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DFB-Frauen: ARD und ZDF enttäuschen bei TV-Übertragung der Frauen-EM

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Claus Lufen irrlichterte in der ARD durch das EM-Halbfinale. Bild: imago images / Eibner
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DFB-Frauen: Wie ARD und ZDF bei der EM-Übertragung enttäuschten

Während die DFB-Frauen bis zur Erschöpfung kämpften, schonten ARD und ZDF ihre Kommentator:innen. Statt Analyse gab es Floskeln, statt Einordnung Kumpel-Sound. Eine verpasste Chance für den Frauenfußball.
24.07.2025, 17:4324.07.2025, 17:43
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Es hat wahrlich keinen Spaß gemacht, was man sich da am Mittwochabend über mehr als 120 Minuten ansehen musste. Bälle wurden sich schlampig zugespielt, Situationen falsch gelesen, es rumpelte in der Absprache, ja, im Allgemeinen hat sich hier ein Schauspiel dargeboten, das in seiner Anachronie an die verrosteten 80er-Jahre erinnerte. Und da reden wir noch gar nicht über das Fußballspiel. Es soll um die Übertragung in der ARD gehen.

Es ist 20.15 Uhr, das TV-Publikum wird sachte aus dem "Tagesschau"-Studio in Hamburg nach Zürich geleitet, wo man sich nun erst einmal mit Moderatorenveteran Claus Lufen und Expertin Almuth Schult akklimatisieren darf.

ARD und ZDF enttäuschen bei der EM

Es ist nämlich das handgestoppte erste Mal, dass sich die ARD zur Vorberichterstattung direkt aus der Schweiz meldet, bei den vorherigen Spielen durften lediglich die Außenreporterinnen vor Ort mit geschulten Fingern durch den nassen Rasen gleiten und zu der Analyse kommen, dass der Ball dadurch womöglich schneller sein könnte.

Immerhin, muss man fast sagen, im weiteren Verlauf der Sendung beließ man es nämlich in den meisten Fällen dabei, die spielerische Einordnung mit einem Vokabular zu belegen, das sonst eher in Songs des inoffiziellen DFB-Maskottchens Wolfgang Petry zu finden ist. Es wurde: gefightet, gekämpft, sich zerrissen, und zwar mit vollem Körpereinsatz. Alles nicht falsch, als Deutungsangebot insgesamt aber etwas wenig.

Die Fußballübertragungen der Öffentlich-Rechtlichen, und spätestens an der Stelle muss ausdrücklich die Senderschwester ZDF mit ins Boot geholt werden, haben bei dieser Fußball-Europameisterschaft keinen guten Job gemacht. Die Übertragungen waren fad, die Besetzungen uncharismatisch und die Live-Kommentare von einer teilweise erschreckenden Expertisenarmut bei gleichzeitig völliger Distanz zum Publikum.

Gehen wir ein paar Tage zurück. 12. Juli, drittes Vorrundenspiel, Deutschland trifft auf Schweden und spielt ab der 32. Spielminute nur noch zu zehnt. Claudia Neumann kommentiert das Spiel, wobei man kommentieren hier sehr wörtlich nehmen muss, sie beschreibt nämlich lediglich, was sie sieht. Ball nach links, Ball in die Spitze, jaja, schwierig in Unterzahl.

DFB-Frauen: Kritik bei ARD und ZDF blieb aus

Das Spiel gegen Schweden war das schwächste der DFB-Frauen bei einem spielerisch ohnehin schwachen Turnier. Gegen Schweden verschätze sich Innenverteidigerin Rebecca Knaak ein ums andere Mal, links hinten wurde Sarai Linder gnadenlos überlaufen, Klara Bühl und Jule Brand verpassten in der Offensive wieder und wieder den richtigen Zeitpunkt abzuspielen und Ann-Katrin Berger rüttelte mit halsbrecherischen Dribblings am bereits angekratzten Selbstvertrauen der Mannschaft.

All das wünscht man sich von einer Kommentatorin eingeordnet zu bekommen. Stattdessen blieb es bei der Rechnung: elf ist mehr als zehn.

Sieben Tage später, Viertelfinale gegen Frankreich, ähnliches Spiel. Deutschland gerät früh in Unterzahl, diesmal schon nach 13 Minuten, und schafft es mit beispiellosem Einsatz am Ende nach Elfmeterschießen als Sieger vom Platz zu gehen.

Dass Deutschland dabei nur knapp jeden zweiten Ball, in 120 Minuten gerade einmal 121 Pässe, an die Mitspielerin brachte, und es ein eigentlich durchaus probates Mittel ist, gerade in Unterzahl für Entlastung mit eigenem Ballbesitz zu sorgen – all das erfuhr man während der Live-Berichterstattung nicht, man konnte fast meinen, dass hier der verlängerte Arm des DFB-Fanclubs am Mikrofon sitzt. Bei einer hauchdünnen Abwehrentscheidung sagte Neumann: "Das war auch so schon deutlich zu sehen."

Claudia Neumann hat in ihrer Karriere bereits genug unberechtigte bis widerwärtige Kritik abbekommen, deswegen schnell zurück in die ARD, nach Zürich, Mittwochabend, Spanien gegen Deutschland. Zurück zu: Bernd Schmelzer.

ARD-Kommentator irrlichtert durch Spiel gegen Spanien

Bernd Schmelzer feierte, darauf machte Claus Lufen im Vorfeld aufmerksam, am Mittwoch seinen 60. Geburtstag. Und als wollte er dem sicherlich teils auch ungerechten Klischee seiner Generation entsprechen, stellte Schmelzer das gleich mal unter Beweis.

Jubilar Schmelzer, der sonst frühmorgens Rennrodeln in der Steiermark begleitet und auf X regelmäßig Komplimente an sich selbst retweetet, sagte, als ein Kind im Bild zu sehen war: "Vorsicht, Kiss-Cam!" Wenig später dann nochmal. Schmelzer hat offenbar Memes zu Coldplay gesehen.

In der 113. Spielminute, als Ann-Katrin Berger all die zuvor gesammelten Lorbeeren mit einer blanken Torwartecke aufs Spiel setzte, sagte Schmelzer, fast zaghaft: "Wir können da Berger nicht freisprechen von Schuld." Berger selbst sagte später: "Der geht klar auf meine Kappe."

Es lassen sich nur Vermutungen anstellen, wieso Bernd Schmelzer Lobeshymnen einstimmt, wenn Deutschland abermals bei eigenem Ballbesitz den Ball blind nach vorne schießt, und warum die Öffentlich-Rechtlichen im Allgemeinen die Nationalmannschaft derart unbescholten haben davonkommen lassen.

Allein Almuth Schult hatte einen Anteil, dass am Mittwochabend eine durchdachte spielerische Einordnung erfolgte; Claudia Neumann hatte im Viertelfinale niemand an die Seite gestellt bekommen.

Keine Harmonie bei Sven Voss und Kathrin Lehmann

Wenn das Spielgeschehen nur noch freundlich flankiert, aber nicht mehr analysiert wird, bleibt der Journalismus auf der Strecke. Und damit auch das, was den Frauenfußball voranbringen könnte: ernsthafte sportliche Anerkennung.

Man wäre sogar geneigt, über all das ein wenig hinwegzusehen, wenn wenigstens das Spiel in einen unterhaltsamen Rahmen eingebettet worden wäre. Nur musste Schult mit einem Claus Lufen vorliebnehmen, bei dem es in den schwächeren Momenten leicht gottschalkte, in allen weiteren harmonierte er mindestens ungelenk bis blutleer mit Schult. Im ZDF war es zuvor ähnlich: Auch Sven Voss und Kathrin Lehmann wurden sichtlich nicht miteinander warm.

Die deutsche Nationalmannschaft hat bei allen spielerischen Schwächen viel Werbung für den Frauenfußball betrieben. Durch Authentizität, Bodenhaftung, Kampfgeist, Zusammenhalt. Es wäre schön gewesen, wenn die TV-Übertragung dem gerecht geworden wäre.

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