DFB setzt Spielerinnen wohl unter Druck – Ex-Profispielerin bestätigt Hinweise
Was passiert, wenn eine ehemalige Profifußballerin erfährt, dass junge Spielerinnen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf fragwürdige Weise sanktioniert werden? Sie spillt den Tea – und zwar auf Social Media.
Maria Christina Lange (25) einst aktiv für RB Leipzig, Turbine Potsdam und Union Berlin, beendete in diesem Jahr nach einer schweren Knieverletzung ihre Karriere. Heute erreicht sie als Content-Creatorin unter dem Namen "Nina Lange" ein breites Publikum.
DFB setzt offenbar junge Spielerinnen unter Druck
In kurzen Videos auf Instagram fasst sie für gewöhnlich die Geschehnisse des aktuellen Spieltags in der Frauen-Bundesliga zusammen, nun aber macht sie öffentlich, was derzeit wohl "heiß diskutiert" wird. Dazu sei sie "kurz abgetaucht", um einer Recherche nachzugehen, "einschließlich vieler Telefonate".
Mit dem Ergebnis: Der DFB soll mit einer "hochgradig fragwürdigen Vorgehensweise" den Druck auf junge Spielerinnen erhöhen.
Vorausgegangen ist eine Recherche des Fachportals "Soccerdonna". Demnach sollen Spielerinnen, die eine Einladung zu einem U23-Lehrgang absagen, beim nächsten Lehrgang nicht mehr nominiert werden.
Selbst dann, wenn gesundheitliche oder private Gründe vorliegen. In der Szene, sagt Lange, kursiere deshalb längst der Begriff der "schwarzen Liste".
DFB will den Vorwurf nicht bestätigen
Der Verband wiederum äußert sich zu dem Vorwurf vage. Auf Anfrage von "Soccerdonna" heißt es: "Naturgemäß können Spielerinnen ihre Berufungen nicht immer wahrnehmen, beispielsweise aus Verletzungsgründen. Sollten andere Gründe angeführt werden, gilt es, diese im Einzelfall zu bewerten und gegebenenfalls entsprechende Schlüsse zu ziehen."
Wie diese Schlüsse aussehen – und wer sie zieht – ließ der DFB offen.
Laut den Recherchen des Portals wurden betroffene Spielerinnen telefonisch über ihre Nicht-Nominierung informiert, verbunden mit dem Hinweis, "dass einem die Hände gebunden seien". Eine Aussage, die andeutet, dass die Praxis beim DFB System hat.
Kaderstatus oder Gesundheit? U23-Spielerinnen in der Zwickmühle
Nina Lange sieht darin ein Problem, das aus ihrer Sicht weitreichende Folgen hat.
Denn wer beim DFB einmal aus dem Raster fällt, riskiert, den entscheidenden Karriereschritt zu verpassen. Die U-Nationalmannschaften sind oftmals ein Sprungbrett – wer dort nicht mehr berücksichtigt wird, dem entgehen Länderspiele und Fördermittel.
Für die betroffenen Spielerinnen bedeutet das eine Zwickmühle. Eine Absage kann den Platz im Kader kosten – eine Zusage unter falschen Voraussetzungen dagegen die Gesundheit.
Laut "Soccerdonna" sind in der Bundesliga derzeit 64 Spielerinnen verletzt, 16 davon zogen sich einen Kreuzbandriss zu – eine Zahl, die in keinem Verhältnis zur Größe der Liga steht.
Besonders prominent ist der Fall von Bayern-Spielerin Lena Oberdorf, die sich zum zweiten Mal in Folge am rechten Knie verletzte, nur 50 Tage nach ihrem Comeback.
"Vor dem Hintergrund", so Lange, "wäre die in der Szene gerade heiß diskutierte Vorgehensweise des DFB hochgradig fragwürdig".
