Wenn Charles am 6. Mai in der Westminster Abbey zum König gekrönt wird, ist es die erste Krönung in Großbritannien seit 70 Jahren. Seit Wochen gibt es immer neue Informationen dazu, wie die Zeremonie ablaufen wird, auch die Spekulationen zur Gästeliste und zu möglichen Traditionsbrüchen schießen ins Kraut. Über die Mitglieder der Königsfamilie wird ebenfalls viel diskutiert. Welche Rolle werden Prinz George und Prinz William spielen? Wird Camilla nach der Krönung noch die "Queen Consort" sein? Und warum taucht Prinz Harry zu einer Veranstaltung auf, die "die Institution", wie er sie nennt, so sehr symbolisiert wie nichts sonst?
Im Gespräch mit watson erklärt Adelsexperte Jürgen Worlitz, was er von der Zeremonie erwartet. Denn die wird seiner Meinung nach etwas ganz Besonderes sein. Und auch zu Prinz Harry und seiner Frau hat er eine deutliche Meinung.
watson: Was erwarten Sie von der Krönung von König Charles III., gerade im Vergleich mit der von Queen Elizabeth II.?
Jürgen Worlitz: Einen Vergleich mit der Krönung von Queen Elizabeth können die wenigsten machen. Zum einen, weil das mehr als 70 Jahre zurückliegt, zum anderen, weil keiner von uns dabei war. Was man erwarten kann, ist mit Sicherheit eine Krönung, wie sie so in Europa nicht wieder vorkommen wird. Ich sage bewusst in Europa, weil andere Monarchien bei uns gerne vergessen werden. In Thailand ist man mit Sicherheit auch in der Lage, solch eine goldene Pracht ohne Rücksicht auf irgendwelche Kosten oder auf Befindlichkeiten im Volke zu organisieren. Aber in Europa wird das mit Sicherheit ein einmaliges Event sein. Wenn William einmal auf den Thron kommen sollte, was ja immer noch sehr anzunehmen ist, dann wird er sicherlich noch mehr verschlanken und dann wird es langsam modern.
Glauben Sie, dass Camilla nach der Krönung immer noch Queen Consort sein wird?
Camilla wird am Tag der Krönung nur noch Queen genannt werden. Wir müssen uns an Großbritannien orientieren, da ist die Monarchie und nicht das, was die Medien sich ausdenken. Es gibt eine Queen Camilla. Aber: Das ist absolut nichts Besonderes und auch nichts, was an die verstorbene Queen in irgendeiner Weise erinnern soll oder sie ersetzen soll. Camilla ist immer die angeheiratete Königin. Das ist für sie ein ganz normaler Titel, der eigentlich nur im Umgangsgebrauch das Ganze erleichtert.
Harry und Meghan haben sich mit ihrer Antwort auf die Einladung zur Krönung sehr viel Zeit gelassen. Hatten sie auf eine Entschuldigung der Königsfamilie gewartet?
Diese Andeutungen einer Entschuldigung sind von Harry und Meghan gemacht worden, weil sie sich rechtfertigen müssen, ausgegrenzt worden zu sein. Ich glaube von den Royals in Großbritannien, sprich Charles und seiner Familie, weiß niemand, wofür sie sich entschuldigen sollten. Ich glaube, sie konnten eher eine Entschuldigung von Harry erwarten, denn was der sich in seinem Buch geleistet hat an unbewiesenen Behauptungen und auch Anschuldigungen, ist eigentlich bodenlos. Aus dem Grunde sehe ich da auch nicht die geringste Chance einer sogenannten Versöhnung.
Könnte Harry nach der Krönung wieder ein Interview geben und über seine Erlebnisse dort auspacken?
Harry und Meghan werden von den amerikanischen Medien, von den Talkmastern, von den Journalisten immerzu dazu gedrängt, auf dieses eine Thema einzugehen. Das bedeutet im negativen Fall: Sie müssen immer ein bisschen Klatsch nachliefern. Und dann kommen wieder diese ominösen Quellen: "Ein Vertrauter hat gesagt…" Und ich weiß aus Erfahrung: Den Vertrauten, den gibt es gar nicht. Natürlich werden Harry und Meghan Sachen selbst ausplaudern müssen und einiges ist natürlich auch aus Harrys Erfahrungsschatz. Meghan kann keinen großen haben, sie ist ja nur kurz dabei gewesen.
Bei den letzten Treffen zwischen Harry und der Familie stand immer eine Aussprache im Raum. Wird es dazu noch kommen?
Nein, aus dem einfachen Grund: Es kann ja nichts ausgesprochen werden. Es kann nur gesagt werden: Wenn es so weitergeht, gibt es kein Weiter. Denn es kann, wenn überhaupt, nur ein Weiter geben, wenn keine Anschuldigungen oder intime Äußerungen aus dem Königshaus in Amerika breitgetreten werden, alleine mit dem Ziel, damit Geld zu scheffeln. Und diese Garantie müssten Harry und Meghan irgendwie geben, nach dem Motto: Wir machen unser Ding, ihr macht euer Ding.
Halten Sie es für wahrscheinlich, dass Meghan in den nächsten Tagen ihre Social-Media-Accounts oder ihren Blog wiederbelebt?
Es bahnt sich an, dass Meghan etwas tun muss, sonst fragt man sich: Wofür ist sie überhaupt noch da? Und sie hat auch schon angedeutet, dass die Filmerei für sie keine Rolle mehr spielt, sondern dass sie ihre Social-Media-Aktivitäten aufleben lassen will.
Wie bewerten Sie ihr Verhalten im Vorfeld der Krönung?
Sie ist jetzt zufällig zehn, zwölf Tage vor der Krönung mal wieder öffentlich aufgetreten, mit Harry zusammen, und hat sich gleich wieder insofern hervorgespielt, als sie ihren Look verändert hat. Darauf stehen die Medien. Dass sie spielerisch Harrys Kussversuche in der Öffentlichkeit abgewehrt hat, war wiederum reine Show und ist ja auch überall registriert worden. Darüber wird sie sich sicherlich gefreut haben, dass ihr dieser Coup wieder gelungen ist.
Mit welchen Aktionen von ihr rechnen Sie rund um die Krönung?
Ich vermute stark, dass Meghan parallel zur Krönung etwas machen wird, das Beachtung findet. Das ein bisschen Scheinwerferlicht auf sie lenkt. Das kann die Veröffentlichung einer Fotosession sein, das kann aber auch eine Ausnutzung von dem Geburtstag ihres Sohnes sein, der am Tag der Krönung ist. Da könnte man also, wie man heute gerne schreibt, 'zuckersüße Fotos' posten. Irgendetwas in dieser Richtung wird garantiert folgen, für die mediale Aufmerksamkeit. Ich vermute aber, dass Meghan kein Störfeuer machen wird. Das würde man ihr vielleicht auch gar nicht verzeihen.
Meghans Sprecher hatte vor ein paar Wochen erklärt, sie "würde sich nicht mehr mit der Vergangenheit beschäftigen". Für wie glaubwürdig halten Sie die Aussage?
Meghan muss ein Ziel haben. Die Vergangenheit ist, banal gesagt, ausgelutscht. Da kommt nichts Neues mehr dazu. Also muss man in die Zukunft schauen. Meghan wird genug Geld haben. Sie könnte sich auch zur Ruhe setzen. Was sie aber vom Naturell her nicht kann und weil sie auch dieses Geltungsbedürfnis hat. Sie möchte noch irgendetwas ganz Großes werden. Und daran, denke ich, wird sie versuchen zu arbeiten.