Die Essensprüfung lehnte Tessa Bergmeier ab. Sie und Lucas Cordalis hatten die Wahl zwischen Büffel-Zunge oder Schweine-Penis.Bild: rtl
Analyse
Mit Tessa Bergmeier ist eine von Kindertagen an überzeugte Veganerin und Tierschützerin in das Dschungelcamp eingezogen. Sie hat sich vor Show-Start auf die Fahne geschrieben, andere von diesem Lebensstil zu überzeugen. Vorab erklärte sie bei RTL: "Für mich ist es ein Heimspiel. Reis und Bohnen sind vegan. Die Tiere haben keine Stimme, also ist es wichtig, ihnen eine Stimme zu geben."
Genau mit diesem Thema ist sie bislang auch am meisten aufgefallen. In der Dschungelprüfung an Tag zwei erklärte sie beispielsweise bei beinahe jedem Tier, das ihr begegnete (es waren Hunderte), sie wolle den Tieren nicht wehtun und könne sich deshalb nicht weiter durch den Kanal – das "Hor-Rohr" – zu den Sternen durchschlagen. Das sorgte mitunter für Missmut der Fans. Viele finden sie nervig, stellen ihre Teilnahme infrage.
So schreibt der vegane Influencer und Bestseller-Autor Philipp Steuer auf Twitter etwa: "Ich versuche seit Jahren der breiten Masse zu zeigen, dass nicht alle Veganer:innen nervig und militant sind. Und Tessa Bergmeier reißt es zum Auftakt vom Dschungelcamp komplett ein."
Mit Jana Pallaske hat sie direkt eine Leidensgenossin gefunden, wenn es um das Thema Essen im Camp geht. Denn beide haben sich explizit als Veganerinnen angemeldet, was an Tag drei bereits für Zoff zwischen Jana und Verena Kerth sorgte. Die war nämlich nicht damit einverstanden, dass die Edamame lediglich zwischen Jana und Tessa aufgeteilt werden.
Im offiziellen Dschungel-Podcast stellt Julian F.M. Stoeckel dann eine gar nicht mal so steile These auf:
"Am Ende der Staffel werden die beiden beste Freundinnen und werden zusammen einen sehr großen Baum umarmen. Die eine von links und die andere von rechts."
Doch ist das nicht ein Widerspruch in sich? Als Veganerin in einem Format mitzumachen, dessen Inhalt es ist, Tiere zu essen und den Campern obendrein damit Angst zu machen? Ob Tessas Rechnung aufgeht, ordnen Medienexperte Ferris Bühler und die Tierschutzorganisation Peta für watson ein.
Peta fordert mehr Präsenz von Veganismus im Dschungelcamp
Dass Tessas Lebensweise für Aufsehen sorgt, ist für die Tierschutzorganisation Peta nicht überraschend. Der Unterhaltungsfaktor des Dschungelcamps sei schließlich, der Missbrauch von Tieren, erklärt ein Sprecher der Organisation auf Anfrage von watson. Exotische Tiere würden für Dschungelprüfungen verspeist, gequält, zerquetscht und getötet. Er betont:
"Daher ist es wichtig, dass auch in der Sendung über den Umgang mit den Tieren gesprochen und Kritik geübt wird."
Tessa muss in der Dschungelprüfung an Tag zwei durch ein unterirdisches Kanalsystem mit Kakerlaken und Krebsen.Bild: rtl+
Einen Widerspruch in Tessas Vorhaben sieht die Organisation allerdings nicht. Denn schließlich sei eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Thema der erste Schritt, um sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Der Peta-Sprecher betont zudem:
"Wir sind froh, dass mit Frau Bergmeier eine engagierte Veganerin teilnimmt und den Teilnehmern vor Augen hält, dass der respektlose Umgang mit fühlenden Lebewesen endlich der Vergangenheit angehören muss."
In Zukunft sollte das Thema Veganismus noch mehr verbreitet werden, wenn es nach Peta geht. Zu Beginn des diesjährigen Dschungelcamps hat die Organisation von RTL ein veganes Dschungelcamp gefordert. "Peta fordert RTL in einem Schreiben auf, endlich den Tiermissbrauch zu Unterhaltungszwecken zu stoppen und sämtliche Prüfungen ausschließlich mit veganen Nahrungsmitteln und ohne lebende Tiere abzuhalten", heißt es darin unter anderem.
Medienexperte mit deutlichen Worten über Tessa
Medienexperte Ferris Bühler hingegen versteht den Schritt der 33-Jährigen nicht. Gegenüber watson erklärt er: "Nachdem Tessa Bergmeier bereits in den Realityshows 'Germany's next Topmodel' und 'Kampf der Realitystars' teilgenommen hat, sollte ihr völlig klar sein, dass sich solche Formate nicht dazu eignen, seine persönliche Lebensphilosophie den Zuschauenden zu vermitteln oder diese auf Themen wie den Veganismus zu sensibilisieren. So will das Publikum des Dschungelcamps von den Protagonisten nicht etwa belehrt, sondern einfach nur unterhalten werden."
Ferris Bühler ist Medienprofi und Host des Marketing-Podcasts "StoryRadar".Bild: THOMAS BUCHWALDER Und weiter: "Hier scheint sich Tessa Bergmeier im Format geirrt zu haben: Hätte sie wirklich tiefgründig über das Thema Veganismus diskutieren wollen, so wäre sie als Talkgast bei Markus Lanz im ZDF besser aufgehoben gewesen als bei RTL im Dschungel. Ob man sie aber im Öffentlich Rechtlichen in eine Sendung eingeladen hätte, ist eine andere Frage."
Mit Blick auf ihr Verhalten in der Show sagt der Medienexperte: "Durch ihren bisherigen Auftritt im Dschungelcamp wird deutlich, dass Tessa Bergmeier die Spielregeln des Formats nicht verstanden hat: Wer nonstop jammert und weint, gerät ins Fadenkreuz des schadenfreudigen Publikums und wird von diesem erst recht zu den Dschungelprüfungen gewählt. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Tessa nun täglich zu Prüfungen antreten muss und dort immer mal wieder einen Schweine-Penis serviert bekommt."
Tessa Bergmeier sorgt für Zündstoff im Camp.Bild: RTL
Zudem merkt Ferris an: "Weil sie tierisches Essen aus Prinzip verweigert und dadurch die Prüfungen verliert, hetzt sie die Gruppe gegen sich auf, was wiederum für zusätzliches Unterhaltungspotenzial sorgt. Ihr sollte doch bereits vor der Sendung klar gewesen sein, dass der RTL-Dschungel kein Streichelzoo ist."
Warum das Model für die Show infrage kam
Der Experte sieht allerdings genau darin den Grund, warum Tessa für das Format gecastet worden sei. Er betont: "Dem Sender war von Beginn an klar, dass sie ein Konfliktmagnet und damit eine spannende Protagonistin ist. Man mag Tessa vielleicht für eine Teilnahme am Camp gewonnen haben, indem man ihr sagte, dass dies eine attraktive Plattform für sie und ihre Herzensthemen sei – der Gewinner ist am Schluss RTL, weil die Sendung durch die aktuellen Schlagzeilen mit dem Model gerade jede Menge Aufmerksamkeit erhält."
Tessa geriet bereits in die eine oder andere Diskussion.Bild: rtl
Abschließend stellt Ferris fest: "Meiner Meinung nach tut sich Tessa Bergmeier mit ihrem aktuellen Auftritt im Dschungelcamp keinen Gefallen. Einerseits nehmen sie die Zuschauenden als verzweifelte junge Frau wahr, die emotional am Abgrund steht und als launischer Trotzkopf in den letzten Sendungen sogar Interviews verweigern wollte. Andererseits vermittelt sie ein sehr extremes Bild von Veganern."
Bisher gibt es noch kein Startdatum für die neue Staffel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!". Wie so oft in den vergangenen Jahre dürfte der Termin wieder auf den Januar fallen. Zu dieser Zeit starten die neuen Stars vom Dschungelcamp in der Regel ihr Abenteuer in Australien.