Frank Plasberg findet, die Bürger würden jetzt mal sehen, wie es den Politikern geht. Sie stünden vor der Entscheidung "Du kommst rein oder Du kommst nicht rein." Ob sich der Moderator damit jetzt auf Asylpolitik oder Entscheidungen im Allgemeinen bezieht, wird nicht so ganz klar. Im Speziellen meint er die Fragestellung: Wen lädt man zum Weihnachtsfest, wenn wegen Corona nur Feiern mit 5+x Teilnehmern erlaubt sind. Lieber den Freund der Tochter ausladen? Oder die Oma? "Macht zu die Tür, die Fenster auf – sieht so das Fest der Vernunft aus?" heißt das Thema der Sendung nach dem harten Lockdown, den Kanzlerin und die Länderchefs am Sonntag beschlossen haben. Es diskutieren:
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gibt offen zu, dass die Politik gut beraten gewesen wäre, "schon zwei Wochen vorher" den harten Lockdown zu beschließen. Aber in seinem Bundesland seien da zum Beispiel die Zahlen noch nicht allzu hoch gewesen. Außerdem gibt er zu bedenken, dass man solche Entscheidungen ja nicht leichtfertig treffen könne.
Weil ist in der Runde als Vertreter der Politik geladen und muss für alles herhalten. Und so fragt ihn Frank Plasberg, warum denn ausgerechnet Gottesdienste stattfinden dürfen. Das liege am besonderen Schutz der Religionsausübung durchs Grundgesetz, antwortet Weil. Aber die großen Kirchen seien "hochproblembewusst".
Das sieht auch die Pfarrerin Ellen Radtke so. Die Gottesdienste seien für viele Leute ein "Zufluchtsort" und doch klingt sie nicht so, als ob sie sicher ist, dass die Weihnachtsmessen auch wirklich stattfinden.
Bei der Politik geschieht hingegen leider ohne einen gewissen Zwang manchmal zu wenig. Lüftungsanlagen für alle Schulen sind zum Beispiel auch neun Monate nach dem ersten Lockdown immer noch nicht in Sicht, muss Ministerpräsident Weil zugeben. "Das lässt sich leider nicht in wenigen Monaten machen." Am 5. Januar treffen sich die Landeschefs wieder und beraten, wie es dann weitergeht. Nach Weils Einschätzung werden einige Bundesländer bis dahin die Grenze von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner wieder unterschritten haben, einige aber nicht. Das klingt dann also nach einer wenig überraschenden Verlängerung des Lockdowns oder zumindest vieler Maßnahmen über den bisherigen Termin am 10. Januar hinaus.
Erstaunlich offen wird der Ministerpräsident als Plasberg ihn fragt, warum es mit der Impfung so lange dauere. Alle Bundesländer hätten zugesagt, bis 15. Dezember bereit fürs Impfen zu sein "und das sind wir", so Weil. Aber der Impfstoff sei eben noch nicht zugelassen.
Der Ministerpräsident ereifert sich geradezu. Er findet das "mehr als nervig, ärgerlich". Aber seinem Eindruck nach reagiere die Bundesregierung mittlerweile "massiv" darauf in Brüssel. "Ich hoffe, dass wir nicht am Anfang Zeit verlieren", sagt er.
Auch Frank Plasberg äußert sein Unverständnis über die Brüsseler Zulassungsbummelei: Es würden ja schließlich keine neuen medizinischen Tests in Brüssel angefertigt. "Man liest nur Papier“. Sein Tipp: Einfach mal einen Kaffeeautomaten aufstellen und abends länger lesen.
"Nicht nur ärgerlich, sondern geradezu skandalös" findet die langsame Zulassung der SZ-Wissenschaftsjournalist Journalist Werner Bartens. Insgesamt bescheinigt er der Politik rund um die zweite Welle, sie habe sich verhalten wie im "antiautoritären Kindergarten". Die Lepoldina, die die Politik beraten habe, sei "betulich", andere Wissenschaftlicher hätten das ganze Jahr vor der zweiten Welle gewarnt. "Es war keine Geheimwissenschaft, keine Raketenwissenschaft." Die Politik habe "ein paar Kardinalfehler" begangen. Sie hätte ihre eigene Unwissenheit mehr mittransportieren müssen "Unsicherheit und Zweifel kommunizieren, so unbequem es ist", so lautet sein Ratschlag.
Mit unbequemen Ansagen hat Kabarettistin Margie Kinsky, Mutter von Comedian Luke Mockridge, kein Problem. Als "Weihnachtskitschkuh" sei das Fest etwas Besonderes für Sie. Aber in diesem Jahr müssten mindestens zwei ihrer sechs Söhne zu Hause bleiben, um die Corona-Regeln nicht zu brechen. Ausgeladen hat sie bereits die beiden Sprösslinge mit eigenen Familien. „Singles haben Vorfahrt.“ Luke ist offiziell Dauersingle, also noch im Spiel. Aber besonders wegen der 95-jährigen Oma müssen alle Söhne, die kommen wollen, vorher Selbst-Quarantäne einhalten und einen Corona-Test machen. Strenge Regeln, die für Luke Mockridge gelten, wenn er mit seiner Mutter Weihnachten feiern will.
Doch ganz sicher ist wohl selbst das nicht, findet die Ärztin Susanne Herold. Die schnellen Antigen-Tests seien nicht verlässlich.
Das gilt natürlich auch für die PCR-Tests. Aber von den Antigentests hätten einige Fabrikate nur eine Verlässlichkeit von 60 Prozent. "Wenn sie den falschen Test gekauft haben, haben sie ein Problem." Sie selbst feiert übrigens Weihnachten zu dritt mit insgesamt zwei Haushalten "und auf Abruf für die Klinik".
Wie Plasberg Weihnachten feiert, verrät er nicht. Fest steht nur, dass er sich eine lange Pause gönnt, bis "Hart aber fair" das nächste Mal läuft. "Wir sehen uns wieder nächstes Jahr – 11. Januar glaube ich."