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"Nimmt keinen guten Verlauf": Müntefering platzt der Kragen bei "Hart aber fair"

Franz Müntefering hat einen Impf-Termin. Organisiert von seiner Frau.
Franz Müntefering hat einen Impf-Termin. Organisiert von seiner Frau.screenshot ard
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Notärztin berichtet bei "Hart aber fair": Leute bieten ihr Geld für Impfung – Müntefering platzt der Kragen

02.02.2021, 10:5402.02.2021, 13:01
Dirk krampitz
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Zu wenig verfügbarer Impfstoff, eine hakelige Organisation mit überlasteten Hotlines. Und die Internetportale für Senioren zu kompliziert. Deutschland tut sich schwer beim Impfen gegen Corona.

Darum kamen am Montag-Nachmittag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Ministerpräsidenten der Länder und Vertreter der Pharmabranche zum Corona-Gipfel zusammen. Die ARD hat mit einem Extra zur Corona-Lage berichtet und anschließend die Reportage "Hirschhausen als Impfproband" gesendet. Danach diskutiert dann Frank Plasberg bei "Hart aber fair" die Lage mit folgenden Gästen:

  • Dr. Eckart von Hirschhausen, Arzt und Moderator
  • Dr. Lisa Federle, Notärztin, Pandemiebeauftragte Tübingen
  • Anette Dowideit, Journalistin "Welt am Sonntag"
  • Han Steutel, Präsident des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen
  • Karl-Josef Laumann, CDU, NRW-Minister für Gesundheit, Arbeit und Soziales
  • Franz Müntefering, ehemaliger SPD-Vorsitzender und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO)
Eckart von Hirschhausen ließ sich im Dezember für eine Studie impfen.
Eckart von Hirschhausen ließ sich im Dezember für eine Studie impfen. bild: screenshot ard

Der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen hat für seine TV-Reportage im Dezember an einer Impfstudie als Testkandidat teilgenommen. Ob er wirklich Impfstoff oder nur das Placebo Kochsalzlösung gespritzt bekommen hat, wird er erst noch erfahren. Jedenfalls hat er alles ohne Probleme überstanden und ist nun zu Gast bei Plasberg. "Natürlich ruckelt es in Deutschland, da braucht man nichts beschönigen", bestätigt er die Probleme an der Impf-Front. Gerade die geringen Impfstoff-Liefermengen findet er nicht akzeptabel. Die Impfstoff-Forschung sei teils von Steuergeldern finanziert worden. "Aber die Gewinne werden wieder privatisiert", klagt er an.

Von Hirschhausen klingt so, als wünsche er sich hier den starken Staat. Andererseits plädiert er aber dafür, dass dieser Dinge auch mal "nicht perfekt zu organisieren" versuchen solle. Das würde vieles effektiver machen: Die FFP2-Masken für Risikogruppen hätte man auch zu einen günstigen Großhandelspreis einkaufen und an alle Haushalte verschicken können, schlägt er vor. "Das hätte einen Bruchteil gekostet." Nun würden sich nur die Apotheker eine goldene Nase verdienen, wenn alle Bezugsberechtigten mit ihren extra von der Bundesdruckerei angefertigten, fälschungssicheren Gutscheinen ihre Masken abholten. Hirschhausen fragt sich auch:

"Warum gibt es keine Happy Hour im Impfzentrum?"
Eckart von Hirschhausen

Er meint eine Verimpfung von angebrochenen Ampullen am Ende des Tages fürs Laufpublikum, das nicht aus der Risikogruppe stammen muss. Allerdings sind seine Mitdiskutanten da skeptisch. Journalistin Annette Dowideit ("Welt am Sonntag") befürchtet "Impfvordrängler" und Lisa Federle, Notärztin und Pandemiebeauftrage von Tübingen, ist sich sogar sicher:

"Wenn sie eine Happy Hour machen prügeln sich die Menschen davor. Ich habe schon Leute gehabt, die mir Geld angeboten haben – ernsthaft, sie würden alles zahlen."
Lisa Federle sieht die Impforganisation als "Desaster".
Lisa Federle sieht die Impforganisation als "Desaster".bild: screenshot ard

Der Impfstoff ist eben eine knappe Ware, das sieht Federle täglich. "Bei uns ist es schon ein ziemliches Desaster, wir bekommen keine Impfstoffe – wir haben gerade mal 20 Prozent der Heime geimpft." Und die Planung der Impf-Termine mit Hotlines und Computern sei an den Risikogruppen vorbeigelaufen. "Die alten Leute haben wirklich panische Angst." Vor dem Virus, aber auch davor ein weiteres Vierteljahr ohne soziale Kontakte zu Hause zu sitzen. Ihr bitteres Fazit: "Wir haben den Sommer verschlafen", die Politik hätte Impforganisation und Schnelltests vorantreiben müssen. "Manchmal ist es extrem, wenn alles auf dem Bürger lastet."

Da kann auch der hemdsärmelige NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) nichts ausrichten. Der Landespolitiker wurde durch die Pandemie zu einer bundesweit bekannten Größe. Diesmal hat er allerdings fast nur Durchhalteparolen und Erklärungen beizutragen, warum es gar nicht hätte besser laufen können. Dafür liefert er mal wieder einen Versprecher des Abends, als er von Antra-, statt von AstraZeneca verspricht.

Keine Romantik bei den Pharma-Firmen

Pharma-Lobbyist Han Steutel glaubt an mehr Impfstoffproduktion in den kommenden zwei Wochen.
Pharma-Lobbyist Han Steutel glaubt an mehr Impfstoffproduktion in den kommenden zwei Wochen.bild :screenshot ard

Aber wie wird das nun mit dem Impfstoff-Nachschub? Han Steutel, Präsident des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen, war beim Corona-Gipfel dabei und ist zugeschaltet. Plasberg fragt ihn, ob es nicht eine Idee sei, Patente herauszurücken somit und auch andere Firmen Impfstoffe in Lizenz produzieren zu lassen. Der Pharmalobbyist kanzelt dies als "eine bisschen eine romantische Idee" ab.

Plasberg fasst nach: "Manchmal hat Romantik die Menschheit weitergebracht." Doch Steutel lässt Plasberg abtropfen: "Aber nicht in der Pharmaproduktion." Immerhin verabschiedet er sich mit einer positiven Zukunftsaussicht: "Ich bin persönlich sehr guter Dinge, dass wir in den nächsten Wochen mehr Produktion sehen werden." Ende des zweiten Quartals sieht er die Impfstoffknappheit behoben.

Dann platzt Müntfering der Kragen

Franz Müntefering machte seinem Ärger Luft.
Franz Müntefering machte seinem Ärger Luft.bild: screenshot ard

Anfangs bemüht sich auch der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering um einen positiven Blick auf die Situation. "Das hat verdammt schnell geklappt – auf der Entwicklungsseite", findet der 81-Jährige. "Insgesamt ist die Perspektive gut, die wir haben, der Impfstoff ist da."

Er findet die Entscheidung für die europäische Lösung bei der Impfstoffbeschaffung noch immer richtig, weil Deutschland 2020 die Europäische Ratspräsidentschaft innehatte. "Wir hatten auch die Verantwortung, Europa zusammenzuhalten." Aber er gibt auch zu: "Es ist leider kein gutes Zeichen für Europa, was da abläuft." Sein Credo bleibt: nach vorne gucken und alles besser machen. Doch irgendwann bricht dann selbst aus dem Klartext-Politiker der Frust über das Impf-Chaos heraus:

"Wie man das so in den Sand setzten kann, ist mir völlig schleierhaft – das Impfen war eine Chance, ist es immer noch. Aber wir müssen mehr Impfstoff bekommen als wir im Moment bekommen – sonst wird das eine lange Geschichte und sie nimmt keinen guten Verlauf in diesem Jahr."
Franz Müntefering

Und leider ist man nach dieser Diskussion genauso ratlos wie vorher, welchen Lauf, das Impfen in Deutschland wirklich nehmen wird.

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