Noch nie war ein Fußballturnier so umstritten wie die kommende Weltmeisterschaft der Männer in Katar im November und Dezember. Das Gastgeberland steht wegen zahlreicher schwerer Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Beim Bau der sieben neuen Stadien sind im Vorfeld des Turniers sind Tausende Gastarbeiter gestorben, die Arbeitsbedingungen sind vielerorts katastrophal. Menschenrechtsforscher McGeehan sprach Anfang des Jahres gegenüber n-tv von mindestens 15.000 toten Arbeitern.
Zahlreiche Spieler und Vereinsvertreter, unter anderem Freiburg-Trainer Christian Streich und zuletzt Bayern-Spieler Leon Goretzka, haben die Vergabe der WM nach Katar bereits scharf kritisiert. Auch Liverpool-Coach Jürgen Klopp hat sich jetzt gegen das Turnier ausgesprochen.
Bei einer Pressekonferenz am Freitagabend wurde klar, wie sehr es in ihm mit Blick auf das in knapp drei Monaten startende Turnier brodelt. "Diese WM findet zu einem falschen Zeitpunkt statt, aus falschen Gründen", sagt Klopp.
Was er damit meint: Weil es in Katar im Sommer zu heiß ist, um Fußball zu spielen, findet das Turnier zum ersten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs im Winter statt, nämlich vom 21. November bis zum 18. Dezember. Die WM wird also in die Winterpause der europäischen Ligen gequetscht – mit drastischen Folgen für die Spieler.
So endet die Bundesliga-Hinrunde bereits am 15. Spieltag am 13. November. Bis dahin stehen für die Vereine zahlreiche Wochen an, in denen sie jeweils drei Spiele bestreiten müssen. Für die Profis wird das eine extreme körperliche Belastung.
Und besonders für die Profis von englischen Klubs wird es eine enorm harte Saison. Neben 38 Spielen in der heimischen Liga gibt es noch zwei Pokal-Wettbewerbe und Spiele in internationalen Wettbewerben wie der Champions League.
Bereits in der vergangenen Saison war das Team von Jürgen Klopp in allen Wettbewerben bis zum Schluss vertreten und musste so unfassbare 63 Pflichtspiele absolvieren.
Der Gedanke daran macht Jürgen Klopp "richtig wütend". Er fordert von den Verbänden, die Zahl der Wettbewerbe zu reduzieren. "Jeder weiß, dass es nicht richtig ist. Aber niemand spricht oft genug darüber, dass es sich ändern wird. Es muss sich etwas ändern."
Und so richtet der 55-Jährige deutliche Worte an Uefa und Fifa: "Man muss klar sagen: 'Ladies and Gentlemen' Fifa, Uefa – stop!"
Klopp plädiert darum für ein Treffen aller wichtigen Leute im Profifußball, bei dem es nur um "wichtigsten Teil des Spiels" gehen solle: "die Spieler".
(nik)