Es sind nicht nur die großen, existenziellen Dinge, die uns in Zeiten von Corona beschäftigen. Manchmal sind es auch schon Kleinigkeiten, die einen vor gefühlt unlösbare Herausforderungen stellen. Denn während man sein Workout auch mit geschlossenen Fitnessstudios für eine gewisse Zeit ins heimische Wohnzimmer verlagern oder ganz klassisch joggen gehen kann, verhält es sich mit der Beautyroutine etwas anders. Denn ein Besuch beim Friseur, im Nagel- oder Wimpernstudio ist nicht so leicht zu ersetzen.
Das zeigen auch die zahlreichen Storys auf Instagram von Stars, die nun mit zerrupften Wimpern, viel zu langen, herausgewachsenen Kunstnägeln oder einem fiesen Ansatz im Haar herumlaufen. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, dass im Homeoffice gemachte Wimpern und Haare irrelevant sind, aber es geht eben nicht nur darum, wie andere einen optisch finden, sondern vor allem ums eigene Wohlbefinden.
Also was tun, wenn während der Corona-Krise beim honigblonden Haar auf einmal ein dicker, dunkler Balken am Ansatz erscheint? Oder wenn der Pony die Sicht behindert und man sich selbst einfach unansehnlich findet? Stylistin Teresa Hofmeister von Reza Hair aus Berlin hat schon Promis wie Lena Gercke, Loredana oder Juju gestylt. Watson sprach mit ihr über die besten Tricks, Tipps und No-Gos, um zumindest auf dem Kopf gut durch die Krise zu kommen.
watson: Reza, vor allem Kurzhaarfrisuren geraten schnell aus der Form. Gibt es einen Trick, um das so gut wie möglich zu kaschieren?
Teresa Hofmeister: Menschen mit Kurzhaarschnitten trifft es am meisten – vor allem, wenn man dann auch noch an Videokonferenzen oder einem Termin teilnehmen muss. Bei Männern und bei Frauen sieht es dann schnell ungepflegt aus, wenn die kurzen Haare aus der Form geraten. Man kann vielleicht selbst ein wenig den Nacken ausrasieren oder es um die Ohren freischneiden. Aber generell empfehle ich nicht, selbst die Haare zu schneiden. Das sollte wirklich dem Profi überlassen werden.
Und was kann ich stattdessen tun?
Ich kann sehr gut empfehlen, stattdessen mal das ein oder andere neue Stylingprodukt auszuprobieren. Zum Beispiel das zu lang gewachsene Haar mit Wachs zurecht wuscheln und sich damit einen neuen Look kreieren. Oder den Look mal nach hinten weggelen. Einfach mal ein wenig experimentierfreudig sein.
Wie sieht es beim Pony aus? Gibt es da Tipps fürs Nachschneiden?
Beim Pony ist es in der Regel ganz gut machbar, den selbst etwas nachzuschneiden. Natürlich mit Vorsicht. Ich würde da empfehlen, sich eine Friseurschere zuzulegen, da gibt es mittlerweile auch schon recht preisgünstige Varianten. Besser nicht zur Nagelschere greifen, denn dann ist die Gefahr groß, dass es durch die geschwungene Form nicht präzise wird – gerade als Laie.
Und wie stelle ich es am besten an?
Ich würde auf keinen Fall von rechts nach links gerade die Haare abschneiden. Meistens schiebt man dann die Haare und es wird auf der einen Seite kürzer als auf der anderen. Besser man schneidet von unten ein wenig gerade rein, ganz leicht angeschrägt – da gibt es auch super Tutorials im Internet zu. Oder den Pony einfach ein bisschen Zwirbeln und dann von unten ganz leicht reinschneiden. Wir nennen das pointen. Das habe ich meiner Schwester, die nicht in Berlin lebt, auch gerade empfohlen. So kann man einfach minimal die Spitzen schneiden.
Gibt’s solche Tricks auch für die Spitzen im Allgemeinen?
Beim Spitzenschneiden würde ich das ähnlich machen. Wenn man einfach nur ein wenig den Spliss wegschneiden und die Haare trimmen will, kann man die Spitzen ein wenig einzwirbeln und dann nur unten die Enden abnehmen. Aber lange Haare zu einem Bob schneiden, würde ich auf keinen Fall selbst machen.
Was ist ein absolutes No-Go beim Frisieren zu Hause?
Was ich ein absolutes No-Go finde, ist, wenn man sich selbst die Haare blondiert, also chemisch gefährlich arbeitet. Denn das geht fast immer nach hinten los. Wer dunkle Haare hat und durch Langeweile in der Corona-Zeit meint, "komm, ich mach mir die Haare mal blond" und dann auf ein Drogerieprodukt zurückgreift – das geht selten gut aus. Ich würde wirklich empfehlen, wenn man nicht darauf verzichten kann, die Ansätze nachzufärben – vor allem bei grauen Ansätzen kann ich das verstehen – den eigenen Friseur anzurufen oder anzumailen. In der Regel sind die alle erreichbar.
Und wie kann man sich das mit der Beratung dann vorstellen?
Wir machen es so, dass wir bei unseren Stammkunden die Ansatzfarben mit einer Anleitung versenden. So machen wir es auch mit Tönungen. Für gewöhnlich ist das auch sehr, sehr gut zu Hause machbar. Vielleicht hat man ja auch einen Partner oder einen Mitbewohner, der einem dabei helfen kann.
Wenn ich mir das Färben mit Profifarbe aber nicht zutraue, kann ich dann auch auf Farbe aus dem Drogeriemarkt zurückgreifen?
Gerade bei Strähnentechnik, Balayage oder Ombré würde ich komplett davon abraten, es selbst zu machen. Das sind aber normalerweise auch Farbtechniken, die ewig halten.
Wann sollte man auf keinen Fall selbst Hand anlegen? Beziehungsweise, welche Frisuren verzeihen einem keinen Fehler?
Bei langen Haaren Spitzen schneiden oder den Pony – das ist alles kein Problem. Aber Kurz- und Männerhaarschnitte, das kann schnell nach hinten losgehen, wenn man da nicht geübt ist. Selbst mit der Haarschneidemaschine kann das schnell viel zu kurz werden, wenn diese im falschen Winkel angesetzt wird.
Und wie sieht es bei Extensions aus? Kann ich die selbst entfernen? Und wie mache ich es am besten?
Es kommt immer auf die Extensionsmethode an, deshalb am besten immer den eigenen Friseur kontaktieren. Ich schicke meinen Kunden dann durchaus mal eine kleine Flasche Entferner nach Hause und geben Hilfestellungen, damit die Haare auch nicht beschädigt werden. Es gibt viele Extensions, die sind unfassbar teuer und ein Kunde will die wiederverwenden. Deswegen ist da Vorsicht geboten und es sollte immer mit dem Friseur abgeklärt werden, der die Extensions eingearbeitet hat.
Und was ist deine Empfehlung ohne professionellen Entferner?
Bei den oft verwendeten Tape-Extensions ist es empfehlenswert, sie mit Pflegeöl oder sogar einem normalen Speise- oder Bodyöl zu entfernen. Damit rutschen sie in der Regel ziemlich gut raus. Danach muss man aber darauf achten, dass sie deep gecleant, also mit einem Tiefenreinigungsshampoo behandelt werden – gerade die Verbindungsstellen. Damit sie entfettet werden und wiederverwendbar sind. Denn ansonsten lassen sie sich nicht aufarbeiten. Die eigenen Haare sind dann natürlich auch ölig, da kann es aber gerne noch etwas länger einwirken, denn es ist ja feuchtigkeitsspendend.
Was muss man hingegen tun, damit sie länger halten? Gibt es besondere Pflegetipps?
Man kann die Zeit zu Hause jetzt auch einfach mal nutzen und seine Haarmaske mal eine halbe Stunde einwirken lassen, anstatt alles auf schnell, schnell zu machen. Intensiv die Längen und Spitzen pflegen. An den Verbindungsstellen kann man auch problemlos Pflegeprodukte lange einwirken lassen. Dadurch kann man die Haare an sich auch nochmal veredeln, indem sie mehr Glanz haben und schön gepflegt sind. Bei Extensions kann man die Haare auch nochmal leicht feucht zusammenflechten, sodass man einen Welleneffekt ohne viel Aufwand erzielt. Ansonsten gilt: Viel kämmen, viel pflegen – dann halten sie bestimmt auch zwei, drei Wochen länger als geplant.
Und wie kann ich meine Frisur ohne Schere und Farbe aufpimpen?
Mein Lieblingstipp, den man unbedingt mal ausprobieren sollte: Ich liebe es, wenn ich noch leicht angefeuchtete Haare habe und mir dann eine Haarkur in die Haare gebe, die ich nicht ausspüle. Dann habe ich diesen leichten Wet-Look. Das fühlt sich zwar erst mal etwas komisch und klamm an, weil man Produkt im Haar hat. Aber ich finde, es macht einen coolen Beach-Look – passend zu dem Wetter. Und man tut dem Haar auch noch was Gutes, denn man hat den ganzen Tag die Haarmaske drin und am Abend kann man sie ausspülen.
Auch mit dem Produkt im Haar ein, zwei Zöpfe flechten, damit sich leichte Wellen ergeben, ist immer schön. Oder einfach einen Pferdeschwanz mit einem schönen Tuch verzieren, damit es nach einer modernen Urlaubsfrisur aussieht. Da hat man viele Möglichkeiten.