Die Sprachlosigkeit nach dem Abpfiff war groß. Jule Brand, Lena Oberdorf und auch Kapitänin Alexandra Popp fehlten nach dem bitteren Vorrundenaus bei der WM in Australien und Neuseeland die Worte, um das eigentlich Undenkbare zu erklären. Nach dem 1:1 gegen Südkorea und dem gleichzeitigen Sieg von Marokko ist das Turnier für die DFB-Elf bereits in der Gruppenphase vorbei.
"Es ist ein bisschen surreal. Die Enttäuschung ist groß. Ich kann das nicht in Worte fassen", sagte Lena Oberdorf im ZDF. Ähnlich erging es Popp, die im Interview mit dem Sender sagte, dass sie noch nicht verstehen könne, was passiert sei. "Klar zu sagen, woran es gelegen hat, kann ich nicht", sagte auch eine ratlose Alexandra Popp.
Für ZDF-Expertin Kathrin Lehmann ist mit dem Aus des DFB-Teams jedoch nicht alles schlecht. Es sei eine junge Generation, die eine Spielkultur habe, "jedoch lernen muss, mit solchen Momenten umzugehen." Und dennoch hielt sie noch einen flammenden Appell an die jüngeren Generationen.
Denn eine Sache war während der 90 Minuten bezeichnend. Die DFB-Elf wirkte von der Körperlichkeit der Asiatinnen überrascht und konnte wieder einmal nur wenige spielerische Glanzpunkte setzen. Die Spielerinnen hatten auf dem Platz nach Lösungen für das Offensivspiel gesucht, aber keinen Plan B im Kopf, wie sie stattdessen zum Erfolg kommen könnten.
ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann bemängelte bereits während der Partie: "Die Eigenschaft, auf Widrigkeiten zu reagieren, ist nicht ausgeprägt und das ist ein dickes Manko dieser Mannschaft." Für die ZDF-Kommentatorin liegt das auch an der aktuellen Spielergeneration im Vergleich zu den deutschen Teams, die tatsächlich den WM-Titel gewonnen haben.
Für Neumann hängt das auch mit der Sozialisation der heutigen Spielergeneration zusammen. "Ich glaube, dass die Goldene Generation, die vor 20 Jahren den Titel geholt hat, deutlich gewohnter war, mit Widerständen umzugehen als die jungen Frauen und Männer von heute."
Das sah auch ZDF-Expertin Kathrin Lehmann ähnlich. Die Ex-Profi-Spielerin starte einen flammenden Monolog:
Auch nach dem Spiel führte Kommentatorin Neumann ihre Kritik nochmal aus. "Ich glaube, dass es eine Ursache in der Art der Ausbildung gibt." Und die gebe es im kompletten deutschen Fußball bei den Männern und Frauen. "Ich weiß nicht, ob wir Fußballer oder Fußballerinnen jemals nochmal auf der Straße oder dem Bolzplatz erleben. Bolzplatz gibt es ja schon gar nicht mehr."
Viel mehr müsse es nun in der Ausbildung wieder mehr in Richtung Individualität und Eigenverantwortung gehen.
Die Zukunft von Bundestrainerin Voss-Tecklenburg ist nach dem früheren Turnier-Aus offen. Lehmann lobte die Bundestrainerin jedoch für ihre Aussagen nach dem Spiel. "Sie ist die richtige Person am richtigen Ort, maximal professionell und weiß um ihre Verantwortung."