren-Teamkollege Oscar Piastri in Monza die Anweisung erhalten hatte, ihn wieder vorbeizulassen. Vorangegangen war ein unglücklicher Boxenstopp von Norris.
Rund zwei Drittel der Teilnehmenden sahen darin einen Beweis für eine vermeintliche "Bevorzugung" Norris' durch das Team.
Formel 1: Lando Norris reagiert auf Monza-Vorwurf
Auf der Pressekonferenz nach dem Rennen wurde Norris von "Fast Mag"-Reporter Carlos Jalife direkt darauf angesprochen, ob er die drei Punkte, die er durch den Positionswechsel in Monza gewonnen hatte, "zurückgeben" wolle.
Die Reaktion von Norris: "Wenn sie das glauben wollen, haben sie jedes Recht dazu. Aber wir als Team versuchen, Dinge gerecht zu handhaben."
Dabei erinnerte er an ein Rennen in Budapest vor zwei Jahren, als er seinerseits auf einen Sieg verzichtete, um Piastri vorbeizulassen. "Es war damals kein Unterschied. So wie Oscar den Sieg in Budapest verdient hatte, hatte ich es verdient, in Monza vorne zu liegen. So einfach ist das."
Bei McLaren sorgt die interne Teamordnung, die sogenannten "Papaya Rules", seit Längerem für Diskussionen. Sie soll garantieren, dass beide Fahrer gleichbehandelt werden – erlaubt dem Team aber auch Eingriffe, wenn etwa ein Boxenstopp oder eine Strategie das Kräfteverhältnis verzerrt.
Was als Regel der Fairness gedacht ist, wirkt nach außen schnell wie Bevorzugung. Wenn McLaren etwa eingreift (wie damals in Monza), um eine durch einen Fehler veränderte Reihenfolge zu korrigieren, empfinden viele Fans das als Eingriff in den sportlichen Wettbewerb.
