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Schäuble kontert Maischberger: "Wollen Sie Spahn dafür aufhängen?"

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) wartet geduldig auf seine Impfung.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) wartet geduldig auf seine Impfung.bild: screenshot ard
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Schäuble kontert Maischberger: "Wollen Sie Spahn dafür aufhängen?"

25.02.2021, 09:11
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In seiner Heimat Österreich ist das Macher-Image von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) etwas angekratzt. Österreich ist im Hangelkurs bisher nicht gut durch die Pandemie gekommen und nun hat auch noch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bei Finanzminister Gernot Blümel, einem der engsten Vertrauten von Kurz, eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Bei Maischberger aber gibt er fesch vor Fahnen posierend den schneidigen Macher und erzählt von den Erfahrungen, die Österreich mit der frühen Öffnung gemacht hat.

Dazu sind bei Maischberger auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) und Epidemiologe Dirk Brockmann vom Robert-Koch-Institut zu Gast.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) posiert seltsam steif gedreht stehend vor der österreichischen Flagge mit Adler und einem kleinen bisschen EU-Fahne. Österreich hat am 8. Februar trotz einer damaligen 7-Tage-Inzidenz von 106 wieder Schulen und Geschäfte unter Auflagen eröffnet. Zum gleichen Zeitpunkt lag die Inzidenz in Deutschland bei 79. Man habe gemerkt: "Der Bevölkerung geht die Luft aus", sie mache die Auflagen nicht mehr mit, erklärt Kurz. Zudem sei die Inzidenz ein wichtiger Wert, "aber es gibt auch noch andere, die man beobachten muss". Und bei den Todeszahlen stehe Österreich bespielsweise auch nicht schlechter da als Deutschland.

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)bild: screenshot ard

Zum Ausgleich für die Lockerungen würden sie nun viel testen. 2,5 Millionen Menschen pro Woche, mehr als ein Viertel der österreichischen Bevölkerung also. Vor dem Friseurbesuch – Schnelltest. Vor der Schule: Schnelltest. Kurz verbreitet extremen Optimismus:

"Ich freue mich wie alle anderen Menschen auch auf den Sommer wenn wir die Pandemie mit der Impfung besiegen."
Sebastian Kurz

Maischberger versucht ihm ein bisschen die Stimmung zu vergällen, in dem sie die Grenzschließungen zwischen Bayern und dem österreichischen Bundesland Tirol anspricht, wo sich die südafrikanische Mutante stark verbreitet hat. Bayerns Ministerpräsident Markus Söders (CSU) polterte: "Wir wollen kein zweites Ischgl." Kurz antwortet beherrscht, aber mit kleinem Seitenhieb: "Ich nehme niemanden etwas übel", jeder Politiker habe gerade einen enormen Druck, aber er wünsche sich ein geregeltes europäisches Vorgehen bei Grenzschließungen. Und gleichzeitig redet er wieder einmal die Auswirkungen vom 2020er-Party-Spaß in Ischgl klein, vergleicht Après-Ski-Spaß mit dem Reisebetrieb am Flughafen München, wo sich ja auch Leute angesteckt hätten.

Wie auch immer – das soll künftig nicht mehr passieren, und dafür holt Kurz seinen persönlichen Scoop des Abends heraus: Den EU-Impfpass. "Wir arbeiten gerade mit den Griechen und anderen europäischen Ländern an einer möglichst schnellen digitalen Lösung.“ Heute schon (Donnerstag) will er dem Europäischen Rat einen Vorschlag machen zum grünen Pass in digitaler Form. Eine Handy-App, die anzeigt, wenn jemand geimpft, negativ getestet oder genesen ist. Und gleichzeitig kündigt er an: "Wenn es nicht auf europäischer Ebene gelingt, werden wir es national umsetzen." Maischberger stellt eher spöttisch in den Raum, dass das dann wohl das Ende für den Urlaub aller Deutschen in diesem Jahr in Österreich bedeute. Doch da rudert Kurz schnell zurück.

"So war das keinesfalls gemeint, Frau Maischberger, ganz im Gegenteil. Wir wollen alle zur Normalität zurückkehren können und da gehört auch ein schöner Urlaub dazu."
Sebastian Kurz

Schäuble kritisiert Datenschutz

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hatte Ende April 2020 als einer der ersten über die Verhältnismäßigkeit von Corona-Maßnahmen laut nachgedacht. "Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig", sagte er damals in einem Interview zur Corona-Pandemie. Heute gibt er sich handzahm: "Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind." Als Maischberger nachhakt, mäkelt er allenfalls ein bisschen am Datenschutz und der Corona-App herum:

"Ich finde, wir hätten mit der Corona-App sehr viel mehr erreichen können, wenn wir in der Frage Datenschutz ein bisschen besser balanciert gewesen wären, da haben wir sicher Manches versäumt."
Wolfgang Schäuble

Aber sonst sieht er wenig Versäumnis. Auch nicht bei den schleppenden Impfungen, schiebt es als lässliche Sünde auf deutschen Perfektionismus. "Wir sind manchmal ein bisschen kompliziert. Wir übertreiben‘s etwas", tadelt er milde-altväterlich.

Er selbst ist auch noch nicht geimpft. "Nein, ich bin ja noch nicht dran." Ob ihn das wirklich nicht störe, piekst ihn Maischberger an. "Jaja, alles gut", wischt er die Frage beiseite, er warte einfach auf seinen Einladungsbrief. Und auch, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) seine Ankündigung, schon ab 1. März kostenlose Tests für alle anzubieten, erstmal zurücknehmen musste, sieht Schäuble als reines Termin- und Formulierungsproblem. "Jens Spahn muss ja auch ein bisschen Hoffnung vermitteln. Er wird im Moment auch ein bisschen ungerecht behandelt. Hätte er gesagt Anfang März …. Wollen Sie ihn dafür aufhängen?", spöttelt er.

Dritte Welle könnte anstehen

Epidemiologe Dirk Brockmann findet die Menschen im Park nicht entscheidend für die Pandemie.
Epidemiologe Dirk Brockmann findet die Menschen im Park nicht entscheidend für die Pandemie.bild: screenshot ard

Abschließend gibt der Epidemiologe Dirk Brockmann noch Auskunft über die Entwicklung der Corona-Zahlen.

Das schöne Wetter zieht die Menschen in Massen nach draußen. Aber Brockmann machen die Bilder von vollen Parks keine großen Sorgen. Sie würden die Pandemie auch beeinflussen, "aber viel weniger als man glaubt, es ist nur ein Ausschnitt aus der Realität." Und das Bewegen an der frischen Luft sei ja auch gut. Die eigentlichen Infektionsherde seien woanders. Wo allerdings, das sei noch immer "die Gretchenfrage".

Sehr vorsichtig formuliert er seine Zukunftsprognose: "Einiges spricht dafür, wenn wir im Verhalten wieder normaler werden, dass die dritte Welle ansteht." Vor allem bei einer Lockerung ohne Tests, würde sich auch wegen der ansteckenderen Mutanten schnell wieder exponentielles Wachstum einstellen. Seine Tipps: Intelligent lockern, also lokal differenziert und mit Tests und schnell impfen.

Damit liegt er eigentlich gar nicht so weit weg von Kanzler Kurz' Corona-Politik.

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