
Hertha-Trainer Cristian Fiél muss diese Woche puzzlen.Bild: IMAGO images / Nordphoto
Zweite Bundesliga
Elf Punkte aus den ersten acht Spielen, nur ein Zähler aus den jüngsten beiden Partien, als Neunter fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz: Der Saisonstart von Hertha BSC war genauso durchwachsen, wie er sich liest.
Dafür gibt es durchaus Gründe, denn mit Torschützenkönig Haris Tabaković und Abwehrchef Marc-Oliver Kempf hat der Hauptstadtklub kurz vor dem Ende der Transferperiode Eckpfeifer seiner Mannschaft und Ausnahmespieler dieser Liga verloren. Ein weiterer, Fabian Reese, fällt seit dem Sommer aus. Das gilt oder galt, zumindest für einige Spieltage, auch für viele weitere Profis, die dem Kader eine konkurrenzfähige Breite geben sollten.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Es schleichen sich immer wieder individuelle Fehler ins Spiel ein, der Wandel von einer Umschalt- zu einer Ballbesitzmannschaft scheint ebenfalls noch nicht abgeschlossen zu sein. Und dennoch dürfte auch Trainer Cristian Fiél selbst klar sein, dass so langsam, aber sicher Ergebnisse hermüssen. Am besten schon am Freitag gegen Eintracht Braunschweig.
Da kommt es dem Übungsleiter nicht gerade gelegen, dass sich vor dem Duell mit dem Kellerkind drei Baustellen ganz konkret auftun. Die gute Nachricht aber zuerst: Hinten links muss Fiél ob der Gelbsperre von Deyovaisio Zeefuik zwar tauschen, mit dem zuletzt verletzt ausgefallenen Michał Karbownik kehrte am Montag jedoch eine Linksverteidigeroption ins Training zurück. Spielerisch stellt der Pole eine klare Aufwertung dar.
Hertha BSC: Márton Dárdai verletzt vom Nationalteam abgereist
Auf eine Veränderung im Abwehrzentrum dürfte Herthas Trainer hingegen wohl gerne verzichten. Nach dem Abgang von Kempf schien es auf das Gespann Linus Gechter und Rückkehrer John Anthony Brooks hinauszulaufen, beide aber verletzten sich. Toni Leistner rutschte wieder ins Team, Márton Dárdai ebenso.

Márton Dárdai ist aktuell in Herthas Abwehr gesetzt, fällt gegen Braunschweig aber möglicherweise aus.Bild: dpa / Soeren Stache
Letzterer verlängerte zuletzt sogar seinen auslaufenden Vertrag, durfte auch in der ungarischen Nationalmannschaft ran. Von dieser musste er am Wochenende aber vorzeitig abreisen. Dem Verband zufolge laboriert er an einer muskulären Verletzung, Details wie etwa eine Ausfallzeit sind bisher nicht bekannt. Folglich ist auch offen, ob er am Freitag gegen Braunschweig zur Verfügung steht.
Demme gibt Rätsel auf – Sessa macht Hoffnungen
Fällt Dárdai aus, wäre die erste Alternative Pascal Klemens. Das Eigengewächs ist gelernter Innenverteidiger, hat in der Vorsaison aber vor allem auf der Sechs auf sich aufmerksam gemacht. Weil die Berliner mit Diego Demme dort eine prominente Verstärkung gefunden haben und im Abwehrzentrum Gechter sowie Leistner die Nase vorne haben, blieb für Klemens in den ersten Wochen dieser Saison vor allem die Bank.
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Das galt bis zum vergangenen Spieltag, als es den 19-Jährigen plötzlich in die blau-weiße Startelf spülte. Gebraucht wurde er aber nicht etwa als Innenverteidiger, sondern als Sechser. Denn Demme klagte laut "Bild" über Schwindel und Unwohlsein. Der Routinier gibt seither Rätsel auf, verpasste Trainingseinheiten sowie das Testspiel gegen Hertha 03 Zehlendorf.
Der Verein teilte zu Wochenbeginn mit, dass Demme am Dienstag wieder ins Training einsteigen soll. Falls er und Dárdai für das Braunschweig-Spiel dennoch ausfallen sollten, muss Fiél aber nicht in die Verlegenheit kommen, Youngster Klemens zu teilen. Denn mit Kevin Sessa drängt sich im Mittelfeld zunehmend eine Option auf, die lange – ebenfalls verletzungsbedingt – nicht zur Verfügung stand.

Kevin Sessa ist im Sommer zu Hertha BSC gewechselt.Bild: IMAGO images / Nordphoto
"Ich glaube, ich komme langsam auf meine 100 Prozent", sagte der Sommerneuzugang nach dem jüngsten Testspiel im Gespräch mit dem "Kicker". Gegen Schalke hatte er erstmals in der Startelf gestanden, sogar durchgespielt. "Es ist noch ein bisschen Luft nach oben", stellte er selbst fest und führte aus: "Es geht darum, ein noch besseres Gefühl fürs Spiel zu bekommen, wenn der Gegner da ist. Das ist immer etwas anderes als im Training."
Etwas anderes ist es freilich auch, als alleiniger Sechser denn als einer von zwei Achtern zu spielen. Notfalls aber ginge das wohl, die Alternative jedenfalls wäre nicht minder spektakulär: den 17-jährigen Youngster Boris Lum als Sechser starten lassen. Seit Montag ist zudem auch Andreas Bouchalakis, nach enttäuschender Vorsaison eigentlich schon abgeschrieben und nun nach Verletzungspause zurück, eine Option.
Die Suche nach dem Tabaković-Nachfolger
Noch mehr Optionen stehen Fiél im Sturmzentrum zur Verfügung, so richtig warm scheint der Trainer bis dato aber mit keiner Lösung zu werden. Luca Schuler bekam nach dem Abgang von Tabaković das Vertrauen, mit Ausnahme seines Doppelpacks in Kaiserslautern fehlte es ihm aber an Ertrag.
Dribbler Derry Scherhant kommt meist über den Flügel, Florian Niederlechner in der Regel erst in der Schlussphase. Und Smail Prevljak, technisch Herthas wohl versiertester Stürmer, feierte in Gelsenkirchen überhaupt erst sein Saisondebüt. Er traf zum Einstand direkt, legte im Testspiel gegen Zehlendorf nach.
Womöglich war es ein Empfehlungsschreiben für die Startelf, womöglich schenkt Fiél aber auch wieder Scherhant im Sturmzentrum das Vertrauen. Oder er überrascht mit einer anderen Option. Klar ist nur eines: Am Ende wird Herthas Trainer elf Puzzleteile zusammenfügen. In der Hoffnung, dass sie dem Klub drei Punkte bescheren.
Als Lena Oberdorf im vergangenen Sommer vom VfL Wolfsburg zum FC Bayern München wechselte, war die Aufregung groß. Deutschlands womöglich beste Fußballerin wechselte für die nationale Rekordablöse von 450.000 Euro nach München.