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WM 2022

WM 2022: "Das Schönste, was es gibt" – Messi und Argentinien am Ziel der Träume

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Lionel Messi hat durch den WM-Titel in Katar Legenden-Status in seinem Heimatland Argentinien erreicht.Bild: dpa / Tom Weller
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WM 2022: "Das Schönste, was es gibt" – Messi und Argentinien am Ziel der Träume

19.12.2022, 10:27
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Alles um Lionel Messi weinte vor Glück, doch der Erlöser einer ganzen Nation lachte und lachte und lachte, befreit von tonnenschwerer Last. Als Weltmeister nahm er seine Eltern in den Arm, als Weltmeister herzte er seine Kinder, als Weltmeister brüllte er über das Stadionmikrofon 40.000 argentinischen Fans seinen Dank entgegen – und dann stemmte Lionel Messi um 21.43 Uhr Ortszeit den goldenen Pokal in die Luft, der ihn zur Legende werden lässt.

"Ich habe es herbeigesehnt, und jetzt ist es das Schönste, was es gibt", sagte Messi, der im letzten WM-Spiel seiner Karriere doppelt getroffen und ein atemberaubendes Finale gegen Frankreich bis ins Elfmeterschießen geprägt hatte: "Es ist wunderschön."

Argentinische Medien feiern Lionel Messi

"Ewiger Ruhm!" sei ihm gewiss, titelte die Zeitung Cronica in seiner Heimat, "Messis Argentinien berührt in Katar den Himmel", schrieb La Nacion. Was hatte er nicht alles getan, um diesen verflixten Titel zu gewinnen! In einer langen Karriere, bei dieser WM, in diesem atemberaubenden Endspiel-Thriller – bei dem er seinen tragischen, aber gleichsam sensationellen Vereinskollegen Kylian Mbappé immer und immer wieder aus dem Weg räumen musste.

4:2 siegten die Argentinier im Elfmeterschießen im goldenen Stadionpalast Lusail, nach 120 wilden Minuten (3:3) voller absurder Wendungen und dreier Tore von Mbappé für den entthronten Titelverteidiger Frankreich. Lionel Messi und Diego Maradona – man wird sie fortan in einem Atemzug nennen.

Das Ende im Nationaltrikot sieht Messi aber noch nicht gekommen. "Gegen Ende meiner Karriere wurde mir fast alles gegeben", sagte er, "aber ich will noch ein paar Spiele als Weltmeister bestreiten."

Für Argentinien ist es der erste WM-Titel seit 36 Jahren, der dritte insgesamt. Messi löste das Versprechen ein, auf das eine gesamte Generation gewartet hatte. Auch im Elfmeterschießen verwandelte er, Torwart Emiliano Martínez hielt zudem gegen Bayern-Star Kingsley Coman, Aurélien Tchouaméni verfehlte das Tor. "Es war ein unglaubliches Finale, ich habe keine Worte dafür", sagte Martinez weinend.

Es war Messis WM, dieses Finale allerdings prägte er gemeinsam mit Mbappé. Nervenstark erzielte Messi zunächst die Führung per Foulelfmeter (23.), gedankenschnell leitete er den rasend schnellen Konter zum 2:0 durch Ángel Di María (36.) ein, intuitiv stand er beim zwischenzeitlichen 3:2 (108.) richtig.

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (l.) und Argentiniens Torhüter Emiliano Martínez trösteten Kylian Mbappé.Bild: AP / Natacha Pisarenko

Mbappé dirigierte zweimal Frankreichs fulminantes Comeback. Zunächst traf der Superstar innerhalb von 97 Sekunden doppelt (80., Foulelfmeter/81.), das 3:3 besorgte er nach einem Handelfmeter (118.), mit acht Treffern ist er Torschützenkönig dieser WM. Am Ende war Frankreich dennoch geschlagen – mal wieder gelang dem Titelverteidiger kein zweiter Triumph, seit 1958/1962 (Brasilien) ist dieser Fluch ungebrochen.

Messi dagegen hat in mehrfacher Hinsicht WM-Geschichte geschrieben: Als erster Spieler traf er in der Gruppenphase, im Achtel-, Viertel- und Halbfinale sowie im Endspiel. Zudem verlässt er die Bühne als WM-Rekordmann, mit 26 Einsätzen liegt er vor Lothar Matthäus. Er wird auf ewig als Baumeister dieses Erfolges gelten – wie Maradona 1986, wie Mario Kempes 1978.

80 Minuten drückte nur Argentinien

Das Spiel vor 88.966 Zuschauern gehörte 80 Minuten lang Argentinien, nur Argentinien. Die Südamerikaner waren bissiger, gedankenschneller, kombinierten sich gefährlich nah an das Tor von Hugo Lloris.

Zu Beginn bekam er trotz Argentiniens Überlegenheit kaum etwas zu tun, war beim ersten Abschluss aber chancenlos. Der frühere Dortmunder Ousmane Dembélé hatte Di María im Strafraum leicht, aber doch entscheidend am Fuß getroffen. Messi wirkte beim Elfmeter tiefenentspannt – und verwandelte sicher.

Argentinien wurde nun immer selbstbewusster, der Konter über Messi, Julián Álvarez, Alexis Mac Allister und Di María hatte geradezu entwaffnende Wucht. Es stand 2:0, Di María weinte bereits vor Glück.

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Lionel Messi (r.) im Zweikampf mit Saudi-Arabiens Abdulelah Almalki im ersten Gruppenspiel – Argentinien verlor die Partie 1:2. Bild: dpa / Robert Michael

26 Tage nach der sensationellen Auftaktpleite gegen Saudi-Arabien (1:2) spielte Argentinien wie ein Weltmeister, hart und versiert zugleich, Frankreich wechselte schon in der ersten Hälfte doppelt. Die Bundesligaprofis Marcus Thuram (Mönchengladbach) und Randal Kolo Muani (Frankfurt) kamen, der Weltmeister blieb dennoch lange hilflos – bis ein Foul an Kolo Muani Mbappé die Chance vom Punkt brachte. Frankreichs Ausgleich entstand aus einem Ballverlust Messis, das Happy End gab es dennoch.

Mit dem argentinischen Triumph endete eine WM, wie es sie noch nie gegeben hatte: in höchstem Maße umstritten, in aller Gnadenlosigkeit gepusht mit vielen Milliarden und einer Politik der warmen Hand – und ohne Rücksicht auf Ressourcen oder Menschenleben. Verlegt in den Winter wegen sonst unerträglicher Hitze. Am Ende war es ein einziger katarischer Sieg.

Das Sportswashing des WM-Gastgebers war nach einer unruhigen ersten Woche (und der frühen deutschen Abreise) von Erfolg gekrönt. Das Golf-Emirat bekam sein perfekt organisiertes, fröhliches arabisches, nordafrikanisches und auch südamerikanisches Fußballfest, auch wenn es austauschbar wirkte. Im Finale standen Mbappe und Messi, die Megastars von Paris St. Germain, das: Katar gehört.

Nörgler und Moralapostel waren plötzlich jene, die noch auf Missstände verwiesen. Gianni Infantino führte es den Europäern genüsslich vor.

stu/sid

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