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WM 2022

WM 2022: Welche verschiedenen Boykott-Formen es für die Weltmeisterschaft gibt

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Beim Bundesligaspiel des SC Freiburg gegen Union Berlin setzten viele Fans mit "Boycott Qatar"-Plakaten ein Zeichen. Bild: www.imago-images.de / imago images
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WM 2022: Welche verschiedenen Boykott-Formen es für die Weltmeisterschaft gibt

24.11.2022, 11:3824.11.2022, 11:42
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Nur 9,2 Millionen Menschen sahen das deutsche Auftakt-Spiel gegen Japan (1:2). Im Vergleich zur vergangenen Weltmeisterschaft 2018 in Russland extrem wenig. Damals schalteten nie weniger als 25 Millionen Fans ein. Sind das bereits die Anzeichen für den breit angekündigten Boykott von Fans in Deutschland?

Aufgrund der Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland Katar hatten viele Menschen schon im Vorfeld des Turniers angekündigt, die Spiele nicht anschauen zu wollen. Weder zu Hause, noch beim Public Viewing mit anderen Fußball-Fans – möglicherweise haben viele Zuschauer:innen diese Ankündigung nun umgesetzt.

Die Gründe, wieso Menschen die WM boykottieren, sind dabei vielfältig: Im Vordergrund stehen bei vielen die Menschenrechtsverletzungen. Mehr als 15.000 ausländische Arbeiter sind zwischen 2011 und 2020 in Katar ums Leben gekommen. Von verschiedenen Seiten, unter anderem von der Hilfsorganisation Amnesty International, wird angenommen, dass viele der Todesfälle im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zur Fußball-WM stehen, beispielsweise beim Bau der Stadien und der Infrastruktur. Von offizieller katarischer Seite ist die Rede von 40 toten WM-Arbeitern.

Neben Menschenrechtsverletzungen werden vielfach auch die Klimaschäden kritisiert, die bereits im Vorfeld der WM entstanden sind. Für den Bau von sieben neuen Stadien im nur rund 11.000 Quadratkilometer großen Land wurden enorme Ressourcen verbraucht. Dabei wurden jedoch kaum erneuerbare Energien verwendet, sondern Öl und Gas, über das der Wüstenstaat Katar reichlich verfügt. Es wurden mehr CO₂-Emissionen ausgestoßen als bei jeder Weltmeisterschaft zuvor – trotzdem bezeichnen die Verantwortlichen in Katar die WM als klimaneutral. Watson hat Protest-Aktionen aufgezählt, die es nun bereits während der WM gibt, oder die noch von Fans durchgeführt werden können.

Fernseh-Abstinenz reicht vielen als Protest nicht

Erstmals boykottieren in diesem Jahr auch zahlreiche Sportbars und Fußballkneipen die WM. Bereits knapp 200 davon verzichten in Deutschland auf den möglichen Umsatz, den sie während der Fußball-WM hätten machen können, um ein Zeichen zu setzen.

Vielen Fans reicht es jedoch nicht, die WM nur zu boykottieren, indem sie die Spiele weder privat noch in ihrer Stammkneipe schauen. Auch viele Institutionen aus dem Kulturbereich haben sich bereits kreative Wege überlegt, wie sie die "Weltmeisterschaft der Schande", wie sie häufig genannt wird, boykottieren und ihren Protest ausdrücken können. Welche das sind, könnt ihr hier nachlesen:

Es gibt aber auch für einzelne Personen Möglichkeiten, ihren Unmut gegenüber den Bedingungen dieser Weltmeisterschaft auszudrücken.

WM-Sponsoren nicht finanziell unterstützen

Wie bei fast jedem Großereignis gibt es Sponsoren und Werbepartner, die die Veranstaltung und somit auch das Gastgeberland finanziell unterstützen. Wer seinem Protest gegen die Fußball-WM in Katar Ausdruck verleihen will, kann darauf verzichten, bei den Sponsoren Geld auszugeben.

Auf Twitter und auf anderen sozialen Medien werden bereits Listen der Unternehmen verbreitet, die die Weltmeisterschaft in Katar sponsern. Die Hoffnung der Protestierenden liegt darin, dass tatsächliche finanzielle Verluste einen stärkeren Effekt auf die Sponsoren und somit auch die Fifa haben werden, als wenn weniger Menschen als sonst ihren Fernseher zur WM anschalten werden.

Das sind die größten Fifa-Sponsoren:

  • Coca-Cola
  • McDonald's
  • Adidas
  • Visa
  • Budweiser
  • Qatar Airways
  • Vivo
  • Hyundai / Kia Motors
  • Wanda

Lediglich zwei Tage vor dem Start der Weltmeisterschaft, gab es bereits die erste Schlappe für einen der Sponsoren. Jedoch nicht von boykottierenden Fans, sondern vom Gastgeberland Katar selbst: Das Emirat beschloss im letzten Moment, während des Turniers keinen Alkohol zuzulassen. Für den Bierhersteller Budweiser ist dies natürlich keine wünschenswerte Werbung.

Auf Twitter reagierte das Unternehmen auf diese überraschende Neuigkeit aus Katar und schrieb "Well this is awkward". Kurz darauf wurde der Tweet jedoch schon wieder gelöscht.

Frauenfußball und untere Ligen sehen

Während der Weltmeisterschaft in Katar stellen die großen Ligen den Spielbetrieb ein: Die Champions League sowie die erste, zweite und dritte Bundesliga pausieren. Andere Fußballligen in Deutschland sind davon jedoch nicht betroffen. Wer die Weltmeisterschaft nicht unterstützen möchte, aber trotzdem gern weiter Live-Fußball sehen möchte, der kann sich beispielsweise Spiele der Frauen-Bundesliga anschauen. Dort steht übrigens gerade Wolfsburg vor Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern an der Tabellenspitze. Auch die Champions League der Frauen läuft weiter.

Neben dem Frauenfußball geht der Betrieb auch in den unteren Ligen der Herren wie gewohnt weiter. Alle Spiele der Regionalliga und der Ligen darunter finden weiterhin statt. Seit 2012 gibt es in Deutschland sogar fünf Regionalligen, Nord, Nordost, Bayern, Südwest und West. Wer ein Fußballspiel in seiner Nähe sucht, hat also gute Chancen, auch eins zu finden.

Fußball-Dokus und Filme mit Freunden schauen

Eins der Dinge, welches die Menschen während der WM womöglich am meisten vermissen werden, ist das Gemeinschaftsgefühl, das beim gemeinsamen Fußballschauen entsteht. Ein bisschen was von diesem Gemeinschaftsgefühl lässt sich aber auch selbst schaffen, indem man mit seinen Freund:innen beispielsweise einen Fußball-Filmabend organisiert.

Zur diesjährigen Weltmeisterschaft in Katar gibt es beispielsweise eine vierteilige ausführliche Dokumentation des WDR. "Katar – Weltmeisterschaft der Schande" zeichnet den fragwürdigen Weg von der Vergabe über den Bau der Stadien bis kurz vor Turnierbeginn nach. Etwas kürzer ist die 45-minütige Doku "Geheimsache Katar", welche in der ZDF-Mediathek abrufbar ist.

Abgesehen davon gibt es von vielen erfolgreichen Fußballspielern eigene Dokumentationen, wie beispielsweise "Ronaldo" über den portugiesischen Nationalspieler. Diese umstrittene WM wird voraussichtlich sein letztes großes internationales Turnier seiner Karriere sein.

Wer lieber ein wenig nostalgisch in den vergangenen Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft schwelgen will, der kann die Dokumentation von Sönke Wortmann zur WM 2006, "Deutschland. Ein Sommermärchen" ansehen. Weiter in der Zeit zurück geht es mit dem Spielfilm "Das Wunder von Bern", der zum Beispiel auf Disney+ zu sehen ist.

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