Neben "DSDS" gehört "The Voice of Germany" zu den langlebigsten Musik-Castingshows im deutschen Fernsehen. Im November 2011 startete die erste Staffel des Formats, damals mit den Musikern von "The BossHoss", Nena, Rea Garvey und Xavier Naidoo als Coaches. Diese Woche beginnt die zwölfte Staffel des Formats, das abwechselnd von ProSieben und Sat.1 ausgestrahlt wird.
Zwar kann "The Voice of Germany" eine lange Laufzeit vorweisen, doch es ist nicht zu leugnen, dass die Sendung vor einigen Problemen steht.
Das Format hatte zuletzt immer wieder mit schwankenden Quoten zu kämpfen. Das Finale der vergangenen Staffel wurde laut "quotenmeter.de" von 1,3 Millionen Menschen verfolgt – was einen durchschnittlichen Marktanteil von 6,2 Prozent ausmacht. Mittelmäßige 8,9 Prozent Marktanteil mit 0,64 Millionen Zuschauer:innen wurden in der Zielgruppe erreicht. Mit den Folgen zuvor lockte "The Voice" sogar regelmäßig weniger als eine Million Leute vor die Bildschirme.
Hinzukommt, dass die Gewinner:innen, die die Castingshow hervorbringt, später oftmals nicht besonders erfolgreich sind. Die meisten Menschen müssen wohl einen Blick auf Wikipedia werfen, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wer überhaupt die elfte Staffel gewonnen hat. Es war übrigens Sebastian Krenz, der Schützling von Johannes Oerding.
Darüber hinaus kam dieses Jahr die Nachricht, dass "DSDS" abgesetzt wird. Nach der 20. Staffel, die 2023 ausgestrahlt wird, soll es keine weiteren Ausgaben von "Deutschland sucht den Superstar" geben. Läutet das Ende von "DSDS" auch den Abgesang von "The Voice of Germany" ein?
Watson war bei der digitalen Pressekonferenz von "The Voice of Germany" dabei. Dort hat Daniel Rosemann, der Senderchef von ProSieben und Sat.1, über die Zukunft der Castingshow gesprochen. Dazu hat watson auch Medienexpertin Janine Griffel befragt.
In der digitalen Pressekonferenz erklärte Rosemann unter anderem, was bei der aktuellen Staffel anders gemacht wurde:
In seinen Augen ist "The Voice of Germany" die einzige Fernsehshow, die mit Musik zu tun hat und in der Können gefragt ist, führte er aus und ergänzte: "Hier wird mit Respekt ein Talent nach vorne gebracht. Der Grundgedanke fehlte nicht, aber wir wollten es noch einmal verstärken."
Damit das gelingt, holte man jetzt laut Rosemann "eine Gravitas, eine Legende" als Coach in die Show. Neben Stefanie Kloß, Mark Foster und Rea Garvey wird zum ersten Mal auch Peter Maffay auf einem der roten Stühle Platz nehmen.
Auf Nachfrage von watson erklärte Rosemann, was man sich außerdem von dem Engagement verspricht: "Ich glaube, dass Peter Maffay eine Zielgruppe hat, für die er schon sein ganzes Leben arbeitet – und das sind: alle! Ich hoffe auch, dass viele von ihnen bei 'The Voice' einschalten werden." Maffay spreche mit seiner Musik Menschen jenseits der Fünfzig, Sechzig, aber auch Achtjährige an.
Janine Griffel fällt gegenüber watson in diesem Zusammenhang allerdings ein hartes Urteil:
Peter Maffay sagte über seine Zusage: "Es gab in der Vergangenheit viele Formate dieser Art, die mich aber nicht angesprochen haben, weil ein Format dieser Art für mich bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss." Man müsse sich auf Augenhöhe begegnen, fügte er hinzu und erklärte anschließend weiter: "Hier gibt es eine wunderbare Atmosphäre, eine professionelle Band und ein schönes Miteinander. Ich bereue die Entscheidung nicht. "
Während der Pressekonferenz wurde der 72-Jährige auch gefragt, ob die Gewinner:innen der Show die Chance auf eine große Karriere wie er hätten. "Natürlich ist es möglich, jedoch in einer abgewandelten Form", betonte Maffay und ergänzte: "Viele Umstände, die mit Musik zu tun haben, haben sich verändert. Dem muss man Rechnung tragen und wenn man das tut, dann besteht die Chance. Es geht nicht um einen Sprint, sondern um einen Marathon."
Darüber hinaus führte er aus, worauf er persönlich bei den Kandidat:innen Wert legt:
Janine Griffel sieht das jedoch anders und begründet im Gespräch mit watson auch, warum. "Das Format ist nicht auf Langfristigkeit ausgelegt. Es geht praktisch schon während der aktuellen Staffel darum, das nächste Casting zu promoten", kritisiert sie.
Wenn man über die aktuelle Staffel von "The Voice of Germany" spricht, darf man die geplante Absetzung von "DSDS" nicht ausblenden. Daniel Rosemann machte jedoch während der Pressekonferenz deutlich:
Er denke stattdessen darüber nach, dass es noch viele Staffeln von "The Voice" geben wird. Dem Vorhaben blicke er auch optimistisch entgegen, denn: "Wenn wir mit dem Format so umgehen, wie wir auch mit anderen langlebigen Formaten umgehen, dann werden wir unsere Formate so gut pflegen, dass wir noch viele Jahre Spaß an 'The Voice' haben werden." Solange es große Bildschirme gebe und so lange Musik Menschen verzaubern könne, "so lange kann man die beiden Medien gut zusammenführen", war er sich sicher.
Auch in diesem Punkt widerspricht Griffel dem Senderchef im watson-Interview:
Griffel glaubt auch nicht, dass "The Voice" einen Vorteil daraus schlagen kann, dass mit "DSDS" ein großer Konkurrent des ProSieben-Formats bald wegfällt. "Ich gehe nicht davon aus, dass die RTL-Zuschauer sich durch Peter Maffay dazu motiviert fühlen, 'The Voice' zu schauen", führt sie aus.
Übrigens startet "The Voice of Germany" dieses Jahr so früh wie noch nie. In den vergangenen Jahren begannen die Staffeln traditionell im Oktober, das Finale wurde dann immer im Dezember ausgestrahlt. Für die Änderung gibt es jedoch eine einfache Erklärung: Die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, die im November und Dezember ausgetragen wird. Dazu sagte Rosemann: "Egal, wie viele Menschen das gucken mögen, wir wissen, dass es in der Regel auch viele Menschen gibt, die 'The Voice' gucken wollen. Wir wollten es nicht parallel laufen lassen oder weniger Folgen senden."