Viele Fans des Hamburger SV waren sich noch vor wenigen Wochen sicher: Steffen Baumgart und der HSV, das passt wie die Faust aufs Auge. Der neue Trainer, der bei seinem vorherigen Klub, dem 1. FC Köln, lange Zeit erfolgreichen und mitreißenden Fußball spielen ließ, sollte die Hamburger zurück in die Bundesliga führen.
Die Aufbruchstimmung rund um Baumgart hat am Sonntag durch die 1:2-Niederlage gegen den Tabellenletzten aus Osnabrück jedoch einen erheblichen Dämpfer erlitten. Der erschreckend einfallslose HSV fand gegen die leidenschaftlich verteidigenden Osnabrücker kein Durchkommen und verlor verdient.
Der Coach soll sich angesichts der offensiven Probleme seines Teams nun zu einem umfassenden Systemwechsel bereit erklärt haben.
Denn die Zahlen aus dem Spiel gegen den VfL Osnabrück offenbaren Alarmierendes: Nur drei Torschüsse brachte Hamburg gegen die Niedersachsen zustande, wobei das Elfmetertor von Robert Glatzel zum zwischenzeitlichen 1:1 mit einbezogen ist.
Laut einem Bericht des "Abendblatt" favorisiert Baumgart deshalb eine Formation mit zwei Sturmspitzen. Schon bald will der 52-Jährige demnach auf dieses System umstellen. Neben dem gesetzten Robert Glatzel soll aber nicht Mittelstürmer Andras Nemeth die Position übernehmen, sondern Flügelspieler Ransford Königsdörffer.
Wenn Baumgart wie bisher an der Viererkette in der Abwehr festhalten sollte, käme im Mittelfeld entweder eine Raute, eine Doppelsechs mit zwei offensiven Mittelfeldspielern oder drei zentrale und ein offensiver Mittelfeldmann infrage.
Wie üblich wird sich Baumgart vor der anstehenden Partie gegen Fortuna Düsseldorf (Freitag, 18.30 Uhr) jedoch wohl kaum in die Karten schauen lassen. Spätestens dann wird zeigen, auf welche Formation er künftig setzen möchte.
Von den Klub-Bossen bekommt Baumgart derweil maximale Unterstützung. Der Coach gilt als letzte "Patrone" von Sportvorstand Jonas Boldt, der seit 2019 im Amt ist und den sportlichen Misserfolg der vergangenen Jahre sowie die fünf verpassten Aufstiege maßgeblich mitverantwortet.
Baumgart steht als Trainer für jemand, der schneller nach vorn spielen lassen und den Gegner früh stören will. Nach der ernüchternden Niederlage gegen Osnabrück war er vor allem mit sich selbst hart ins Gericht gegangen: "Es ist meine Verantwortung, die Jungs hinzukriegen. Es ist meine Arbeit, den Jungs die Ruhe, die Klarheit und die Sicherheit zu geben. Es scheint, dass ich das noch nicht geschafft habe."