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Katrin Bauerfeind über Podcasts: "Rätsel, warum Frauen unterrepräsentiert sind"

Katrin Bauerfeind will, dass sich Frauen mehr gegenseitig unterstützen.
Katrin Bauerfeind will, dass sich Frauen mehr gegenseitig unterstützen.www.imago-images.de/eventpress
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"Ein Rätsel, warum Frauen schon wieder unterrepräsentiert sind": Katrin Bauerfeind wundert sich über Podcast-Szene

08.05.2022, 13:1508.05.2022, 16:16
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In Katrin Bauerfeind stecken sehr viele Talente. Am besten kennt man sie wohl als Journalistin und Moderatorin: Sie war Teil des Teams von Harald Schmidt in dessen Late-Night-Show und moderierte unter anderem das nach ihr benannte Popkulturmagazin "Bauerfeind" auf 3sat und das Format "Bauerfeind assistiert...". Seit 2019 hat sie mit "Bauerfeind – Die Show zur Frau" zudem ihre eigene Talkshow. Darüber hinaus ist sie aber noch Autorin ("Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag: Geschichten vom schönen Scheitern") und Schauspielerin. Zuletzt spielte sie in der Comedy-Fernsehserie "Frau Jordan stellt gleich" die Hauptrolle.

Als wären das nicht schon genug Berufe für drei Leben, mischt Katrin auch noch in der Podcast-Szene mit. Im März 2018 startete sie den ersten Live-Podcast "Frau Bauerfeind hat Fragen", bei dem sie als Gastgeberin fungierte und immer wechselnde Gäste hatte. Nun hat sie einen neuen Podcast, den macht sie jedoch nicht alleine, sondern mit ihrer Kollegin Sarah Kuttner. In "Bauerfeind + Kuttner" sprechen die beiden Moderatorinnen immer Donnerstags über die vielen Themen, die sie bewegen. So lautete der Überbegriff für ihre erste Folge "Druck". In der aktuellen Episode sprechen sie über "Überfluss".

Und das Frauen-Duo kann schon einen Erfolg verbuchen: Ihr Podcast landete direkt auf Platz eins der Podcast-Charts bei Spotify und überholte nebenbei etablierte Podcasts wie "Gemischtes Hack" oder "Fest & Flauschig". Da stellt sich doch die Frage, warum die beiden nicht schon früher einen gemeinsamen Podcast gemacht haben? Das beantwortet Katrin Bauerfeind im watson-Interview. Außerdem sinniert sie darüber, warum Männer das Metier Podcast dominieren und erklärt, warum sie für eine Frauenquote ist. Wie nicht anders bei der 39-Jährigen zu erwarten, fallen ihre Antworten und Aussagen scharfsinnig, pointiert und überaus lustig aus.

watson: Ihr habt im Podcast gesagt, dass ihr schon länger drüber nachgedacht habt, einen Podcast zu machen. Von wem kam dann der letzte Impuls, das dann wirklich zu machen und nicht nur drüber zu reden?

Katrin Bauerfeind: Wir wollten schon seit Jahren diesen Podcast machen, aber irgendwie hat es sich dann nicht ergeben. Jetzt ist SevenOne Media dazugekommen und hat gesagt: "Wir hätten Bedarf, es fehlen noch Frauen, wollt ihr nicht?" Jetzt ist die Konstellation perfekt und alles hat sich entspannt ergeben. Es sollte jetzt offenbar so sein.

"Ich kann nur sagen: Einfach machen. Nicht warten, nicht zögern oder zweifeln. Ausprobieren und lieber scheitern und nochmal anfangen."
Katrin Bauerfeind ist ein wahres Multitalent.
Katrin Bauerfeind ist ein wahres Multitalent.www.imago-images.de / eventpress

Das Metier Podcast wirkt männerdominiert, obwohl es schon viele Podcasts von Frauen gibt. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Das stimmt, es wirkt männerdominiert. Mir ist wie immer ein Rätsel, warum Frauen schon wieder, wie in vielen anderen Bereichen, unterrepräsentiert sind oder eher hinten rüber fallen. Vielleicht können wir jetzt einen kleinen Beitrag leisten, damit sich‘s ändert. Wir dachten nämlich auch erst, bei so vielen Podcasts hängt der Himmel doch sicher schon voller Sterne, aber wenn noch nicht genug Frauen dabei sind, dann leuchten wir gerne mit.

Hast du in diesem Zusammenhang trotzdem einen Tipp für Frauen?

Ich kann nur sagen: Einfach machen. Nicht warten, nicht zögern oder zweifeln. Ausprobieren und lieber scheitern und nochmal anfangen. Das rate ich Frauen immer und auch wenn´s ums Podcasten geht. Aber gerade da ist die perfekte Zeit jetzt.

"Wenn eine Frau ein Buch schreibt, dann denken ja immer noch sehr viele Menschen, das Buch sei für Frauen. Wenn Männer ein Buch schreiben, geht man davon aus, es ist selbstverständlich für alle, die lesen können."

Trauen sich Männer in deinen Augen einfach mehr zu?

Es gibt ja auf diesen Witz: Wenn ein Mann vor dem Spiegel steht, denkt er, jo, im Prinzip Brad Pitt! Halt mit ein bisschen mehr Bauch und Glatze, aber grob kommt´s schon hin. Ist zwar ein Witz, aber Männer hinterfragen sich tendenziell oft nicht in dem Maße wie Frauen. Frauen werden aber auch meistens kritischer beurteilt und sind logischerweise deswegen selbst auch strenger mit sich. Männer machen mal und sehen dann weiter. Viele haben schon drei Podcasts an die Wand gefahren, bevor die erste Frau angefangen hat, weil´s natürlich auch immer schief gehen könnte. Aber die Angst kann man weglassen.

Im Pressetext zu eurem Podcast ist zu lesen, dass es um mehr gehen soll als "Sex, Kinder und Menstruation." Warum war es euch wichtig, das zu betonen?

Wenn eine Frau ein Buch schreibt, dann denken ja immer noch sehr viele Menschen, das Buch sei für Frauen. Wenn Männer ein Buch schreiben, geht man davon aus, es ist selbstverständlich für alle, die lesen können. Genauso will man nochmal betonen, dass es nur weil zwei Frauen miteinander reden, nicht um Frauenthemen gehen muss, sondern um Themen. Selbstverständlich eigentlich, aber besser wir klären es zur Sicherheit nochmal.

Du und Sarah, ihr sprecht auch über euren Job in der Medienbranche. Lola Weippert beispielsweise hat erzählt, dass sie oft mit Neid in der Branche zu tun hat. Hast du auch solche Erfahrungen gemacht?

Ich freue mich für jede Frau, die eine neue Sendung bekommt. Ich freue mich über jede Frau, die um 20:15 Uhr aus meinem Fernseher rausguckt. Je mehr Frauen da sind, umso besser. Frauen sollten Frauen supporten und sich gegenseitig unterstützen, Netzwerke aufbauen und gut aufeinander aufpassen, vor allem auch in unserer Branche. Neid ist nicht so mein Thema.

"Klar, weil Männer ja immer wegen der Leistung da sitzen und nicht einfach aus dem simplen Grund, dass seit jeher auf einen Mann automatisch ein anderer Mann folgt."
Katrin Bauerfeind spricht sich klar für eine Frauenquote aus.
Katrin Bauerfeind spricht sich klar für eine Frauenquote aus.www.imago-images.de

Und wie setzt du das in der Realität um?

Ich mache das schon seit ich meine eigenen Sendungen habe. Damals bei "Bauerfeind assistiert" hieß es noch: "Wir würden gerne Frauen einladen, aber es gibt ja keine." Meine Meinung ist, dann haben wir eben noch nicht lange genug geguckt. Auch in meiner jetzigen Show, "Bauerfeind", versuchen wir natürlich ausgeglichen einzuladen. Für "Frau Jordan stellt gleich", eine Comedy-Serie über eine Gleichstellungsbeauftragte, die ich gespielt habe, ist der Hauptcast zu 75 Prozent weiblich. Und wir haben versucht Regie oder auch Autoren und Autorinnen gleichberechtigt zu besetzen. Es ist schon immer mein Anspruch, das so zu machen und unabhängig davon glaube ich, eine Frauenquote helfen würde.

Warum glaubst du das?

Es gibt weniger Frauen in Vorständen, als Männer, die Thomas heißen. Wenn man dann mal sachte nach Frauen fragt, rufen alle: "Nee, also das zieht die Qualität runter und keine will eine Quotenfrau sein!" Klar, weil Männer ja immer wegen der Leistung da sitzen und nicht einfach aus dem simplen Grund, dass seit jeher auf einen Mann automatisch ein anderer Mann folgt. Wir haben nämlich eigentlich eine Männerquote und die bringt selbstverständlich auch Mittelmaß. Ich jedenfalls hab schon mit vielen Männern gearbeitet, wo man ganz sicher sagen konnte, Frauen kriegen es mit Sicherheit mindestens genauso mittel hin. Da mache ich mir keine Sorgen.

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