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"Maischberger": "Wenn die Mutante durchschlägt, gibt es weitere Welle"

Maischberger (re.) und ihre Kommentatoren Annette Dowideit, Anna Mayr und Hubertus Meyer-Burckhardt (von links)
Maischberger (re.) und ihre Kommentatoren Annette Dowideit, Anna Mayr und Hubertus Meyer-Burckhardt (von links)bild: screenshot ard
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Talk bei Maischberger: "Wenn die Mutante durchschlägt, gibt es eine weitere Welle"

11.02.2021, 14:35
dirk Krampitz
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Die Zahl der Corona-Infektionen geht zurück, trotzdem haben die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten in ihrer Runde am Mittwoch den Lockdown erst einmal bis zum 7. März verlängert. Der Hauptgrund dafür: die neuen, ansteckenderen Virus-Mutationen. Darüber, sowie über Corona-Impfstoffe und Russland nach dem Fall Nawalny diskutiert Sandra Maischberger mit ihren Gästen:

  • Boris Palmer, B'90/Grüne (Oberbürgermeister von Tübingen)
  • Prof. Dr. Uwe Janssens (Intensivmediziner)
  • Tal Zaks (Chefmediziner Moderna, zugeschaltet aus Boston)
  • Udo Lielischkies (ehemaliger ARD-Russland-Korrespondent)
  • Hubertus Meyer-Burckhardt (TV-Moderator)
  • Annette Dowideut (Journalistin, Die Welt)
  • Anna Mayr (Journalistin, Die Zeit)
Boris Palmer (li.) und Uwe Janssens im Gespräch mit Sandra Maischberger.
Boris Palmer (li.) und Uwe Janssens im Gespräch mit Sandra Maischberger. bild: screenshot ard

Tübingens Grüner Oberbürgermeister Boris Palmer ist immer für eine Provokation gut. Und wenn er nicht provoziert, tut er sich zumindest mit einer scharf formulierten Meinung hervor. So auch zur Lockdownverlängerung.

"Grundrechtseingriffe sind nicht mehr verhältnismäßig. Wir müssen jetzt klügere Maßnahmen finden."
Boris Palmer

Palmer findet, bevor man weiterhin so zentrale Dinge verbiete wie Familie und Freunde treffen, müsse man jetzt einfach andere Wege finden als diese "mittelalterlichen Kontaktbeschränkungen". Sein Eindruck allerdings: "Da geben wir uns keine Mühe". Auch spricht er sich für eine Öffnung der Geschäfte, Restaurants und Kultureinrichtungen wie in anderen Ländern aus. "Fast alle unsere Nachbarn haben höhere Inzidenzen als wir und entscheiden sich jetzt für Öffnungen – wir scheinen extrem sicherheitsfixiert zu sein." Es sei keine Lösung, "von einer Angst zur nächsten zu stolpern", besser wären Konzepte, zum Beispiel den Zutritt zu Kaufhäusern erst nach einem Schnelltest zu gewähren.

Dem Politiker Palmer hat Sandra Maischberger den Intensivmediziner Uwe Janssens gegenüber gesetzt. Und dessen Meinung ist auch komplett gegensätzlich. "Wenn wir jetzt sagen: wir würden wieder öffnen, muss die Gesellschaft auch bereit sein, dass damit auch Sterbefälle verbunden sind", warnt er und fährt fort: "Wenn die Mutante durchschlägt gibt es eine weitere Welle."

Recht gibt er Palmer allerdings damit, dass es auch andere Maßnahmen als nur den Lockdown gibt. Janssens vermisst zum Beispiel flächendeckende Testungen und die Digitalisierung der Gesundheitsämter: "Seit einem Jahr redet man darüber."

Zweite Impfung wegen der Mutation?

Der Moderna-Chefmediziner Tal Zaks macht sich Sorgen wegen der Mutationen.
Der Moderna-Chefmediziner Tal Zaks macht sich Sorgen wegen der Mutationen.null / screenshot ard

Tal Zaks ist der Chefmediziner des Impfstoffentwicklers Moderna, er ist zugeschaltet aus Boston. "Wir betrachten das Ganze mit Sorge", sagt er über das Infektionsgeschehen mit den Mutanten. Die neuen Virus-Varianten würden offenbar "etwas schlechter" von den Impfungen erkannt werden. Die große Frage sei, ob eine Virus-Mutante zu einer Neuinfektion eines bereits einmal Erkrankten führen könne. "Das wäre schrecklich." Allerdings übt er sich auch im Verbreiten eines Optimismus: "Wir gehen davon aus, dass unser Impfstoff auch wirksam ist gegen die neuen Varianten, aber nicht so wirksam wie wir es gerne hätten." Moderna sei schon darauf vorbereitet, einen modifizierten Impfstoff zu produzieren. Seine bittere Einschätzung: "Wir sollten uns auf eine Wiederholungsimpfung vorbereiten." Und vor diesem Hintergrund ist auch seine zeitliche Einschätzung zu sehen: "Es wird eine Weile dauern, bis die Menschheit in der Lage ist, diese Pandemie weltweit zurückzudrängen."

Kritik an der Bundesregierung

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ist ein streitbarer Geist.
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ist ein streitbarer Geist.bild screenshot ard

TV-Moderator greift Merkel an: "Die Kanzlerin hat keine Kinder"

Maischbergers journalistische Kommentatoren sind sich diesmal grundsätzlich ziemlich einig, was die Kritik an der deutschen Corona-Politik angeht. TV-Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt schießt am schärfsten. Zum Beispiel gegen die Volksferne von Politikern: "Sie wissen nicht wie es ist, wenn das Gehalt nicht kommt, wenn der Laden zu ist."

Außerdem sei den meisten Spitzenpolitikern auch die Lage rund um die Schulen nicht persönlich vertraut. "Die Kanzlerin hat keine Kinder." Die Politik solle mal ihre Hausarbeiten erledigen und dafür sorgen, dass die versprochenen staatlichen Hilfen ausgezahlt werden. "Ich würde doch in keiner Talkshow mehr auftauchen, ich würde das lieber abarbeiten", polemisiert Meyer-Burckhardt gegen Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

"Welt"-Journalistin Annette Dowideit versteigt sich in eine seltsame Rechtfertigung, warum es richtig ist, dass es geplant ist, die Friseure vor dem Einzelhandel öffnen zu lassen. "Für viele alte Menschen sind Friseure der einzige soziale Kontakt und psychologisch wahnsinnig wichtig." Anna Mayr ("Die Zeit") findet es hingegen schade, dass man so viel über die Herstellung von Normalität reden würde, sie wünscht sich eher einen "pandemischen Zustand, in dem wir alle etwas würdevoll leben können" und zwar dank "kreativerer Lösungen als nur Lockdown".

Schwierig: Deutschland und Russland

Udo Lielischkies sieht Seelen-Verbindungen zwischen Deutschland und Russland.
Udo Lielischkies sieht Seelen-Verbindungen zwischen Deutschland und Russland. bild: screenshot ard

Nach dem alles beherrschenden Corona-Thema geht es auch noch ein bisschen um Russland vor dem Hintergrund des verurteilten und inhaftierten Regime-Kritikers Alexej Nawalny. Der ehemalige ARD-Russland-Korrespontent Udo Lielischkies hat ein besonderes Verhältnis zu Russland: Seine Frau ist Russin, die gemeinsamen Zwillinge sind in Moskau geboren.

"Es wäre eine wunderbare Freundschaft, gäbe es nicht diese schwierige Regierung Putin."
Udo Lielischkies

Lielischkies hat zwischen Deutschland und Russland sogar eine "Seelenverwandschaft" beobachtet, die allerdings durch solche Vorgänge wie den Fall Nawalny massiv gestört werde. Gegen die Inhaftierung Nawalnys wegen angeblichen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen müsste Deutschland als derzeit vorsitzende Nation des Europarats sogar ein Verfahren einleiten, meint Lielischkies. Denn der Rat hat schon das ursprüngliche Urteil gegen Nawalny als Völkerrechtsverstoß gewertet.

"Nawalny ist eine umstrittene Figur, er hat einfach was ausgelöst wie ein Katalysator." Allerdings macht er sich keine großen Hoffnungen auf ein Ende des Systems Putin. Er glaubt, dass zum Beispiel die derzeitigen Demos in Russland "langsam versickern".

Trump ein Agent des KGB?

Und zum Schluss hat Maischberger noch eine Frage, die an gute alte Kalte-Krieg-Zeiten erinnert: Der Bestseller-Autor und Journalist Craig Unger hat Aufsehen damit erregt, dass er in seinem neuen Buch behauptet, Donald Trump werde seit 40 Jahren als Kontakt vom KGB geführt. So absurd es klingt, vorstellbar findet es Russland-Kenner Lielischkies schon: Zwar fehle also der eigentliche Beweis. Aber auch angesichts von Trumps Russland-Verstrickungen habe man "schon viel Grund ins Grübeln zu kommen".

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