Am Sonntagnachmittag startete die Weltmeisterschaft in Katar mit dem Eröffnungsspiel des Gastgebers gegen Ecuador, das die katarische Nationalmannschaft mit 0:2 verlor. Was von dem Spiel bleibt: Fans, die spätestens nach der Halbzeit das Stadion verlassen haben, eine wegen Überfüllung geschlossene Fanmeile und ecuadorianische Fans, die lautstark "Wir wollen Bier" forderten. Das wurde nur 48 Stunden vor Anpfiff kurzerhand durch den WM-Gastgeber verboten.
Ebenso kurzfristig hatte die Fifa am Wochenende Strafen für jene sieben Mannschaften in den Raum gestellt, die verkündeten, mit der "One Love"-Kapitänsbinde spielen zu wollen, sofern sie mit dieser auflaufen werden. Darunter auch Manuel Neuer für Deutschland. Drohen könnte eine Geldstrafe oder eine Gelbe Karte für den Kapitän. Ab der zweiten wäre der dann für das darauffolgende Spiel gesperrt.
Denn: Der Weltverband Fifa hatte am Samstag verkündet, eine eigene Kapitänsbinde herauszubringen. Sie soll von Slogans wie "#FootballUnitesTheWorld" oder "#NoDiscrimination" geziert werden und verpflichtend für die Teams sein.
Auf einer Pressekonferenz am Montagmorgen, mit Niklas Süle und Jamal Musiala, vor dem zweiten Spiel der WM mit England gegen Iran, äußerte sich der DFB zu der umstrittenen Binde noch so: "Wir wollen die Beratungen zwischen der Uefa Working Group und der Fifa abwarten."
Nur rund 30 Minuten später stand es fest: Die deutsche Nationalmannschaft wird nicht, wie zuvor mehrfach angekündigt, mit der "One Love"-Binde auflaufen. Genauso wie die anderen Nationalmannschaften, wie die am Montag spielenden Engländer.
In einem gemeinsamen Statement heißt es unter anderem: "Wir sind sehr frustriert über die Entscheidung der Fifa, die wir für beispiellos halten." Allerdings wollten die nationalen Verbände ihre Spieler "nicht in eine Situation bringen, in der sie mit sportlichen Sanktionen, einschließlich Platzverweisen, rechnen müssen."
Der DFB hat die Fifa nach eigener Aussage frühzeitig, bereits im September, darüber informiert, die "One Love"-Binde tragen zu wollen. Es folgte: keine Antwort. In ihrem Statement kündigten die Mannschaften allerdings auch an: Die Spieler und Trainer "werden ihre Unterstützung auf andere Weise zeigen."
"Wie abstoßend, peinlich und unangenehm ist die deutsche Mannschaft eigentlich? Keine Zivilcourage. Endlos traurig", schreibt eine Twitter-Nutzerin.
Lisa Höfer, Sportjournalistin bei RTL, fragt sich: "Ich weiß nicht, was erbärmlicher ist: Die 'One Love'-Kapitänsbinde last minute zu verbieten oder dass die großen Verbände allesamt einknicken und das mitmachen?"
Die Journalistin und TV-Moderatorin Milena Preradovic vermutet: Hoeneß scheine "der Gratismut des DFB doch a bissal zu viel zu kosten".
Ex-DFB-Star und Autor der Dokumentation "Katar – warum nur?" Thomas Hitzlsperger zeigt sich ebenfalls erzürnt über die Entscheidung der europäischen Mannschaften, die "One Love"-Binde nicht zu tragen. "Wie erbärmlich!", schreibt er auf Twitter und schlägt vor: "Wie wäre es mit Regenbogen-Schnürsenkeln?"