Der vorgezogener Corona-Gipfel und die politische Situation rund um die Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden. Sandra Maischberger diskutiert diese Themen der Woche mit ihren Gästen:
Am Dienstag tagten die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin mal wieder wegen Corona. Zwar wurde der Lockdown bis zum 14. Februar verlängert, aber der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der bei Sandra Maischberger zugeschaltet ist, befindet über die leicht sinkenden Corona-zahlen: "Die Tendenz entwickelt sich in die richtige Richtung." Lockerungen sieht er in Deutschland trotzdem noch nicht in Sicht. Der Grund ist die große Sorge über das mutierte Virus, von dem man aber noch immer zu wenig wisse. "Da sind wir noch ganz am Anfang in Deutschland", gibt Söder zu.
Maischberger, die sich in der vergangenen Woche von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat rhetorisch abbügeln lassen, hakt in dieser Woche bei Söder auffällig hartnäckig nach und stellt pointierte Fragen: "Reagiert statt Fakten also die Angst?" Doch Söder lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er sagt, dass die Politiker Sorge vor einer "hochdramatischen Entwicklung" hätten und er ziehe es vor, nicht abzuwarten, bis es das Problem bereits da sei. "Ich plädiere für die vorsichtige Linie." Denn es sei klar:
Allerdings sind in einem Pflegeheim im oberbayerischen Miesbach acht geimpfte Bewohner an Corona erkrankt, weil sie zum Zeitpunkt der Impfung bereits infiziert waren. Sieben von ihnen sind mittlerweile gestorben. Durch eine frühere Impfung hätte das verhindert werden können. "Wer trägt die Schuld an diesem Skandal?", will Maischberger wissen. Und damit beginnt das große Rumeiern des Markus Söder. Es sei eine Frage, wer die Aufsicht habe und "die Struktur vor Ort ist entscheidend", sagt Söder. Und wie immer müsse und werde man das sicherlich prüfen.
"Welt"-Journalistin Susanne Gaschke hatte im Voraus schon beklagt: "Rhetorik schön und gut – die Heime sind nicht gesichert" und das Chaos bei der Impfung sei "bemerkenswert". Der Wirksamkeit des Lockdowns steht sie eher skeptisch gegenüber. "Die Alten sterben ja trotzdem. Das ist ein Unding, das ist Politikversagen."
Auch Comedian Michael Mittermeier befindet etwas spöttisch über die unsichere Situation in den Heimen: "Wenn wir schon Lockdown haben, sollte das andere vielleicht auch irgendwann funktionieren.“ Und wenn nicht, plädiert er für mehr Ehrlichkeit der Politiker nach dem Vorbild von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, der neulich eine Fehleinschätzung der Corona-Lage offen eingestanden hatte: "Dann sagt‘s halt, wenn mal was nicht gut geklappt hat, dann macht halt den Ramelow!"
Doch dazu ist Söder nicht bereit und verweist lieber auf den Virus als Allein-Schuldigen. "Es ist ein Irrglaube, dass Corona absperrbar sei." Am Ende der Söder-Schalte versucht Sandra Maischberger, Söder noch mit Ja/Nein-Fragen aus der Reserve zu locken.
Hat es eigentlich jemals geklappt, dass ein Politiker nur mit einem Wort antwortet? Bei Söder jedenfalls ist es ein hoffnungsloses Unterfangen:
Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar erklärt dann noch den Hintergrund der mutierten Viren. Allein die Tatsache, dass es deutlich ansteckender sei, bedeute, dass es statistisch bei mehr Infektionen auch mehr Menschen töte. Außerdem gab es die ersten Berichte von Menschen, die mit dem ersten Corona-Virus infiziert haben und mit dem zweiten nochmal. Die neuen mRNA-Impfstoffe seien aber vergleichsweise leicht anzupassen. Und er macht Mut:
Das zweite große Thema in letzter Zeit und vor allem auch am Mittwoch ist die politische Situation in Amerika. Wenige Stunden vor der Sendung wurde der neue US-Präsident Joe Biden ins Amt eingeführt. Die SPD-Politikerin Gesine Schwan hat lange in Amerika gelegt. Sie glaubt: „Für ihn ist es wichtiger, den Ton zu treffen als die Einzelaussagen.“ Er müsse das gespaltene Land einen.
Und die Gefahr hätte bei einer zweiten Amtszeit von Trump bestanden. Biden habe "innere Ruhe" um das Land wieder einen.
Einen letzten und sehr überraschenden Blick auf Trump wirft hingegen die "taz"-Journalistin Ulrike Herrmann:
Das ist eine überraschende Erkenntnis. "Noch dümmer als Trump kann man politisch gar nicht sein." Und das sei ein Glücksfall, wäre ein "amerikanischer Putin" gekommen, hätte es ihrer Meinung nach heute ganz anders ausgesehen. "Dann wären die USA verloren gewesen." Ihr Ratschlag, um das gespaltene Land wieder zusammenzuführen: "Biden muss Geld in die Gesellschaft pumpen, dass auch arme Republikaner was davon haben, dann kommt er weiter."