Ein Western, der nie in Vergessenheit geraten wird – nicht wegen seiner Handlung, sondern wegen einer Tragödie, die Hollywood erschütterte.
Als Alec Baldwin am Set von "Rust" eine Requisitenwaffe abfeuerte, endete ein Drehtag tödlich. Die Kamerafrau Halyna Hutchins starb, da die Waffe scharf war.
Die juristische Aufarbeitung war komplex: Baldwin wurde zunächst wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, doch die Anklage wurde später aufgrund von Verfahrensfehlern fallengelassen.
Die Waffenmeisterin des Films, Hannah Gutierrez-Reed, wurde im März 2024 wegen fahrlässiger Tötung verurteilt und zu 18 Monaten Haft verurteilt. Der erste Regieassistent, David Halls, erhielt sechs Monate Bewährung.
Vier Jahre nach dem Unfall ist der Film fertiggestellt, doch der Schatten des Vorfalls bleibt. Seit dem 1. Mai läuft "Rust" in den deutschen Kinos.
Den Western losgelöst von den tragischen Ereignissen zu betrachten, scheint fast unmöglich.
Erst jetzt trudeln vermehrt aussagekräftige Kritiken zum eigentlichen Film ein. Zahlreiche große US-Medien kommen zum Ergebnis, dass "Rust" eben nicht einfach nur ein Western ist.
Wäre es vielleicht sogar besser gewesen, den Film zurückzuhalten? Dies legt unter anderem Nick Schager von "The Daily Beast" nahe.
Dass Alec Baldwin in einer der zentralen Szenen eine Waffe auf die Kamera richtet – dieselbe Perspektive, bei der Hutchins erschossen wurde – wirke unfreiwillig makaber.
Aussagen wie "Es gibt Dinge im Leben, die man nicht zurückbekommt" verstärken den düsteren Unterton.
Inhaltlich bleibt Regisseur Joel Souza bei Altbewährtem: Der 13-jährige Lucas (gespielt von Patrick Scott McDermott) verteidigt seinen Bruder gegen einen brutalen Erwachsenen, tötet diesen im Affekt und wird zum Tode verurteilt.
Erst durch die Hilfe seines Großvaters Harland Rust (Baldwin), einem gesuchten Verbrecher, gelingt ihm die Flucht. Auf ihrer gemeinsamen Reise werden sie von Gesetzeshütern und Kopfgeldjägern verfolgt – ein klassisches Western-Szenario, das wenig Überraschungen bietet, meint Schager.
Zwar sei "Rust" insgesamt kein schlechter Film, "aber einer, dessen Bedeutung weit über das hinausgeht, was auf der Leinwand zu sehen ist".
Ähnliche Töne schlägt der "Hollywood Reporter" an. Hier kommt Lovia Gyarkye zu dem Ergebnis, dass "Rust" die reale Tragödie zu reflektieren scheint, da eine unabsichtliche Tötung auch im Film der Auslöser der Ereignisse ist.
Baldwin spiele seine Figur mit spürbarer Ernsthaftigkeit, doch letztlich handele es sich um einen "uninspirierten" Western, der unter normalen Umständen wohl nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit bekommen hätte.
Die Widmung am Ende des Films gilt übrigens Hutchins – doch ob das reicht, um dem Werk einen würdigen Rahmen zu geben, bleibt fraglich.