So haben die Zuschauer Markus Lanz selten erlebt. In seiner ZDF-Sendung ging es am Mittwochabend um US-Präsident Donald Trump, dessen Corona-Infektion und die bevorstehende US-Wahl.
Zu Gast war auch Tina Chittom, die Mitglied der "Republican Overseas" und treue Trump-Anhängerin ist. Ihre Aussagen waren derart heftig, dass Lanz am Ende das Gespräch mit ihr beendete und sich den anderen Gästen und deren Themen zuwandte: "Das überfordert mich emotional", gab Lanz zu Protokoll.
Eine Kostprobe der Aussagen von Tina Chittom:
Besonders heftig wurde es allerdings, als es um das Thema Polizeigewalt und struktureller Rassismus in den USA ging. Nachdem Tina Chittom kritisiert hatte, dass die "Black Lives Matter"-Bewegung "rassistisch gegen Weiße" sei, weil sie "alle Schuld den Weißen" gebe, meldete sich Markus Lanz zu Wort.
Der Moderator schilderte in diesem Zusammenhang, wie er Schwarze Kinder in Baltimore kennengelernt habe, die aus der Schule kommen, die alles im Leben werden könnten, aber links und rechts Drogendealern in die Hände liefen. "Das ist doch ein strukturelles, ernsthaftes Problem. Und Sie negieren das, Sie lassen das unter den Tisch fallen", sagte er.
"Das hat nichts mit Rassismus zu tun. Das hat mit soziologischen Sachen zu tun. Und vielleicht auch mit genetischen Sachen. Das weiß man ja nicht."
"Bitte was?", fragt Lanz völlig perplex nach, woraufhin die Trump-Anhängerin zu Protokoll gab, dass man das ja mal erforschen dürfe. "Das ist die Definition von Rassismus", hallte es ihr entgegen.
Auf Twitter verbreitete sich ein Video dieser Szene rasend und wurde mehrere Hunderttausend Mal angesehen. Der Hashtag Rassistin trendete.
Viele Menschen kritisierten das ZDF und die Redaktion von "Markus Lanz" heftig. Manche forderten, dass Lanz die Trump-Anhängerin nach ihren rassistischen Äußerungen rauswerfen hätte sollen. Andere kritisieren, dass das ZDF mit diesen Aussagen hätte rechnen müssen und damit mindestens leichtfertig einer Rassistin eine Bühne geboten habe. Einige forderten sogar den Boykott der Talkshow durch die Zuschauer.
Zwar waren die kritischen Stimmen deutlich in der Mehrheit, es gab jedoch auch Zuschauer, die es gut fanden, dass Lanz die Trump-Anhängerin eingeladen hatte – weil sie sich und ihr rassistisches Denken somit selbst entlarvte. Auch Lob für den Moderator gab es vereinzelt.
Was sagt das ZDF zu den Vorwürfen? Warum hat die "Markus Lanz-"Redaktion Tina Chittom überhaupt eingeladen – und bereut man diese Entscheidung mittlerweile? Watson hat diese Fragen dem ZDF gestellt.
Eine Sprecherin des Senders verteidigt das Vorgehen der Redaktion:
(hau)