"Das Sommerhaus der Stars" zählt fraglos zu den skandalträchtigsten Reality-Formaten im deutschen Fernsehen. 2020 zogen hier vor allem Andrej Mangold und Jenny Lange die Aufmerksamkeit auf sich – viele Zuschauer warfen ihnen Mobbing sowie manipulatives Verhalten vor. Nun möchte RTL eigentlich familienfreundlicher werden, weshalb beispielsweise Dieter Bohlen seinen Stuhl bei "DSDS" räumen musste – dessen kantige Sprüche gegen die Teilnehmer sind nicht länger gefragt.
Insoweit irritieren die aktuellen Turbulenzen im "Sommerhaus der Stars" um Mike Cees-Monballijn gleich in mehrfacher Hinsicht. Der 33-Jährige legt gegenüber seiner Frau Michelle praktisch durchweg ein sehr bestimmendes Verhalten an den Tag, drohte ihr etwa mit den Worten: "Seh ich ein Bild, wo du Unterwäsche anhast, kriegst du richtig Ärger." Mitbewohner Mola Adebisi attestierte den beiden ebenso eine toxische Beziehung wie zahlreiche Nutzer in sozialen Netzwerken. Cees-Monballijn erhielt darüber hinaus sogar auch Morddrohungen.
Mittlerweile hat der Kandidat via Instagram Fehler eingeräumt und sich auch bei seiner Frau entschuldigt – doch die Hasskommentare gegen ihn reißen nicht ab. Gegenüber watson nimmt die Medienexpertin Janine Griffel von der Agentur "Griffel & Co. Kommunikation" RTL in die Pflicht und schätzt ein, was der Eklat für Cees-Monballijns Zukunft im Fernsehen bedeuten könnte.
Um potentiell problematisches Verhalten von Kandidaten einzuordnen, sendet RTL im Zuge der aktuellen "Sommerhaus"-Staffel einmal wöchentlich einen Live-Talk. In dem Format kommen Kandidaten, Fans sowie auch psychologisch geschulte Experten zu Wort. In den eigentlichen Folgen gibt es jedoch nach wie vor keine Hinweis-Einblendungen zu Gaslighting und Ähnlichem – zum Unmut einiger Zuschauer, die die Verantwortung klar bei dem Sender sehen.
Gerade im Hinblick auf das vorangegangene "Sommerhaus"-Kapitel unterstellt auch Griffel RTL, nicht wirklich aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Sie kritisiert sogar, dass besonders heikle Szenen überhaupt gezeigt werden:
Natürlich ist der Sender aber weiterhin auf gute Quoten angewiesen und Reibereien im Fernsehen bewegen die Menschen erfahrungsgemäß zum Einschalten. Insofern gibt die Expertin zu bedenken, dass eine Show wie diese wohl von vorneherein nur unter bestimmten Bedingungen für RTL rentabel sein kann: "Die allgemeine Diskussion um die aktuellen TV-Geschehnisse sorgen sicherlich erneut für hohe Einschaltquoten, denn es ist und bleibt angedacht als Unterhaltungsformat zur besten Sendezeit im deutschen Fernsehen."
Das unterstreicht letztlich auch der Live-Talk. Eben dieser nämlich hat durch sein Konzept eigentlich schon zur Voraussetzung, dass in der Sendung auch unschöne Dinge passieren, die wiederum eine psychologische Analyse im Anschluss überhaupt erst rechtfertigen.
Dass nun auch starke Kritik an Cees-Monballijn persönlich geäußert wird, ist grundsätzlich allerdings ebenso nachvollziehbar, gleichwohl Konflikte im Schneideraum bei Reality-Formaten nachträglich hin und wieder zugespitzt werden. Griffel betont:
Cees-Monballijn fiel im "Sommerhaus" nicht etwa nur einmal negativ auf, sondern ist permanent im Angriffsmodus, was insbesondere auch Mola Adebisi zu spüren bekam. Seit sich herausgestellt hatte, dass der Viva-Moderator früher einmal mit Michelle angebandelt hatte, war Mike rhetorisch praktisch nicht mehr zu halten.
Nach Einschätzung von Griffel ist es diese vehemente Aggression, die den Hass im Netz auf Mike auch jetzt nicht abebben lässt – obwohl er sich später mehrfach einsichtig zeigte und Besserung gelobte. "Eine derartige Selbstdarstellung vor unzähligen Zuschauern über mehrere Folgen, lässt darauf schließen, dass dies keine Ausnahme oder einmalige Momentaufnahme war und ist somit für viele nicht einfach so hinzunehmen", erläutert sie.
Beleidigungen und Morddrohungen gingen freilich aber definitiv zu weit. An der Stelle sollten die User unbedingt eine klare Grenze ziehen. Wie die "Bild" berichtete, erlitt Mike vor wenigen Tagen sogar einen Nervenzusammenbruch infolge permanenter Hassnachrichten.
Die Negativschlagzeilen dürften sich auf die weitere Karriere des Reality-Darstellers auswirken, die Frage ist dabei nur: wie lange? Unter seinem jüngsten Instagram-Post wird in vielen Kommentaren gefordert, er solle sich in therapeutische Behandlung begeben und Janine Griffel glaubt, ein solcher Schritt könnte ihm zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich in mehrfacher Hinsicht helfen:
Schließlich verweist die Expertin darauf, dass in der Vergangenheit schon so einige Promis nach Skandalen wieder auf die Bildfläche zurückgekehrt sind. Aus diesem Grund fällt ihre Prognose für Cees-Monballijn hoffnungsvoll aus: "Mit ein wenig Abstand und nach erstem gewachsenen Gras wird er bestimmt – so hat es die Vergangenheit anhand des 'Sommerhaus'-Beispiels aus dem letzten Jahr gezeigt – die Chance bekommen, zu zeigen, dass er seinen Fehler eingesehen hat, sich hinterfragt und dieses toxische Verhalten bereut." Die Show müsse "keinesfalls das Ende seiner TV-Karriere bedeuten".