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Laura Freigang: Coming-out unterstreicht Besonderheit im Frauenfußball

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Laura Freigang liebt eine Frau – na und?Bild: IMAGO images / Fotostand
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Laura Freigang zeigt mit ihrem Coming-out, wie weit der Frauenfußball ist

Laura Freigang hat in einem Video ganz beiläufig bekannt gegeben, eine Freundin zu haben. Die große mediale Aufregung ist ausgeblieben – und das ist auch verdammt gut so.
04.08.2025, 18:0004.08.2025, 19:01
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"Ich bin Fußballer und ich bin schwul", sagte Josh Cavallo im Jahr 2021. Er war der erste aktive Profifußballer in der australischen A-League, der diesen Satz öffentlich aussprach. Im Mai 2022 tat es Jake Daniels, Stürmer des englischen Klubs Blackpool. Im Jahr darauf Jakub Jankto: "Ich bin homosexuell und ich will mich nicht länger verstecken." Auch er, tschechischer Nationalspieler, wandte sich an die Öffentlichkeit via Social Media.

Drei Fußballer, drei Entscheidungen. Und jedes Mal ein Ereignis. Presseberichte, Reaktionen, Erklärungen. Wenn sich Fußballprofis zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen, wird das selten beiläufig zur Kenntnis genommen.

Im Gegenteil: Es ist oft ein geplanter Schritt, begleitet von strategischer Kommunikation und einem nicht unerheblichen Maß an Öffentlichkeit. Denn wer den Mut aufbringt, sich zu zeigen, muss bereit sein. Nicht nur für Zustimmung.

Laura Freigang outet sich so ganz nebenbei

Laura Freigang hat sich gegen einen großen Moment entschieden. Oder besser gesagt: für etwas anderes. Die deutsche Nationalspielerin hat auf Tiktok ein Video gepostet, eines von vielen. Darin erwähnt sie beiläufig ihre "GF", ihre Freundin.

Auf Social Media nennt man so etwas einen Soft Launch – wenn man eine Beziehung andeutet, ohne sie offiziell zu machen. Es ist ein Ausdruck von Normalität, der gerade deshalb politisch ist, weil er nicht politisiert wird.

Das Video ist inzwischen seit 72 Stunden online. 380.000 Aufrufe, hunderte Kommentare, ein paar gebrochene Herzen. Aber kein medialer Aufschrei. Der blieb aus. So wie die großen Schlagzeilen. Nur der "Express" und watson berichteten. Und genau darin liegt womöglich der Fortschritt.

In einer Zeit, in der Sichtbarkeit oft erst durch mediale Aufmerksamkeit legitimiert wird, ist es keine Selbstverständlichkeit, dass ein solches Video veröffentlicht – und dann in Ruhe gelassen wird. Dass sich niemand empört, niemand vereinnahmt, niemand übergriffig interessiert.

Der gesellschaftliche Fortschritt bemisst sich nicht daran, wie groß der Aufschrei ist. Sondern daran, dass niemand mehr eine Erklärung verlangt.

Im Männerfußball gelten noch immer andere Regeln

Im Fußball der Männer ist das noch anders. Noch immer hat sich kein aktiver Bundesliga-Profi öffentlich geoutet. Marcus Urban kündigte letztes Jahr ein Gruppen-Coming-out schwuler Spieler an – zum 17. Mai, dem internationalen Tag gegen Homophobie.

Die Aktion war gut gemeint, öffentlich vorbereitet, mit hoher Erwartungshaltung verbunden. Sie blieb folgenlos. Manche fanden das enttäuschend, andere realistisch. Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen. Denn der Druck, der aus einer gut gemeinten Erwartung entsteht, kann leicht zum Hindernis werden. Wer etwas Privates öffentlich machen soll, nur weil es terminlich passt, wird sich eher zurückziehen als mitteilen.

Hinzu kommt: Der Männerfußball hat sich geöffnet – in PR-Botschaften, auf Trikots, bei Kampagnen. Auf den Plätzen aber gelten oft noch die alten Regeln. Wer nicht der Norm entspricht, wird nicht unbedingt angefeindet. Aber man redet über ihn. Und wer will das schon, auf den Rängen oder mitten in der Kabine?

Der Frauenfußball ist in dieser Hinsicht weiter. Bei der letzten Europameisterschaft nahmen 78 offen homosexuelle Spielerinnen teil. Einige spielten gegen ihre Partnerinnen, andere mit ihnen. Selbst Fans versuchten, mit Mindmaps die Beziehungsgeflechte im Turnierverlauf zu entwirren.

Die Sportjournalistin Lena Cassel hat einmal gesagt: "Wir sollten darüber reden, was der Frauenfußball alles hat, anstatt ständig darüber zu reden, was der Frauenfußball alles nicht hat." Der Soft Launch von Laura Freigang ist ein Beispiel dafür.

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