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"The Voice"-Star Michael Schulte erklärt Castingshows und Niederschläge

Sänger Michael Schulte schaut melancholisch drein – und das ist er auch ein wenig, wie er selbst sagt.
Sänger Michael Schulte schaut melancholisch drein – und das ist er auch ein wenig, wie er selbst sagt.Bild: VERY US / A DIVISION OF WVG MEDIEN GMBH
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"The Voice"- und ESC-Star Michael Schulte über Castingshows und Niederschläge

Sieben Jahre sind seit seiner "The Voice"-Teilnahme vergangenen, eineinhalb, seit er mit seinem vierten Platz Deutschlands ESC-Fluch brach. Mit seiner letzten Single "Back to the Start" überholte Michael Schulte sogar Superstar Ed Sheeran auf Spotify. Jetzt erscheint mit "Highs & Lows" sein viertes Album. Im Interview mit watson spricht der 29-Jährige über Melancholie und Niederschläge, Fluch und Segen von Castingshows und wie sich seine kleine Familie mit einer Tour vereinbaren lassen.
25.10.2019, 11:37
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watson: Michael, viele Musikerkollegen nehmen sich mal eine längere Auszeit oder arbeiten mehrere Jahre an einem Album, du produzierst gefühlt nonstop. Wie schaffst du es, so viel Output zu erreichen?
Michael Schulte: Das fällt mir tatsächlich nicht sonderlich schwer, da es eine meiner Leidenschaften ist, Songs zu schreiben. Zudem hilft mir das Songwriting mit Dingen klarzukommen, die mich beschäftigen. Ich glaube ich brauche das auch, um mir Sachen "von der Seele zu schreiben".

Wenn du selbst eine Rezension zu deinem neuen Album "Highs & Lows" schreiben könntest – was sollte drin stehen?
Das ist ein wirklich schönes Album geworden! Ein Album über das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, wie diese einen runterziehen, aufmuntern, stärker machen und die kleinen Momente wertschätzen lässt. Musikalisch ein typisches Schulte-Album. Authentisch, mit ehrlichen, echten Geschichten, bei denen jeder sich angesprochen fühlt, und eben Musik bei der man spürt, dass der Sänger das alles auch wirklich so fühlt – von den traurigen Balladen, bis hin zu den schnelleren, positiveren Songs.

Michael Schultes neues Album "Highs & Lows" erschien am 25. Oktober
Michael Schultes neues Album "Highs & Lows" erschien am 25. OktoberBild: PR

In welchem Song steckt am meisten Herzblut und warum?
Ich würde sagen in "Let It Go", "The Love You Left Behind" und "Don‘t You Let Me Go" – allein schon, weil es die klaren Balladen auf dem Album sind.

Wenn wir auf den Titel zu sprechen kommen – wie gehst du selbst mit den "Lows", den Niederschlägen um?
Ich habe jetzt länger kein wirklich großes Tief mehr gehabt bei mir. Aber ich glaube:

"Ich habe mich damals von Niederschlägen so richtig auffressen lassen, habe mir stundenlang traurige Musik angehört und mir zum Beispiel nach dem Tod meines Vaters oft diese negative Last von der Seele geheult, bis alles raus war."

Musik ist auf jeden Fall ein wichtiges Thema in der Bewältigung, da es für mich auch durch das Songwriting eine Art Selbsttherapie ist. Ich glaube, ich lasse den Schmerz zu, um ihn zu verstehen, daraus zu lernen und stärker wieder zurück zu kommen.

Und was war dein absolutes High der jüngsten Zeit?
Auf jeden Fall die Geburt unseres Sohnes Luis!

Auf dem Album finden sich viele melancholische Stücke, es geht mit "Every little Piece" und "Lighthouse" aber auch poppiger und euphorischer zu. Was hat sich geändert, dass du auch mehr in diese Richtung gehst?
Ich bin ein total melancholischer Typ! Und das kriegt man auch nicht aus mir raus, obwohl es mir sehr gut geht. Das ist einfach eine feste Eigenschaft an mir.

Michael ist mittlerweile Vater

Ich denke aber auch, dass man hört, dass ich mittlerweile eine andere Sicht auf das Leben haben, sicher etwas erwachsener und erfahrener, weil ich eben sehr viel erlebt habe und mich auch in einer ganzen anderen Lebenssituation wiederfinde, also noch vor ein paar Jahren. Dass es hier und da etwas positiver und "flotter"“ wird, liegt auf jeden Fall an den tollen Erlebnissen, die ich in den letzten Jahren hatte!

Michael Schultes neue Single "All I need"

Ein entscheidender Karriereschritt war sicher deine "The Voice of Germany"-Teilnahme. Mit deinen Erfahrungen – würdest du aufstrebenden Musikern heute zu einer Teilnahme raten?
Das war auf jeden Fall ein wichtiger Schritt, das stimmt! Mir hat das damals sehr geholfen aus meiner Comfort Zone rauszukommen, aus meinem kleinen Zimmer zu Hause, in dem ich immer meine Youtube-Videos aufgenommen habe. Ich war ziemlich schüchtern, und dieser Sprung ins kalte Wasser, direkt auf die Bühne einer TV-Liveshow, hat bei mir ganz viel aufgeweckt – positiver Natur.

Michael Schulte 2012 mit den drei anderen "The Voice"-Finalisten (inklusive Kumpel Max Giesinger)

Michael Schulte, Ivy Quainoo, Kim Sanders und Max Giesinger - die letzten vier Kandidaten vor dem Finale (09.02.0212, 20.15 Uhr, Pro7) der Castingshow The Voice of Germany am 08.02.2012
Bild: imago images / APress

Wie Selbstvertrauen und die Erkenntnis, dass ich es liebe, auf Bühnen zu stehen. Ich glaube, dass eine Castingshow nicht für alle der richtige Weg ist. Vermutlich muss man das aber selbst herausfinden.

Was lässt sich durch eine Castingshow-Teilnahmer erreichen – und was nicht?
Ich denke, eine gewisse Bekanntheit und auch Erfahrung im Bereich Interviews geben und Singen unter Drucksituation sind Dinge, die man durch eine Teilnahme erreichen kann. Eine Castingshow wird aber keinen Musikstar aus dir machen und großen Erfolg wirst du vermutlich danach auch nicht feiern. Die eigentliche Arbeit beginnt auch erst nach so einer Show. Man muss sich den richtigen musikalischen Erfolg erst erarbeiten, sich den Respekt im Live-Bereich erspielen und zeigen, dass man nicht nur Cover-Songs singen kann, sondern eben wirklich ein eigenständiger Musiker ist, der gute Musik schreibt und veröffentlicht. Eine Castingshow war bei mir ein wichtiger Schritt, aber eben auch nur der Anfang von allem.

"Der ESC war die beste Entscheidung"

Wir sprachen zuletzt mit Tom Neuwirth alias Conchita Wurst über seine ESC-Teilnahme. Er sagte, nach dem ersten Rausch nicht mehr happy gewesen zu sein, da er ständig on the run war und sich zu wenig auf sich selbst konzentrieren konnte. Wie hast du die direkte Zeit nach dem ESC für dich erlebt?
Ich kann jetzt, fast eineinhalb Jahre später, immer noch sagen, dass mich das alles sehr glücklich macht und das Zurückdenken nur positive Gefühle in mir auslöst. Was meine musialische Karriere angeht, war es die beste Entscheidung, es beim ESC zu probieren!

"You let me walk alone" berührte 2018 die ESC-Fans – Michael wurde Vierter

May 12, 2018 - Lisbon, Portugal - Singer Michael Schulte of Germany performs during the 2018 Eurovision Song Contest Grand Final, at the Altice Arena in Lisbon, Portugal on May 12, 2018. Lisbon Portug ...
Bild: imago stock&people

Verfolgst du die Karrieren von anderen deutschen ESC-Teilnehmern, wie zum Beispiel Lena?
Na klar, insbesondere die von Lena. Sie ist natürlich super erfolgreich und wir haben uns zuletzt auch beim "NDR2 Soundcheck Festival" getroffen. Ansonsten verfolge ich nicht wirklich andere Teilnehmer, dafür fehlt mir auch aktuell ein wenig die Zeit.

Kürzlich sagtest du in einem Interview, dass deine Familie mit dir auf Tour gehen wird. Wie wird das wohl werden, zusammen mit einem Kleinkind?
So richtig mit mir auf Tour gehen sie nicht. Wir haben es lediglich ein paar Mal gemacht, dass sie mich begleiten, wenn es gut passt und wollen auch im nächsten Jahr vermehrt schauen, dass wir solche Reisen auch mal gemeinsam ausprobieren. Natürlich geht das nur bei Konzerten und Promo-Terminen, die nicht gerade super zeitintensiv sind und für die man nicht gerade 7 Stunden mit dem Pkw über die Autobahn fahren muss.

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Wir wollen es bei der Deutschland-Tour im März auf jeden Fall für eine Nacht mal ausprobieren, ob Luis in einem Nightliner gut schlafen kann, oder nicht. Wir gehen eher von Letzterem aus und dann wird der Versuch auch nur ein Versuch bleiben. Aber mal schauen. Wir wollen einfach versuchen, so viel gemeinsame Zeit wie möglich zu haben!

Wie schaffst du es, dass trotz Terminstress, Konzerten, und Songtexten deine Familie nicht zu kurz kommt?
Das ist auf jeden Fall keine einfache Aufgabe und bedarf eines gut organisierten Plans. Da muss man schauen, dass man einen Weg findet, das alles unter einen Hut zu bekommen. Ich versuche zum Beispiel nicht länger als 2-4 Tage nicht zu Hause zu sein, damit wir keine zu langen Auszeiten haben. Auf der Tour im Februar diesen Jahres habe ich es zum Beispiel extra so gelegt, dass ich 3-4 Konzerte spiele und dann 3-4 Tage frei habe.

Im nächsten Jahr wirst du 30 Jahre alt – gibt es Ziele, die du dir gesetzt und davor noch erreichen möchtest?
Nein, tatsächlich nicht.

Nein?
Wenn ich einen Wunsch für die nächsten Jahre habe, dann, dass es so toll weiterläuft wie aktuell. Dass es im Privaten und im Musikalischen so toll läuft, ist nicht selbstverständlich und ich weiß das sehr zu schätzen. Wenn das so toll weiterläuft und wir alle gesund bleiben, was eh das Wichtigste ist, wäre ich sehr sehr glücklich.

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