Kollegah präsentiert sich oft als Gewinner, der mit Niederlagen eher schlecht umgehen kann. Das Leben als ewiger, selbstverständlich stets siegreicher Kampf – so ein Weltbild verbreitet er gerne in Texten und Videoblogs.
Nun muss er aber eine Niederlage einstecken – ob es im passt oder nicht. Sein Feldzug gegen die Medien ist krachend gescheitert. Das bestätigt ein weiteres Gerichtsurteil, das zu seinen Ungunsten ausfällt.
So muss der Bayerische Rundfunk einen Podcast, in dem über die "Vice"- und "Buzzfeed"-Recherche zu Kollegahs Alpha-Mentoring-Programm gesprochen wurde, nicht löschen. Das entschied das Oberlandesgericht am Dienstag.
Waren seine Anwälte schon mit dem Versuch gescheitert, die Artikel zur Recherche löschen zu lassen, versuchten sie es beim BR mit extrem kleinteiligen Argumenten.
So hatte die Moderatorin Juliane Wieler in dem Deutschrap-Podcast "Schacht & Wasabi" Anfang August gesagt, Journalisten hätten sich über Wochen in das Coaching-Programm des Rappers eingeschleust. Laut Kollegahs Anwalt war das eine falsche Sachaussage. Zum einen hätten die Journalisten nur acht Tage an dem Programm teilgenommen. Zum anderen sei in dem "Vice"-Bericht lediglich von mehreren Wochen Beobachtung die Rede gewesen.
In erster Instanz hatte Kollegah noch Recht bekommen. Die Entscheidung des Landgerichts in München wurde nun aber von der höheren Instanz gekippt.
Damit verliert Kollegah auch die womöglich letzte Schlacht in seinem Feldzug gegen die kritische Berichterstattung.
Im August hatten "Vice" und "Buzzfeed" eine Reportage veröffentlicht, in der sich zwei Reporter undercover in Kollegahs Alpha-Mentoring-Programm eingeschleust haben – unter dem Tarnnamen Marco Konopka. In der Reportage heißt es unter anderem, dass Kunden für einen der Plätze im Programm rund 2000 Euro zahlen müssten – und dafür nur fragwürdige Gegenleistungen erhalten hätten.
Beispielsweise erhielten die Kunden des Rappers Zugang zu einer privaten Facebook-Gruppe, in der simpelste Ratschläge gegeben würden, und einem Video-Chat mit Kollegah, in dem der Rapper krude Verschwörungstheorien verbreiten würde. Zudem würden die Mitarbeiter des Rappers die Kunden des Programms vor Vertragsabschluss unter Druck setzen.
Das missfiel dem selbsternannten Boss offensichtlich sehr. Elf Abmahnungen hatten seine Anwälte an "Buzzfeed" und "Vice" verschickt. In den Abmahnungen wurde behauptet, die Undercover-Recherche würde in Persönlichkeitsrechte eingreifen und wäre üble Nachrede und Diffamierung. Auch Medien, die den Artikel in ihrer Berichterstattung aufgriffen, versuchten die Anwälte abzumahnen.
Erfolg hatten sie damit nicht. Die Recherche der beiden ist genau wie die meisten Artikel darüber nach wie vor online. Und auch der BR-Podcast wird bis auf weiteres verfügbar sein.
(om/dpa)