Günther Jauch findet: "Es ist ein Jahr, an das wir uns das ganze Leben erinnern." Und da hat er wohl recht. Corona ist das beherrschende Thema 2020. Auch im RTL-Jahresrückblick "Menschen, Bilder, Emotionen 2020!".
Den Anfang macht die Influencerin Zara Todil, die mit ihrem Spaß-Video, in dem sie behaupte, Klopapier helfe gegen Corona, zu Beginn der Pandemie einen kleinen Internethit gelandet hat. "Leider haben es viel zu viele ernst genommen", erzählt sie. Sogar ihre eigene Schwester. Später gab es Beleidigungen und sogar Morddrohungen.
Das kennt auch Ärztin Carola Holzer, die zurzeit 120 stationäre Corona-Patienten in Essen betreut. Corona-Leugner würden angesichts der eigenen Erkrankung fast immer bekehrt, erzählt sie. "Spätestens als die Diagnose doch kam, habe ich bei dem einen oder anderen Einsicht erfahren, der vorher dachte, dass es Corona vielleicht gar nicht gibt."
Aber es geht nicht nur um Corona. Am Tag der Sendung ist Michael Schumachers Sohn Mick Weltmeister in der Formel 2 geworden. In der kommenden Saison fährt er für Ferrari in der Formel 1 – wie zuvor auch schon sein Vater. "Ich habe nichts dagegen, mich zu messen, oder verglichen zu werden", sagt der auf Nachfrage, ob ihn der Schatten des Vaters nicht störe.
Seit seinem Ski-Unfall im Jahr 2013 weiß die Öffentlichkeit nichts über den Gesundheitszustand von Michael Schumacher. Der freundliche Herr Jauch versucht über die Hintertür, ein Paar Infos herauszukitzeln und sagt erst, er verstehe den Wunsch nach Privatheit hoffe, aber es sei in Ordnung, wenn er der Familie Gesundheit wünscht. Der aus Bahrain zugeschaltete Sohn stutzt kurz. Es ist nicht klar, ob es an der Leitung oder Jauchs Frage liegt. Schließlich antwortet Mick Schumacher, dass er nicht wisse, ob er die Frage richtig verstanden habe, aber Gesundheit sei ja wichtig gerade bei Corona…
Die Zuschauer bei Twitter diskutieren Jauchs Frage.
Typisch für den RTL-Jahresrückblick: Der neugeborene Katzenbär im Berliner Zoo hat dieselbe Gewichtung wie die der Wahlsieg von Joe Biden, die Corona-Leugner-Demo vor dem Reichstag, der gewaltsame Tod von George Floyd, die Waldbrände in Kalifornien oder das rechtsradikale Attentat in Hanau. Alle sind nur kurze Bewegtbildmeldungen.
Schauspieler Wotan Wilke Möhring hingegen darf im Studio ein bisschen übers Homeschooling seiner drei Kinder sprechen während der Pandemie. Und er ist zufrieden mit seiner Leistung als Lehrer.
Möhring trifft auf Jung-Kollegin Helena Zengel (12), die nach der Hauptrolle in einem deutschen Sozialdrama gleich einen großen Western mit Tom Hanks gedreht hat. Sie berichtet vom ersten Treffen mit dem US-Superstar am Set: "Es hat geklopft und die Tür ging auf und er kam einfach rein." Hanks schenkte ihr später einen Regiestuhl mit ihrem indianischen Rollennamen drauf.
Immer wieder geht es bei Jauch auch um normale Leute. Die beiden Schiffbrüchigen, die beinahe in der Elbmündung ertrunken wären, der 100-jährige Engländer Tom Moore, der mit seinen Lauf-Runden am Rollator 39 Millionen Pfund fürs englische Gesundheitssystem gesammelt hat und von der Queen geadelt wurde ("Sie ist sehr freundlich".) Oder die Geigerin, die einen Gehirntumor hatte und bei der OP zwei Stunden lang gefiedelt hat, damit ihr Bewegungszentrum nicht beschädigt wird.
Oder die beiden Camper, die zum Nordkap gefahren sind, und dann auf spiegelglatter Straße in Not gerieten. Hilfe bekamen sie in der verlassenen Gegend über die Dating-App Tinder, die Leute in der Nähe anzeigte. Oder die Frau, die von einem Autofahrer aus ihrem brennenden Wagen gezogen wurde und ihm bis heute jeden Tag eine SMS schreibt. "Morgens, mittags, abends", präzisiert der Helfer. Sein Blick lässt offen, ob er von der Dankbarkeit mittlerweile genervt ist.
Sogar ins Unterhaltungsprogramm haben es "normale Leute" geschafft. Vor einer Werbepause tanzt die "Innere und Unfallchirurgie" des Klinikums in Neuss zu "Jerusalema". Ein Zuschauer kommentiert amüsiert:
Aber gut, Stars kann Günther Jauch auch aufbieten. Helene Fischer zum Beispiel hat gleich zwei Auftritte in der Sendung. Sie hatte sich bereits vor Corona zu einer Auszeit zurückzogen und die wegen Corona verlängert. Was sie gemacht hat? Einfach abgespannt.
Sie habe die Normalität sehr genossen, sagt sie noch.
Normalität würde sich wohl auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wünschen. Er darf ein bisschen über die Bürden des Amtes klagen. "Es gibt Tage und Stunden, die mal belastend sind, oder auch nicht so schön", gibt er zu. Kritiker hätten aber "ein verzerrtes Bild von mir, sie kennen mich ja nicht wirklich". Angesichts von rund 500 Corona-Toten am Tag und vollen Intensivstationen äußert er Unverständnis über Leute, die sich ins Weihnachtsgedränge stürzen und gemütlich Glühwein an Ständen trinken. "Es kann ja nicht sein, dass die einen für den Glühwein zuständig sind und die anderen für die Intensivstation."
Ob er denn nicht vielleicht ein höheres Amt anstrebe, etwa den CDU-Parteivorsitz, will Jauch wissen. "Wir sind mitten in der Pandemie. Sie beschäftigt mich rund um die Uhr, das hat Priorität." Das ist kein Nein und schon gar nicht für immer.
Für immer dick. Das dachte man bei Reiner Calmund. Aber vor zwei Jahren hatte er in Thailand eine Lungenembolie und einen Bandscheibenvorfall dazu. Durch Rollstuhl und Rollator nahm er nochmal zehn Kilo zu. Das war der Auslöser für den schwergewichtigen Fußballmanager, um abzunehmen. "Schluss, aus, Nikolaus", wie er sagt.
Sein Arzt haben ihm gesagt: "Jojo wirst Du in Deinem Alter nicht besiegen können mit Deinem Gewicht." Darum hat er sich Ende Januar mit einer Bypass-Operation den Magen verkleinern lassen, die Krankenkasse hat’s gezahlt.
Nun seien alle Werte nicht nur gut, "sie sind fantastisch". 180 Milliliter kann er nun noch essen. "Mehr passt nicht rein." Mehrere Wochen vor und nach der OP durfte er nur verschiedene Brei-Sorten essen. "Die letzten Meter waren nicht mehr so einfach. Nicht nur das Essen ungenießbar, auch der Mann", gibt Ehefrau Sylvia Calmund rückblickend zu. Aber heute freut sich Calmund des Lebens. "Ich bin nach wie vor ein Genussesser." 69 Kilo hat er bisher abgenommen und präsentiert bei RTL seinen neuen Super-Body. Tatsächlich ist der Anblick durchaus beeindruckend.
Und Calli kündigt bereits seine nächste OP an. Bald will er sich noch seine Fettschürze wegoperieren lassen. "Bestimmt nochmal 10 Kilo." Danach wiege er so viel wie ein "gut austrainierter Mensch". Er bekennt: Die heute viel zu großen Hemden haben er und seine Frau ans DRK gegeben. Teilweise wurden Masken daraus geschneidert. "Tausende", sagt Cali und lacht.
Er ist nicht unumstritten und seine Heinsberg-Studie auch. Doch der Virologe Hendrik Streeck stellt bei Günther Jauch nochmal klar, was sie gebracht hat: Er habe so nachgewiesen, dass eine Übertragung von Corona durch Schmierinfektion "eigentlich nicht stattfindet". Er und sein Team seien zudem die ersten weltweit gewesen, die den Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns beschrieben haben. Und das ist heute eines der Haupt-Symptome einer Covid-19-Erkrankung.
Die oft heraufbeschworenen Differenzen in den Meinungen zwischen Virologen seien seiner Meinung nach "nur Nuancen".
Auf die aktuellen Maßnahmen angesprochen, findet Streeck, dass man keine neuen brauche, sondern nur "schärfen und kontrollieren" müsse. Allerdings hat er für die Zukunft auch beunruhigende Aussichten parat: "Eine Pandemie kann immer passieren. Das ist wie ein Erdbeben." Man eben müsse gut drauf vorbereitet sein, zum Beispiel bestimmte Institutionen stärken wie beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation.
Die Schauspielerin Elena Uhlig hat im Lockdown ihre Videokonferenz-Talkshow "Uhligs Stilles Örtchen" von ihrem heimischen Klo aus ins Leben gerufen. Mit Kollegen plauderte sie so locker im Netz. Nun darf sich Günther Jauch sieben zufällige Fragen aussuchen. Wir lernen über den Moderator:
Nach einem Medley von Howard Carpendale mit großem Streicherbeistand ist die Sendung zu Ende. Jauchs Schlussworte: "Das war ein besonders Jahr, wir hoffen, daas das nächste, ein schönes, besseres wird." Das hoffen wir wohl alle.