
Die Hauptstadt Katars, Doha, liegt auf der Halbinsel direkt am Persischen Golf.Bild: dpa / Christian Charisius
WM 2022
15.11.2022, 18:1715.11.2022, 18:17
Es sind Transparente in der Größe eines Einfamilienhauses. Fans in aller Welt protestieren bei Fußballspielen gegen die WM in Katar. "Boykott Qatar 2022" und "Fifa, DFB & Co: An euren Händen klebt Blut!", sind nur zwei Beispiele der zahlreichen Schriftzüge in deutschen Stadien. Speziell bei Spielen des FC Bayern werden die Fans laut: "Staatsbesuche, Trainingslager, tausende Tote für WM-Jubel, besser gehts nur dem eigenen Gewissen, Uli H.", steht auf Bannern, die auf der Tribüne aufgespannt werden. Sie protestieren gegen die Verbindungen des Vereins, vor allem des Ehren-Präsidenten Uli Hoeneß, mit Katar.
Die Mannschaft wird seit 2018 von der katarischen Staatsairline Qatar Airways gesponsert. Angeblich für rund 17 Millionen Euro im Jahr. Ins Trainingslager nach Doha geht es für die Münchner Profis seit 2011 – kurz nach der Vergabe der WM 2022 nach Katar. Zumindest über die umstrittene Partnerschaft zwischen dem FCB und Qatar Airways wollen die Verantwortlichen nach der WM entscheiden. So jedenfalls die Ankündigung. Der Vertrag läuft im kommenden Jahr aus.

Zuschauer beobachten das Training des FC Bayern München in Doha (Archivbild).Bild: dpa / Peter Kneffel
Soweit bekannt. Auch, dass Katar bereits bei der WM 2006 – dem sogenannten "Sommermärchen" – in Deutschland, und noch viel früher, mitgemischt hatte.
Ebenso, dass der katarische Staatsfonds "Qatar Investment Authority" (QIA) den französischen Fußballklub Paris Saint-Germain gekauft hat. Doch was viele nicht wissen, ist, wo Katar seine Finger in Deutschland noch im Spiel hat – und dabei geht es nicht nur um Fußball oder Sport im Allgemeinen.
Katar als Großanleger bei deutschen Konzernen
Katar gilt wegen seines Öl- und Gasreichtums als eines der reichsten Länder weltweit. Das kleine Golf-Emirat ist deshalb gefragter Investor bei etlichen internationalen Großkonzernen, aber auch in Deutschland. Für die Experten des SWF Instituts – die weltweit öffentliche Vermögensbesitzer, wie Staatsfonds, analysieren – zählt die QIA zu den 15 größten Staatsfonds.
Das selbsterklärte Ziel der QIA ist eine möglichst breite Anlage an Geldern in Branchen und Vermögensklassen in allen Teilen der Welt. Laut einigen Fachleuten soll der Fonds insgesamt international mehr als 330 Milliarden Dollar angelegt haben. Selbst erklärt der Fonds: "QIA bemüht sich um langfristig orientierte Rückflüsse aus Investitionen, ohne sich ungebührlichen Risiken auszusetzen."
QIA selbst gibt keine detaillieren Angaben zu ihren Beteiligungen an. Bekannt ist aber, dass der Fonds Anteile an den internationalen Unternehmen Barclays, Canary Wharf, der Harrods-Gruppe, Credit Suisse, Heathrow, Glencore, Tiffany & Co und Total hält.

Der Staatsfonds QIA ist eng an das Vermögen des Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, geknüpft.Bild: www.imago-images.de / imago images
In Deutschland ist Katar an mehreren deutschen Unternehmen beteiligt. Unter anderem mit 12,3 Prozent am Hamburger Logistikunternehmen Hapag-Lloyd, mit 10,5 Prozent an Volkswagen, mit 6,1 Prozent an der Deutschen Bank und mit rund 3 Prozent an Siemens. Auch Konzerne wie die Baufirma Hochtief, Porsche und Solarworld hatten bereits mit katarischen Aktionären zu tun.
Deutschland als Investitions- und Urlaubsland
Zudem haben etliche deutsche Firmen einen Sitz in Katars Hauptstadt Doha. Dazu zählen die Deutsche Bank, Allianz, BMW, Siemens, Thyssen Krupp, Solarworld und Wintershall. Das Land hat bereits wiederholt betont, die Kooperation mit Deutschland weiter auszubauen – dabei haben vor allem deutsche Investments den Großanlegern aus Katar in den vergangenen Jahren Verluste eingebracht.
Bei diesen engen Verflechtungen ist es nicht so weit hergeholt, dass reiche Katarer sich auch gern in Deutschland aufhalten. Ein Grund dafür könnte unter anderem der sogenannte Autobahntourismus sein. Dieses Phänomen kennt man beispielsweise auch von Tourist:innen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Saudi-Arabien. Denn in diesen Ländern kommen zwei Dinge zusammen: zwar existieren schnelle und teure Sportwägen – das Tempolimit auf den Autobahnen ist aber auf 120 km/h beziehungsweise 140 km/h begrenzt. Einige Anbieter von Probefahrten mit Sportwägen haben sich das bereits zunutze gemacht und bieten "German Autobahn Experience" mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h.
Zudem dürfte das Leben und der Urlaub in Deutschland, ja sogar der Schweiz, für die wohlhabenden Katarer recht billig sein.
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