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WM 2022

Schlechteres Image als die Fifa: Fans mit klarer Meinung zur DFB-Entwicklung

Fussball, Herren, Saison 2022/23, WM in Katar, Gruppe E 3. Spieltag, Costa Rica - Deutschland im Al-Bayt Stadium in Al-Khor, Fans von Deutschland, Entt
Die deutschen Fans wenden sich immer mehr von der Nationalmannschaft ab.Bild: www.imago-images.de / imago images
WM 2022

Schlechteres Image als die Fifa: Fans vertreten klare Meinung, wie es beim DFB weitergehen soll

In seiner Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
10.12.2022, 10:1128.01.2023, 09:20
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Während die DFB-Spitze in Person von Bernd Neuendorf und dessen Vizepräsident Hans-Joachim Watzke in dieser Woche richtungsweisende Entscheidungen für die Nationalmannschaft getroffen hat, liegt mit der Fan-Studie der Uni Würzburg, FH Dortmund und der Voting-App FanQ die erste differenzierte Analyse des Scheiterns in Katar vor.

Es wäre sicherlich ebenso spannend wie konstruktiv, wenn auch der DFB so eine Analyse zu seiner Katar-Reise vorlegen würde.

Der DFB wird hinsichtlich des Images auch in anderen Punkten dieser Studie noch schlechter bewertet als die Fifa.

Woran hat es in sportlicher und sportpolitischer Hinsicht gelegen? War die One-Love-Kampagne ein Fehler? Wer übernimmt die Verantwortung dafür? Woran hat sich die Spitze des Verbandes in ihren Gesprächen mit Oliver Bierhoff und Hansi Flick orientiert? Welche Hintergründe waren für die Personalentscheidungen des DFB-Präsidenten und des DFB-Vize Watzke ausschlaggebend? Wie stellen sich beide die Zukunft des Verbandes und die Zukunft des Fußballs in Deutschland vor? Wie werden diese Ideen umgesetzt? Wer wird mit welchen Impulsen einbezogen? Sollen neben Matthias Sammer noch andere Berater engagiert werden?

Und: Kommt an irgendeiner Stelle auch die Basis des Verbandes zu Wort?

Fanforscher Harald Lange.
Fanforscher Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Fragen über Fragen, deren Antworten die Richtung des Fußballs in unserem Land bestimmen werden. Das ist mit Blick auf die Europameisterschaft 2024 in Deutschland, deren Eröffnungsspiel bereits in 18 Monaten angepfiffen wird, beinahe überlebenswichtig für den Erhalt der Popularität dieser Sportart. Grund genug auch an dieser Stelle nach einer Vision und einem Konzept zu fragen, denn eilig vorgebrachte Bauernopfer und unbegründete Vertrauensbekundungen zu dem in Katar gescheiterten Trainer und dessen Stab genügen sicherlich nicht.

Solange wir vom DFB in dieser Hinsicht nichts hören oder lesen können, bleiben die Ergebnisse der gerade veröffentlichten Fan-Studie und die vielen Eindrücke und Ratschläge der öffentlich wahrnehmbaren Experten die alleinige Grundlage der Debatte und die schaut folgendermaßen aus:

Deutsche Fans geben DFB große Mitschuld am WM-Aus

Dass die sportliche Leistung der Mannschaft von den Fans als "schlecht" bewertet wurde (1,9 von 5 Sternen) überrascht die Leiter und Leser der Studie sicherlich nicht.

Weitaus interessanter ist der Befund, dass die DFB-Menschenrechtskampagnen aus Sicht der Fans gegen die Wand gefahren sind und der Nationalmannschaft einen Bärendienst erwiesen haben. In diesem Sinne gehen knapp 60 Prozent der Fans in Deutschland davon aus, dass diese pressewirksam inszenierte Debatte negative Auswirkungen auf die Leistung der Mannschaft hatte und knapp 70 Prozent erkennen sogar, dass die Spieler für diese sportpolitische Kampagne instrumentalisiert wurden.

Angesicht solcher Befunde werden Stellungnahmen und Entschuldigungen von der DFB-Spitze erwartet. Irgendjemand muss sich diese Kampagnen schließlich ausgedacht haben. Bei dieser Gelegenheit sollte der DFB auch öffentlich über eine Strukturreform nachdenken, denn genau die wird von der Mehrheit der Fans eingefordert. Nicht nur um sportlich wieder erfolgreich sein zu können (56 Prozent), sondern auch um mehr Glaubwürdigkeit (39 Prozent) herzustellen.

WM 2022: DFB wird schlechter bewertet als die Fifa

Die Stimmung der Fans ist auf dem Tiefpunkt und die Liebe zum Fußball der Nationalmannschaft ist angekratzt. Deshalb wird es wichtig sein, auch die Führung des und Außendarstellung des Verbandes während dieser Weltmeisterschaft selbstkritisch aufzuarbeiten.

Unter den Ursachenzuschreibungen der Dämpfer unserer Fußballstimmung wird an erster Stelle das Verhalten des DFB genannt (49 Prozent), gefolgt vom Austragungszeitpunkt der WM im Winter (48 Prozent) und dem Verhalten der Fifa (47 Prozent). Der DFB wird hinsichtlich des Images auch in anderen Punkten dieser Studie noch schlechter bewertet als die Fifa. Solch einen Befund ist besorgniserregend, zumal sich der DFB während der WM immer wieder als moralisches Gewissen gegenüber der Fifa aufspielen wollte.

Die Studie zeigt unmissverständlich: Es gibt enorm viel zu tun. Stellt euch dem Diskurs und öffnet euch den Ideen, Argumenten und Visionen der Basis. Ansonsten wird das nichts mit der EM im eigenen Land!

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