Die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Katar gerät wegen der fragwürdigen politischen Verhältnisse in dem Land immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik. Eine Entscheidung von Manuel Neuer hat nun eine erneute Diskussion über die WM und den DFB entfacht.
Die Mitteilung des Deutsche Fußball-Bundes (DFB) überraschte am Mittwoch doch ein wenig. Der Verband teilte mit, dass DFB-Kapitän Manuel Neuer bei den Spielen in der UEFA Nations League im September sowie während der Weltmeisterschaft in Katar "eine spezielle Kapitänsbinde tragen" werde.
Weitere europäische Fußballverbände kündigten auch an, dass ihre Kapitäne die besondere Binde ebenfalls tragen werden.
Doch was hat es damit auf sich?
Laut DFB wollen die Verbände gemeinsam "ein Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt" setzen. Manuel Neuer erklärte die Entscheidung folgendermaßen:
Bei der Kapitänsbinde handelt es sich aber nicht – wie vielfach vermutet – um die Regenbogenfahne, die symbolisch für die Solidarität und Verbundenheit der LGBTQI+-Szene steht. Diese Binde trug Torwart Manuel Neuer während der Europameisterschaft 2021. Nun soll er mit einer auf dem Platz stehen, auf der "1 Love" steht. Ein Herz mit bunten Streifen ist darauf zu sehen.
Auch, wenn es auf den ersten Blick so wirkt: Sie soll nicht an die Regenbogenflagge erinnern. Stattdessen handelt es sich laut dem DFB bei der Kampagne um eine gemeinsame Aktion einiger Nationalmannschaften – darunter England, die Niederlande und Frankreich.
Das kommt offenbar nicht bei allen gut an. Viele Fans kritisieren das Design. Kritiker:innen hätten sich die echten Regenbogenfarben gewünscht. Unter dem Instagram-Beitrag des DFB schreibt etwa ein User: "Der DFB kuscht vor Katar und kreiert eine eigene 'Flagge'". Diese habe mit den Werten der LGBTQI-Fahne nichts zu tun. Er nennt das Accessoire eine nichtssagende "Fantasie-Binde", mit der niemand etwas anfangen könne.
Auf Twitter hagelt es ebenfalls Kritik. Juso-Politiker Tim Vollert bezeichnet die Nationalmannschaft gar als "rückgratlos": Das Zeichen habe kein Design, das "in Katar unangenehm auffallen könnte".
Viele empfinden die Haltung des DFB angesichts der Lage in Katar als zu schwach. Ein weiterer Instagram-Kommentar lautet: "Bringt nichts, reine Symbolpolitik. Mehr Handeln statt sinnlose Zeichen wie bei der EM zu setzen. Da lacht sich der Emir von Katar kaputt."
Ein anderer Nutzer spielt auf die katastrophalen Arbeitsbedingungen im Zusammenhang mit der WM im Austragungsland an: "15.000 toten Bauarbeitern gefällt das!"
Andere Fans äußern sich noch kritischer: Ihrer Meinung nach wäre es "sowieso besser", wenn die deutsche Nationalmannschaft gar nicht erst am Turnier teilnähme.
Die diesjährige Fußball-Weltmeisterschaft steht schon lange in der Kritik. In Katar, dem Austragungsort, werden etwa homosexuelle Menschen kriminalisiert und diskriminiert.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warnte deshalb homosexuelle Fans davor, nach Katar zu reisen.