Der frühere Filmmogul Harvey Weinstein muss sich erneut einem gerichtlichen Prozess unterziehen. Seit einer Woche muss sich der 70-Jährige in Los Angeles wegen Vergewaltigungs- und Missbrauchsvorwürfen vor Gericht verantworten. Schon im Jahr 2020 war Weinstein in New York unter anderem wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden.
Am 31. Oktober rief Richterin Lisa B. Lench Schauspielerin Kelly Sipherd in den Zeugenstand. Sie berichtete laut "Bild", dass sie mit dem ehemaligen Filmproduzenten "in Kontakt treten" wollte, um möglicherweise bei spannenden Filmprojekten mitwirken zu können – "wir alle wollten Harvey kennenlernen".
Wie bei vielen anderen Betroffenen soll sich die angebliche sexuelle Nötigung in einem Hotelzimmer abgespielt haben, in die Weinstein die Schauspielerin wohl eingeladen hatte. "Er kam untenrum nackt aus dem Badezimmer heraus, nur mit einem geöffneten Oberteil bekleidet", sagte Kelly Sipherd. "Es war ein überraschender, ein überwältigender Moment."
Weinstein soll sie daraufhin ausgezogen haben. "Ich habe ihn darum gebeten, aufzuhören, aber er sagte mir, dass ich es lieben würde und dass es nicht lange dauern würde", erzählte Sipherd. Als Weinstein mit seiner Zunge und später mit seinem Penis in sie eingedrungen sei, hätte sie "Todesangst" verspürt. Der angebliche Missbrauch soll etwa 45 Minuten gedauert haben.
Die Schauspielerin soll laut eigener Aussage im Nachhinein mehrmals den Versuch unternommen haben, den "Pulp Fiction"-Produzenten zur Rede zu stellen. Dieser wies die Vorwürfe wohl von sich: "Er versicherte mir, dass das so nie passiert ist. Er meinte, dass er mich wirklich mag und dass er für mich sogar seine Frau verlassen würde."
Nach 17 Jahren sei sie noch einmal auf ihn zugekommen, um "endlich eine Antwort von ihm" zu bekommen. Sie trafen sich erneut in einer Hotelsuite in Toronto. Statt einer Entschuldigung seinerseits soll Weinstein jedoch Sex verlangt haben. "Er hat seinen Penis herausgeholt und vor mir masturbiert, während er meine Brüste massiert hat."
Als Sipherd weitere erstaunliche Details enthüllte, ging ein Raunen durch den Gerichtssaal. Sie beschrieb genau, wie das Sperma des Ex-Produzenten ausgesehen habe: "Sein Sperma war dunkel-orange oder gelb. Es sah auf jeden Fall nicht normal aus."
Auch seine Genitalien waren schon Gesprächsthema beim Gerichtsprozess. Wie die "Bild" berichtete, soll Weinstein laut Aussagen der Betroffenen seit einer bakteriellen Infektion deformierte Genitalien haben. Nach einer OP im Jahr 1999 "wurden seine Hoden aus seinem Hodensack entnommen und in die Innenseiten seiner Oberschenkel eingesetzt", sagte Anklagevertreter Paul Thompson.
Bei dem Prozess geht es um Vorwürfe von fünf Frauen in einem Zeitraum von 2004 bis 2013. Für den Fall einer Verurteilung droht Harvey Weinstein eine Haftstrafe von 140 Jahren.
Weinsteins Anwalt Mark Werksman wies die Vorwürfe in seinem Auftaktplädoyer kategorisch zurück und stellte Weinstein als unschuldigen Mann dar. Die Klägerinnen hätten einvernehmlichen Sex mit dem einflussreichen Produzenten gehabt, um ihre Karriere in Hollywood voranzubringen, führte der Verteidiger aus.
(hkl)