Am Donnerstag läuft die 1.500 Ausgabe von "Wer wird Millionär?", die mit einer Jubiläumfolge groß gefeiert wird. Seit 22 Jahren führt Günther Jauch mit seinen Fragen die Kandidaten mehr oder weniger erfolgreich zur Million. Denn von 1999 an gelang es erst 16 Teilnehmern, sich den Hauptgewinn zu erspielen. Zuletzt schnappte sich Ronald Tenholte mit der berühmt-berüchtigten Europaletten-Frage 2020 den Gewinn.
Bis heute ist die Sendung die erfolgreichste Quizshow überhaupt. Jauch sagte RTL dazu: "Das Konzept ist simpel und für jeden verständlich. Man kann sich in der Sendung auch jederzeit ein- und wieder ausschalten. Jeder kann sein eigenes Wissen überprüfen und bekommt ein Gefühl für die Wertigkeit der richtigen Antwort." Dabei gebe es keine Altersgrenzen: "Ja, das berühmte generationenübergreifende Lagerfeuer. Da sehe ich 'WWM' tatsächlich als den fast einzigen Nachfolger von 'Wetten, dass..?'."
Doch was fasziniert die Zuschauer tatsächlich an der Show und auch an Günther Jauch? Gegenüber watson haben Ex-Kandidaten und eine Marken-Expertin eine Antwort darauf gefunden.
Aaron Troschke nahm 2012 an der Sendung teil und wurde mit einen Schlag deutschlandweit bekannt. Damals gewann er 125.000 Euro. Im Interview mit watson verriet Troschke kürzlich, dass er sich auch heute noch an den beliebten Moderator wenden kann: "Es denken viele, dass ich jeden Sonntag mit Günther Jauch beim Brunch auf der Terrasse sitze. Das ist leider nicht so. Herr Jauch lebt sein Leben, aber ich habe seine E-Mail-Adresse und wir haben schon einige E-Mails ausgetauscht. Wenn ich ihn nach seiner Meinung frage, gibt er mir auch immer Feedback und sagt, dass er sich sehr für mich freut."
Und weiter: "Ich übernehme demnächst wieder meinen alten Kiosk und werde ihn per Mail fragen: 'Mensch Herr Jauch, wollen Sie mal vorbeikommen, 'ne Bockwurst essen? Geht auf mich.' Ob er dann kommt oder nicht, werden wir dann sehen." Dies scheint gar nicht so unwahrscheinlich zu sein. Denn laut Sabrina Mockenhaupt, die im November 2020 Teilnehmerin von der prominenten Ausgabe war, ist Jauch ein "Mann von nebenan", wie sie gegenüber watson sagt:
Dieses Merkmal, meint Mockenhaupt, ist auch das Erfolgsrezept von Jauch und "Wer wird Millionär?": "Genau diese Eigenschaft 'Mann von nebenan' und dass er auf seine eigene Art und Weise schlau ist, aber nie überheblich, das macht die Sendung und ihn erfolgreich!" Zu seiner 1.500 Jubiläumsfolge wünscht die Sportlerin ihm somit, "dass er noch ganz lange weitermacht und vor allem gesund bleibt!"
Tina Schürmann, Inhaberin der PR-Agentur Schürmann, sieht die Faszination an der Quizshow folgendermaßen begründet: "Dieses absolute Erfolgsformat befriedigt Grundbedürfnisse und Wünsche der Zuschauer. Wer möchte nicht gern Millionär sein? Hier kann jeder mitmachen, alle haben die gleiche Chance – unabhängig von Geschlecht, Berufsstand, Hautfarbe oder Erwachsenenalter. Der Zuschauer bibbert am Bildschirm mit den Kandidaten, kann mitraten und sein Wissen überprüfen. Dabei kann er sich in seiner Fantasiewelt vorstellen, was er selbst mit dem Geld machen würde. Die Spannung bleibt konstant oben und Günter Jauch bietet Rückhalt durch kleine Tipps."
Ein weiteres Erfolgsrezept ist laut der Marken-Expertin, dass die Regeln und der Spielaufbau über Jahre nicht verändert wurden. "Man weiß genau, was man hat. Das spendet Verlässlichkeit bis hin zu Geborgenheit, denn alles da draußen verändert sich, nur hier ist alles beim schönen Alten. All das macht die Show zu einem TV-Erlebnis, das generationsübergreifend ist und Familien im Wohnzimmer zusammenführt", so Schürmann. Bei der jüngeren und älteren Generation scheint Jauch gleichermaßen beliebt zu sein. Dies lässt sich nach Schürmann so erklären:
Der Moderator gibt über sein Privatleben in der Regel nichts preis. Im Gespräch mit den Kandidaten gibt es jedoch durchaus persönliche Anekdoten von ihm zu hören. Dieses Verhalten ist für die Expertin allerdings nicht widersprüchlich, denn sie erklärt watson:
Besonders die privaten Momente bei "Wer wird Millionär?" seien verantwortlich für die hohen Sympathiewerte. Schürmann meint nämlich: "Die persönlichen Anekdoten in seiner Show wiederum machen ihn für die Kandidaten und Zuschauer menschlich und sympathisch, sie haben einen hohen Unterhaltungswert und geben dem Format die Würze. Ich glaube, genau das ist auch Teil seines Erfolgsrezepts."
Seine Spontaneität und Schlagfertigkeit werden besonders in der Jubiläumsfolge einmal mehr auf die Probe gestellt. Dazu zählt auch die eine oder andere Überraschung. Bei dem Gedanken daran, wird Jauch vorab etwas mulmig, wie er bereits RTL verriet: "Sie haben Recht. Ich behalte in Sendungen eigentlich lieber die Kontrolle. Bei der Sendung gilt allerdings das Prinzip 'Denn er weiß nicht, was passiert'. Und ich habe auch keine Ahnung, auf welche Kandidaten oder Gäste ich treffe. Das wird spannend." Demzufolge wird in der Sonderfolge doch mal an dem altbewährten Konzept gerüttelt.