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WM 2022

Fußball-Legende Ronaldo mit klarer WM-Prognose für DFB-Team

Fußballlegende Ronaldo bie der Premiere seiner Dokumentation in Madrid
In 99 Länderspielen erzielte Ronaldo für Brasilien 62 Tore und gewann zwei WM-Titel. Bild: dazn / david aguero
WM 2022

Fußball-Legende Ronaldo blickt auf die WM in Katar und spricht über Depressionen im Fußball

Der zweifache WM-Sieger Ronaldo spricht im watson-Interview über das DFB-Team, die Bedeutung von Stürmern und mentale Probleme im Fußball.
20.10.2022, 08:46
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Mit zwei Toren zerstörte Ronaldo Názario vor 20 Jahren die Träume des deutschen Fußballs auf den vierten WM-Titel. Mit zwei Toren sorgte er für den 2:0-Sieg Brasiliens im Finale von Yokohama und gewann nach 1994 seinen zweiten WM-Titel.

Watson traf die Fußballlegende in Madrid im Rahmen der Premiere der Ronaldo-Dokumentation "The Phenomenon: Der Aufstieg, Fall und die Wiedergeburt", die demnächst auf Dazn erscheinen wird.

"Ich litt an Depressionen und wusste nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll."
Fußball-Weltstar Ronaldo

Im Interview spricht der heute 46-Jährige zwei Monate vor WM-Finale über ein erneutes Finale zwischen Deutschland und Brasilien, Turnierfavoriten, seine Depression und erzählt, warum lange Vorbereitungen nervig sind.

watson: Ronaldo, Ihr WM-Sieg 2002 gegen Deutschland ist 20 Jahre her. Lassen Sie uns einen Deal machen: Deutschland trifft dieses Jahr in Katar im Finale auf Brasilien, aber diesmal mit dem besseren Ende für das DFB-Team.

Ronaldo: (lacht) Nein, das geht nicht. Ihr hattet eure Revanche mit dem 7:1 schon 2014.

Als Deutschland im WM-Halbfinale Brasilien besiegte und später den WM-Titel gewann.

Genau, daher sind wir jetzt wieder ausgeglichen. Deutschland und Brasilien hatten immer eine großartige Rivalität und das wird auch noch viele Jahre so weitergehen. Und in Zukunft wird es ein weiteres Aufeinandertreffen geben.

Im WM-Finale am 18. Dezember in Doha vielleicht?

Das könnte gut sein. Die deutsche Mannschaft hat die Qualifikation sehr solide gespielt und Brasilien hat in der Südamerika-Qualifikation sehr gute Leistungen gezeigt.

Brasilien ist ungeschlagen und mit einem beeindruckenden Torverhältnis von 40:5 durch die 17 Qualifikationsspiele marschiert.

Daher werden sie auch das Team sein, das es zu schlagen gilt. Aber ich schätze auch die europäischen Teams wie Deutschland, Frankreich und Spanien ziemlich stark ein. Allerdings weißt du nie, wie du in so ein Turnier startest und wie die Spieler körperlich und mental mit so einem Wettbewerb umgehen.

Sie haben 1994 und 2002 jeweils den WM-Titel gewonnen. Was braucht es, um Weltmeister zu werden?

Gute Frage: dafür braucht es viele Dinge. Natürlich musst du erstmal gut genug sein, um nominiert zu werden. Dann geht es darum, dass du dich mit deinen Stärken unverzichtbar für das Team machst und die Mannschaft als Einheit agiert. Da hilft es, wenn dich dein ganzes Land unterstützt. Und natürlich gehört auch immer ein bisschen Glück dazu.

Im WM-Finale erzielte Ronaldo beide Tore gegen Deutschland.
Im WM-Finale erzielte Ronaldo beide Tore gegen Deutschland.bild: dazn

Und das Toreschießen sollte man nicht vergessen.

Absolut richtig (lacht).

Heutzutage spielen Top-Nationen wie Brasilien und Deutschland aber kaum noch mit einem echten Mittelstürmer, wie Sie es waren. Macht Sie diese Entwicklung traurig?

Ich glaube, sie werden mit richtigen Stürmern spielen. Die besten Torschützen bei Weltmeisterschaften sind Miroslav Klose auf Platz 1 (16 Tore, Anm. d. Red.) und ich auf Rang zwei (15 Tore). Wir sollten daher weiterhin auf Spieler wie uns setzen, die immer in der Lage waren, ein Tor zu erzielen.

"Wir haben einen Monat in Vorbereitung auf die WM nur trainiert. Das habe ich nie gemocht."
Fußball-Weltstar Ronaldo

Als brasilianische und deutsche Nationalmannschaft hat man immer den Druck, bei einer WM gut abschneiden zu müssen. In Ihrer demnächst erscheinenden Dokumentation auf Dazn geht es viel um Ihren Umgang mit Druck und mentale Gesundheit. Wie hat sich der Fußball in dieser Richtung entwickelt?

Der Fußball hat sich in diesem Bereich bereits enorm verbessert. In jedem Klub gibt es mittlerweile einen Psychologen. Zudem sind die Nationalmannschaften und Vereine besser miteinander verbunden und kümmern sich um die Spieler. Der Fußball ist besser aufgestellt als vor 20 Jahren, aber ich denke, wir können uns noch verbessern.

Vor 20 Jahren waren Sie mit 26 Jahren der absolute Megastar im Fußball, konnten wegen schwerer Knieverletzungen aber auch fast zwei Jahre nicht spielen. Hätten Sie zu dieser Zeit professionelle Unterstützung gebraucht?

Definitiv. Ich litt an Depressionen und wusste nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Wir haben schon so viele Athleten gesehen, die unter mentalen Problemen litten, da der Druck der Medien und Fans einfach zu groß war. Das ist ein Problem, über das wir jedes Mal ein bisschen mehr nachdenken sollten, wenn ein Sportler seine Erkrankung öffentlich macht. Wir sollten alles dafür tun, damit die Spieler bessere Bedingungen haben, um Top-Leistungen abzurufen.

Steht man als Stürmer unter besonderem Druck? Denn wenn man keine Tore schießt, kann man keine Spiele und schon gar nicht den WM-Titel gewinnen.

Natürlich, aber das ist eine ganz besondere Situation.

Können Sie das erklären?

Wenn du als Stürmer einen Elfmeter verschießt, verlierst du auch an Selbstvertrauen und das ist ein Problem, das dich das ganze Turnier verfolgen kann. Daher musst du mental wirklich stark sein, um mit dem Druck einer solchen Situation umzugehen. Eigentlich ist es ja normal, dass man mal einen Elfmeter verschießt und es sollte kein großes Problem sein. Denn am Ende ist Fußball auch nur ein Sport.

watson-Redakteur Lukas Grybowski traf Ronaldo in Madrid.
watson-Redakteur Lukas Grybowski traf Ronaldo in Madrid.bild: dazn

Noch bis eine Woche vor WM-Beginn werden die Spieler in ihren nationalen Ligen spielen. Kann die schnelle Umstellung auf Nationalmannschaftsfußball ein Problem werden?

Ich glaube, das ist kein Problem, denn wir Spieler lieben es zu spielen. Da kann ich nur aus eigener Erfahrung sprechen.

Wie meinen Sie das?

Die Saison war vorbei und dann haben wir uns mit der Nationalmannschaft getroffen und einen Monat in Vorbereitung auf die WM nur trainiert. Das habe ich nie gemocht. Und ich glaube, das mögen Spieler auch heutzutage nicht. Sie spielen auf dem höchsten Niveau bei ihren Teams und müssen nicht noch an ihrer Kondition arbeiten.

Also ist eine Woche Vorbereitung lang genug?

Nein, das finde ich auch zu kurz. Aber so, wie du in eine WM startest, wirst du sie nicht beenden. Du kannst dich mit jedem Spiel und jeder Woche im Turnier verbessern.

Transparenzhinweis: Dieses Interview entstand im Rahmen einer Pressereise zur Premiere der Ronaldo-Dokumentation "The Phenomenon: Der Aufstieg, Fall und die Wiedergeburt" nach Madrid, die von Dazn finanziert wurde.

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