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Ufo361: Illegale Graffiti und High Heels – wie der Berliner Rapper tickt

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Rapper Ufo361: In diesem Jahr hat der einstige Independent-Rapper einen Vertrag bei Sony Music unterschrieben. Bild: imago images / bJan Huebner/Lakomski
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Ufo361: Illegale Graffiti und High Heels – wie der Berliner Rapper tickt

09.10.2023, 10:50
Michael Ebenger
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Der Berliner Rapper Ufo361 hat stets eines betont: Er hat es alleine geschafft.

Er hat sich vom Berliner Sprayer zu einem der erfolgreichsten deutschen Rapper des letzten Jahrzehnts entwickelt. Die meiste Zeit seiner Karriere stand Ufo361 (der Name ist eine Abkürzung seines Vornamens und den ehemaligen Postleitzahlen des Berliner Bezirks Kreuzberg 36 beziehungsweise 61) auf eigenen Beinen und gründete sein eigenes Independant-Label Stay High. Jetzt hat der Berliner jedoch nach Jahren des Alleingangs eine Zusammenarbeit mit dem Sony-Unterlabel Epic Records gestartet und somit bei einem Major Label unterschrieben. Warum das vielleicht doch passt, kann man an Ufos Werdegang sehen.

2012 bis 2017: Vom Sprayer zum Rapper

Ufo361 heißt eigentlich Ufuk Bayraktar und wurde 1988 in West-Berlin geboren. Früher war er Mitglied der lokalen Grafiiti-Truppe "THC Gang". Noch 2023 wurde er von einem Berliner Gericht verurteilt, zu einer Strafe von 60.000 Euro, weil er U-Bahn-Züge mit Graffitis versehen hatte.

Doch der mittlerweile 35-Jährige entwickelt sich auch zu einem der erfolgreichsten deutschen Rapper der letzten zehn Jahre. Die Rap-Karriere von Ufo361 beginnt jedoch nicht alleine. Der "Scheiß auf eure Party"-Rapper war anfangs bei dem Label Hoodrich unter Vertrag. Dort machte Ufo seine ersten Schritte als Rapper: 2012 veröffentlichte er mit dem Rapper Said und dem Produzent KD-Supier als Trio Bellini Boyz eine gemeinsame EP. Im selben Jahr veröffentlichte Ufo eine weitere Solo-EP, 2014 folgte dann schließlich sein Debütalbum "Ihr seid nicht alleine". Damals klang der 35-Jährige jedoch noch ganz anders: kein Trap-Rap, dafür viel Kopfnicker-Beats mit einer guten Menge Humor wie zum Beispiel im Song "Funky".

Inzwischen ist "Ihr seid nicht alleine" komplett von allen Plattformen verschwunden. Weil seine Musik aber laut eigenen Aussagen "nicht typisch Straße" war, haben sich die Wege von Ufo und dem damaligen Label getrennt.

Im Zuge von Ufos Trennung von Hoodrich bahnte sich auch ein Stylewechsel an. Mit dem ersten Teil der "Ich bin ein Berliner"-Mixtape-Trilogie machte Ufo361 im März 2016 eine musikalische und stylische 180-Grad-Wende. Grillz, repetitive Texte, Trap- und Mumble-Rap waren hier das Stichwort. Dabei hat sich Ufo361 deutlich an dem Style der amerikanischen Rap-Größen Future, Chief Keef und Migos orientiert. Knapp ein halbes Jahr später folgte der zweite Teil und schlug ein wie eine Bombe. "Ich bin 2 Berliner" konnte sich auf Platz 13 der deutschen Album-Charts platzieren und lieferte mit "Scheiß auf eure Party" den ersten großen Hit von Ufo361. Mittlerweile hat der Song knapp 70 Millionen Streams auf Spotify und das dazugehörige Musikvideo fast 40 Millionen Aufrufe auf Youtube.

Ufo361 hat sich endgültig von einem Underground-Tipp zu einem Star der Deutschrap-Welt entwickelt. Das spiegelt auch der Erfolg des dritten Teils wider, der die "Ich bin ein Berliner"-Trilogie im April 2017 komplettierte: "Ich bin 3 Berliner" war das erste Top 10-Release von Ufo361. Mit Hits wie "Migos", "Der Pate" und "Für die Gang" zusammen mit 187-Rapper Gzuz konnte sich Ufo361 auf Platz Zwei der deutschen Album-Charts platzieren.

2017 bis 2019: Stay High-Ära und einmal Karriereende und zurück

Ebenfalls zum Release von "Ich bin 3 Berliner" kündigte Ufo361 sein neues Label Stay High an. Jedoch ist das nicht mit einem Move zu einem Major-Label verbunden gewesen: Trotz des riesigen Erfolgs hat sich Ufo361 dazu entschieden, im Alleingang weiterzumachen. Um den Vertrieb seiner Musik kümmerte sich ab sofort das Independent-Label Groove Attack, den Rest stemmten Ufo und sein Team jedoch alleine. Nichtsdestotrotz beginnt damit eine neue Ära für den Berliner, ganz nach dem Motto "größer, weiter, besser". Ufo361 fängt an, sich nicht nur von amerikanischen Artists inspirieren zu lassen, sondern mit ihnen zusammenzuarbeiten.

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Auf seinem 2018 erschienenen Album "808" kollaborierte Ufo361 unter anderem mit dem amerikanischen Produzenten RonnieJ, der schon an Musik von XXXTentacion, Eminem, Kanye West und Denzel Curry mitgearbeitet hat. Auf seinem weiteren 2018er-Platte "VVS" zeigten sich sogar zwei amerikanische Rapper. Auf dem gleichnamigen Song des Albums wird Ufo von niemand geringerem als Rich The Kid und dem Milos-Mitglied Quavo unterstützt. "808" ist das erste von vielen Nummer-1-Alben von Ufo361, "VVS" hat es immerhin auf Platz Zwei der Charts geschafft.

Doch im August 2018, nicht einmal einen Monat nach der Veröffentlichung von "VVS" kündigte Ufo361 plötzlich sein Karriereende an. Als Gründe gab der Berliner an, dass er sich in der deutschen Szene nicht genug gewürdigt fühlt.

Auf dem letzten Konzert von Ufos vermeintlich finalen Tour inszenierte er den Auftritt als Beerdigung. Das Publikum trug schwarze Kleidung, ein Altar und Grabsteine mit der Aufschrift "RIP Ufo361" schmückten die Bühne. Und kurz sah es wirklich so aus, als würde Ufo361 sein Karriereende womöglich ernst meinen. Monatelang herrschte auf den Kanälen von Ufo praktisch Funkstille.

Doch 2019 sah die Welt von Ufo361-Fans schon wieder besser aus, denn der Rapper machte immer wieder Andeutungen auf eine baldige Rückkehr. Im März 2019 war es so weit und Ufo begann, buchstäblich die Welle seines Erfolgs weiterzureiten: Der Berliner brachte sein viertes Album "Wave" raus und brachte den damals 15-jährigen Nachwuchsrapper Data Luv als erstes und bisher einziges Mitglied bei Stay High unter.

Ufo361 konnte sich mit "Wave" zum zweiten Mal an der Spitze der Albumcharts platzieren, das Ende vom Karriereende war perfekt. Ende 2019 veröffentlichte er auch das überraschende Kollabo-Album "Lights Out" mit dem türkischen Rapper Ezhel.

2020 bis heute: Wie reich ist Ufo361?

Als unabhängiger Musiker hat man es eigentlich in vielen Bereichen schwieriger, als Artists bei den großen Labels. Es fehlen beispielsweise Netzwerke, Reichweite und Marketing-Budgets. Aber, falls man es als unabhängiger Artist schafft, erfolgreich zu sein, kommt dadurch natürlich auch ein größter Verdienst, da man nur wenig bis gar keine finanziellen Abgaben an andere hat. Bei dem Erfolg, den Ufo361 in den 2010er-Jahren hatte, wird auf jeden Fall genug Bares bei ihm gelandet sein. Zumindest genug, dass Ufo sich ein Feature mit seinem Idol und amerikanischen Trap-Superstar Future sichern konnte. Im Januar 2020 veröffentlichte Ufo361 zusammen mit ihm die Single "Big Drip" und kündigte sein (passend betiteltes) Album "Rich Rich" an.

Dass der Berliner zu dem Zeitpunkt wirklich "Rich Rich" gewesen sein muss, lässt sich auch anhand der Business-Entscheidungen ablesen, die Ufo361 damals getroffen hat. Auf Instagram hat der Rapper im April 2020 bestätigt, dass er einen Deal über acht Millionen Euro abgelehnt hat. Was für ein Deal das gewesen sein soll, nannte Ufo zwar nicht, aber alles andere als ein Vertragsangebot eines Major Labels wäre überraschend. Zu der Zeit wäre das einer der größten Deals der Deutschrap-Geschichte gewesen, wenn Ufo ihn nicht abgelehnt hätte. Der Wille, unabhängig weiter durchzuziehen, war dann wohl doch (noch) zu groß.

"Rich Rich" stellt mit "Emotions" bzw. der Remix "Emotions 2.0" mit der Rapperin Céline die zwei mit Abstand erfolgreichsten Songs von Ufo361. Zusammengerechnet haben beide Songs fast 200 Millionen Streams auf Spotify. Auf "Rich Rich" folgte das weniger harte, aber dafür umso bittersüße Herzbrecher-Album "Nur für dich", auf der sich Ufo361 eher von seiner seichten Seite zeigt. Sowohl "Rich Rich" als auch "Nur für dich" brachten dem Rapper jeweils erneut Spitzenposition in den deutschen Charts ein.

2021 komplettierte er seinen Album-Run mit den Werken "Stay High" und "Destroy all Copies". Dabei sind auch Kooperationen mit anderen Deutschrappern wie RIN, Luciano und Bonez MC an. Das nur fünf Monate später erschienene "Destroy All Copies" kam wiederum fast komplett ohne Features aus. "Stay High" und "Destroy All Copies" sind auf Platz Eins bzw. Platz Zwei der Charts gelandet.

Doch danach hat Ufo361 eine musikalische Pause eingelegt. Stattdessen ist der Rapper seinem Hobby Mode verstärkt nachgegangen. Uf361 war auf einigen Fashion-Shows der Welt zu Gast, gründete seine eigene Marke "No Hugs" und brachte gemeinsame Kollektionen mit Snipes und Lacoste raus.

Extravagant trifft den Geschmack des Rappers wohl ganz gut. Immer wieder trägt er auch Kleider oder High Heels. Doch da geht offenbar nicht jede:r mit: Auf Instagram beschwerte sich Ufo361 im März 2022 über die deutsche Engstirnigkeit in Bezug auf Mode, Kunst und Musik. Hierzulande dürfe man "nicht anders sein". Doch der 35-Jährige sich nicht von seinem Style sowohl in Fashion als auch in der Musik abbringen lassen. Diejenigen, die ihn nicht verstehen, seien schlicht "Neandertaler".

"Ich bin fertig mit Deutschland", sagte Ufo schon im Jahr 2021. Diese Ansicht lässt sich auch in Ufos diesjährigem Werdegang beobachten. Sein im April 2023 erschienenes Album "Love My Life" featuret bis auf sein Signing Data Luv ausschließlich internationale Stars wie Offset, Gunna, 070 Shake und sogar die deutsche Künstlerin Anne Imhof. Die neuen Singles für das im Januar 2024 erscheinende Mixtape "Sony" hat Ufo361 mit einer neuen, experimentellen Soundwelt versehen: Ufo361 bedient sich beispielsweise auf "Cobain" bei dem im Moment wieder durch Rapper wie Ski Aggu in den Trend gekommenen Kombination aus Rap und Elementen aus verschiedenen Genres der elektronischen Musik. Und bei der "Sony"-Tracklist ist schon zu sehen: Deutsche Kooperationen wird es keine geben. Stattdessen sind mit Destroy Lonely, Ken Carson und Lancey Foux drei bekannte internationale Vertreter des Cloud-Raps mit an Bord.

Angekommen im Hier und Jetzt steht Ufo361 wohl vor seinen vielleicht größten und wichtigsten Schritten in seiner bisherigen Karriere. Der Rapper ist in diesem Jahr Vater geworden und hat nun doch den Wechsel zu dem Major Label Sony Music vollzogen. Die Gründe sollten gleich klar werden, wenn man Ufo361 selbst in seiner neusten Single "Drone Damaggge" zuhört: "Die Numbers gehen crazy, mein Anwalt klärt Deals / ja, und ich krieg’ zwei Mios für jedes Release." Oder genauer gesagt: Zwei Millionen Euro pro Album bekommen Ufo361 und sein Label Stay High von Sony Music.

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