Die Netflix-Dokumentation "Der Tinder Schwindler" legt die Machenschaften des Hochstaplers Shimon Hayut aka Simon Leviev offen, der über die Dating-Plattform Frauen kontaktierte und ihnen schließlich falsche Tatsachen vorspielte, um an ihr Geld zu gelangen. Wegen Betrugs wurde er zweimal verurteilt. Der Film enthüllt am Ende allerdings, dass Leviev derzeit auf freiem Fuß in Israel ist und offenbar keine Geldsorgen mehr hat.
"Ich werde meine Klage gegen Sie wegen Verleumdung und Lügen fortsetzen. Im Grunde basiert das alles auf einer Lüge", sagt er schon am Ende der Doku in einer Sprachnachricht. Nach dem Netflix-Release kündigte er bei Instagram an, seine Seite der Geschichte ausführlicher zu erzählen, wurde vergangenen Freitag jedoch auf der Plattform gesperrt – Tinder verbannte ihn ebenfalls.
Über einen mutmaßlich neuen Account veröffentlichte er diesen Freitag dann mehrere Storys: "Ich werde es nicht abstreiten", gab er in dem Statement zwar zu der "Reportage" über sich zu verstehen, relativierte seine Verbrechen aber sogleich damit, dass die geschädigten Frauen durch ihn ja auch viele Vorzüge wie Reisen und Hotelübernachtungen genossen hätten.
Jene Begünstigungen allein würden die finanziellen Schäden der Opfer sogar locker aufwiegen – Ausführungen, die natürlich mit Vorsicht zu genießen sind.
Leviev berichtete obendrein von Drohungen, die er sowie auch Menschen aus seinem Umfeld derzeit erhalten würden. "Meine Familie wird bedroht", gab er entsprechend zu verstehen und fragte seine Follower: "Warum so viel Hass?". Er wolle in Frieden gelassen werden und sein Leben leben.
Im Übrigen habe er auch nie in die Drehs zu "Der Tinder Schwindler" in dieser Form eingewilligt, womit er erneut Vorwürfe gegen den Streaming-Dienst erhob. Ob er jetzt noch etwas gegen die Produktion ausrichten kann, ist allerdings äußerst fraglich.
Der Tinder Schwindler beharrt trotz seiner bereits erfolgten Verurteilungen darauf, dass die Dokumentation einseitig sei und nur die Perspektive der Frauen darstelle. Drei seiner Opfer – Cecilie Fjellhøy, Ayleen Charlotte und Pernilla Sjöholm – haben derweil jüngst eine Petition bei "GoFundMe" gestartet. "Wir wollen nicht, dass noch mehr Menschen betrogen werden", geben sie in der Beschreibung an. Als Ziel angegeben sind 600.000 britische Pfund, gespendet wurden nach bislang fünf Tagen rund 82.500 Pfund (Stand: 11. Februar 2022).
(ju)